Mein Kind will nicht mehr in den Kindergarten

„Ich geh‘ da nicht mehr hin!“ – diesen Satz kennen viele Eltern. Auch nach einer erfolgreichen Eingewöhnung können Kinder plötzlich nicht mehr in die Betreuung wollen. Mögliche Gründe und Lösungen.

Tobias steht mit verschränkten Armen zuhause im Vorzimmer und protestiert: „Ich mag heute nicht in den Kindergarten!“ Die Mama ist verwundert. Das passiert heute zum ersten Mal. Bisher hat sich Tobias in der Früh schon auf die anderen Kinder im Kindergarten gefreut.

Was steckt dahinter? Das ist die erste Frage, die du dir stellen sollst, wenn sich dein Kind weigert. Versuche herauszufinden, was die Gründe sind. Da hilft meistens ein ruhiges Gespräch. Frag nach, was dein Kind im Kindergarten nicht mag.

Lass dein Kind erzählen und beobachte dabei, wann es bedrückt wirkt.

Was steckt hinter der Kindergarten-Verweigerung?

Wenn das Kind nicht mehr in den Kindergarten will, können unterschiedliche Gründe dahinter stehen:

  • Trennungsangst
  • Stress in der Kindergartengruppe mit den anderen Kindern
  • Unter- oder Überforderung
  • Kindergartenpädagogin ist nicht da
  • Unstimmigkeiten oder besondere Ereignisse in der Familien (Streit, Trennung der Eltern, Geschwisterchen…)
  • Spannungen zwischen Eltern und Kindergarten

 

Papa, bleib da!

Der Abschiedsschmerz, wenn Papa oder Mama sich im Kindergarten verabschieden, ist oft groß. Mit zunehmender Selbstständigkeit und Alter nimmt die Trennungsangst ab, verschwindet aber nie ganz. Bei Trennungen brauchen Kinder Zeit und Unterstützung für diesen Prozess.

Trennung von Mama und Papa, aber auch vom geliebten Zuhause, der gewohnten Umgebung, Freiheiten beim Spielen können Gründe für die Kindergarten-Unlust sein. Manche Kinder wollen lieber zuhause spielen, da ist es stressfrei und gemütlich.

Solltest du den Eindruck haben, dass dein Kind von anderen Kindern gehänselt oder unterdrückt wird, ist es besonders wichtig, ein Gespräch mit dem Kindergarten zu führen.

Anna-Marie schreibt: „Bei uns war es sicher immer eine Art Überforderung, unsere Kinder sind Seismographen unserer Stimmungen – Hektik in der Früh, Druck im Beruf, Spannungen innerhalb der Familie, Sorgen, Erschöpfung,… Ich denke, dass bei Kindern dadurch Ängste und Verunsicherung entstehen. Und damit kommt das Klammern.“

Motivation

Kindergarten-Unlust ist ganz normal. So wie auch jeder Erwachsene mal mehr und mal weniger Lust hat in die Arbeit zu gehen, so hat auch ein Kind Tage, wo es lieber zu Hause bleiben möchte. Solche Phasen der Unlust vergehen meist, wenn das Kind dann im Kindergarten unter seinen Freunden ist. Darum hilft bei solchen sporadischen Unlust-Phasen meist die Motivation. Mach deinem Kind den Kindergarten-Tag reizvoll: Erzähl dem Kind was am Programm steht, welche Kinder warten usw.

Gespräche

Aber es kann auch sein, dass diese Phase andauert. Dann liegen die Ursachen tiefer. In diesem Fall ist es wichtig, ein Gespräch mit der Kindergartenpädagogin zu vereinbaren. Um herauszufinden, wie sich das Kind in der Gruppe verhält: Ist es gut integriert, ängstlich, unter- oder überfordert? Ist in der Gruppe etwas vorgefallen, z.B. ein Streit, wird das Kind ausgeschlossen? Wie lange ist dein Kind traurig in der Früh, spielt es dann fröhlich, wenn die erste Unlust überwunden ist? Absprache mit der Kindergartenpädagogin und Vertrauen sind in diesem Fall wichtig.

Verständnis, Einfühlungsvermögen & Konsequenz

Verständnis, Einfühlungsvermögen und Konsequenz braucht das Kind bei „Kindergarten-Unlust“. Vermittle deinem Kind Verständnis: „An manchen Tagen will ich auch nicht so gern in die Arbeit gehen.“

Wenn nicht entscheidende Gründe dagegen sprechen, solltest du konsequent sein. Das heißt, die morgendliche Routine beizubehalten und das Kind zum Kindergarten zu bringen. Jeder Mensch ist ein Gewohnheitstier.

Wenn die Rituale immer wieder unterbrochen werden, verunsichert das mehr.

Ein Tipp dazu lautet: Sei verlässlich! Aus diesem Grund solltest du dein Kind nicht „auf den letzten Drücker“ abholen. Ein Kind, das als letztes abgeholt wird, fühlt sich meist alleine und verlassen, wenn schon alle Kinder abgeholt worden sind. Dieses Kind wird beim nächsten Abschied noch mehr weinen als zuvor.

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Manchmal hilft auch eine Portion Aufmerksamkeit am Morgen: Kuscheln, ein gutes Frühstück zur Stärkung oder auch ein „Ich hab dich lieb“. Dann geht vieles leichter!

Eine „Kindergarten-Auszeit“ kann auch gut sein, aber gestalte den gemeinsamen Tag nicht allzu interessant und abwechslungsreich. Einfach den Alltag gemeinsam leben und den Haushalt wie sonst auch erledigen. Somit ist der Vormittag nicht attraktiver als im Kindergarten und das Kind bekommt nicht das Gefühl, zu Hause etwas zu verpassen.

Am besten ist es, auf das Bauchgefühl zu hören. Mütter und Väter wissen intuitiv, was gut für ihr Kind ist.

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Ein Artikel von

Portraitfoto Marie-Thérèse Schmiedleitner

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