Ewige Schlaflosigkeit der Mütter

Ich schlief schon immer viel und gerne. Während andere nach 8 Stunden Schlaf erholt aufstehen, war ich bei unter 10 Stunden Schlaf nicht ansprechbar. Trotzdem ging ich immer frühestens um Mitternacht schlafen, denn ich bin ein nachtaktiver Mensch. Mein Mann sagt heute, ich habe früher so viel geschlafen, dass ich bis ans Ende meines Lebens keinen Schlaf mehr brauchen sollte. Hat der eine Ahnung!

Aufstehen um zehn? Früher habe ich mir einen Wecker stellen müssen. Heute bedeutet 8 Uhr für mich ausschlafen. Klar ändert sich das Leben mit der Geburt eines Kindes. Klar weiß jede Frau, dass sie unausgeschlafen sein wird, wenn sie ein Baby bekommt. Aber keiner sagte mir, dass es länger dauern wird, als nur ein Jahr. In meinen naiven Vorstellungen hatte ich einen klaren Plan: das erste Jahr, in dem mein Kind nachts aufwachen wird, werde ich mich mittags mit ihm hinlegen. Das kriege ich schon hin.

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Wie gesagt: naive Vorstellungen, denn es gibt in der Realität zwei Probleme, die meinen Plan völlig kaputt machen! Erstens: ein Kind ist kein Roboter und wann es durchschlafen wird, weiß keiner. Auch das Kind nicht und das wird bestimmt nicht pünktlich mit dem ersten Geburtstag passieren. Und zweitens: man legt sich zum Mittag mit dem Baby nicht hin. Ich sage selten bis niemals. Weil man zum Mittag SO VIEL erledigen kann und außerdem ist es vielleicht die einzige Freizeit, die man hat. Man kann in Ruhe Nägel schneiden, Haare waschen, Wohnung putzen und eine Seite aus der Lieblingszeitschrift lesen. Ich schaffe in zwei Stunden so viele Sachen, dass ich locker die ganze Welt regieren könnte. Bevor ich aber die Weltherrschaft an mich reiße, möchte ich mich detailliert dem ersten Punkt widmen:

Ein Jahr ohne Schlaf kriege ich hin.

Baby füttern, wickeln, beruhigen, wenn es schreit… So stellte ich mir als Schwangere die Nächte vor, die mich erwarteten. Alle drei Stunden stillenkuscheln, alles ganz einfach. Doch das Leben ist kein Wunschkonzert… Unser kleiner Schatz hatte eine perfekte innere Uhr eingebaut: alle zwei Stunden wollte er essen. Pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk. Leider hieß es nicht, dass ich dazwischen ruhig schlafen konnte. Denn das mit dem Stillen war auch nicht so einfach, wie ich dachte. Und da ich ihm, zumindest so lange es ging, Muttermilch geben wollte, habe ich abgepumpt. Jede Frau, die es je machen musste, bemitleidet mich jetzt bestimmt. Ich bin bis heute traumatisiert, denn es gibt kaum etwas, das sich komischer anfühlt, als die eigene Milch abzupumpen. Dazu könnte ich einen ewig langen Beitrag verfassen. Aber ich habe diese Zeit erfolgreich aus meinem Kopf verdrängt… Nun zurück zu unseren Nächten mit dem Baby:

Ich funktionierte nur noch in einem Sparmodus.

Nachts sieht es bei uns so aus: Das Baby ist wach, Milch aufwärmen, Baby füttern, danach eine halbe Stunde abpumpen, waschen, putzen, Milch lagern und alle anderen Tätigkeiten, die eine Mutter nachts so tun muss… Bis ich wieder geschlafen habe, war mindestens eine Stunde vorbei, das hieß eine Stunde schlafen, bis das Baby wieder wach war. Die erste Woche habe ich es nicht schlimm gefunden und machte den Fehler, dass ich folgenden Satz laut sagte: „Wieso beschweren sich alle über die Schlaflosigkeit? Es ist doch gar nicht so schlimm!“ Wenn man so etwas laut sagt, wird man anschließend vom Leben fertig gemacht. Nie, wirklich niemals darf man so etwas laut sagen. Denn danach ging alles nur noch bergab.

Schlaf Kindlein, schlaf endlich!

Der zwei Stunden Rhythmus meines Sohnes hielt recht lange an. Nach dem zweiten Monat habe ich gemerkt, dass ich langsam müde werde. „Langsam müde“ ist sehr schön formuliert. Ich funktionierte nur noch in einem Sparmodus. Automatische Reaktionen und Tätigkeiten erfüllten meinen Alltag. Heute sage ich: zum Glück wurde meine Milch immer weniger, sodass ich mit dem Abpumpen bald komplett aufgehört habe. Denn mit meiner Sturheit würde ich heute noch abpumpen, wenn es funktioniert hätte und das wäre mein Tod gewesen. Eines Tages hat mein Mann 5 Euro in eine Webseite investiert, die Babynahrung getestet hat um zu wissen, welche Nahrung die Beste ist. Wir geben doch unserem Baby nicht einfach irgendeine Milch! Danach kam er mit der allerbesten Marke heim, dazu kaufte er so einen Behälter, in dem man das Milch-Pulver schön portionieren konnte und eine Thermoskanne hat er auch besorgt. Einfach ein Traummann! Dieses Zubehör hat er mir jeden Abend auf meinen Nachttisch gestellt. Und schon konnte ich mehr schlafen. Nach dem dritten Monat wurden die Abstände des Wachwerdens auch länger: ganze drei Stunden hat der kleine Mann schon geschlafen und endlich schneller getrunken. So war die Flasche schnell leer und ich wieder im Tiefschlaf.

Babymilch herrichten

Ein Jahr ist um, doch wir schlafen nicht.

Beim ersten Geburtstag meines Sohnes sah ich mich schon eine Nacht durchschlafen. Wie süß, lache ich heute darüber. Denn er wollte noch immer zwei mal in der Nacht seine Milch haben. Er war noch nie ein guter Esser, so wollte ich ihm die Milch auch nicht wegnehmen. Doch irgendwann wurde es immer weniger, er trank nicht wirklich. Da wurde mir klar, dass er die Milch wahrscheinlich gar nicht mehr braucht und tatsächlich, mit 14 Monaten wurden die Nächte endlich milchfrei. Und jetzt kommt das größte Geheimnis, das euch nie jemand sagt, bevor ihr Kinder kriegt. Aber ich bin ganz mutig und will es der ganzen Welt sagen: milchfrei heißt nicht, dass die Nächte nun durchgeschlafen werden. Nein, nein. Meine erste durchgeschlafene Nacht kam erst viel später und bis heute gab es nur drei davon. Oder nur zwei? Keine Ahnung, ich bin zu müde, um mich zu erinnern.

Baby schläft, ich nicht…

Ohne Milch wurde aber alles besser. Die Nächte wurden langsam ruhiger und dann kam die schlimmste Erkenntnis meines Lebens: dass das Kind schläft, heißt nicht, dass ich durchschlafe. Denn ich muss schauen, ob mein Kind zugedeckt ist, richtig liegt, ob er seinen Schnuller hat, noch atmet… Völlige Verzweiflung. Mein Kind schläft und ich wache trotzdem oft nachts auf und schaue nach ihm. Letztens habe ich sogar meinen Mann kontrolliert und zugedeckt. Hallo? Kann mir jemand ein paar Schlaftabletten in meine Abendsuppe mischen?

Schläft das Baby, schlafen die Mütter meistens trotzdem nicht.

So ist es also. Kommt ein Baby zur Welt, vergeht der Schlaf. Schläft das Baby, schlafen die Mütter meistens trotzdem nicht. Außer sie fallen ins Koma, wie ich es nenne, wenn ich doch einmal die ganze Nacht nicht aufwache. Ich glaube es ist die Schutzreaktion meines Körpers, drei Mal im Jahr eine Nacht außerhalb menschlicher Reaktionen zu verbringen, in dem Land des Tiefschlafs. Hach, ist das schön. Habe ich euch schon erzählt, dass mein kleiner Bub, jetzt schon 22 Monate alt ist, nachts immer wieder um zwei Uhr komplett wach wird und uns vorsingt oder spielen will? Wer gerne Gruselgeschichten liest, dem erzähle ich es irgendwann. Wenn mein Sohn groß wird und ich es lustig finden werde…

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