Stark - Aufgeklärt - Selbstbewusst

 

Wie kommt ein Baby in Mamas Bauch? Wie kommt das Baby da wieder heraus? Und tut das weh? Wie entsteht ein Baby? Was ist eigentlich Sex? So oder so ähnlich können Fragen zum Thema Sexualität von Kindern an ihre Eltern gestellt werden. Doch wie darauf reagieren? Mögliche Antworten dazu finden sich im Buch „Stark. Selbstbewusst. Aufgeklärt.“

 

Die Autoren des Buches „Stark. Selbstbewusst. Aufgeklärt.“, Maria und Richard Büchsenmeister, sind seit 1992 verheiratet und haben gemeinsam zwölf Kinder. Bereits seit 1995 halten sie Vorträge und Seminare zu Ehe- und Familienthemen. In ihrem Buch gehen sie in 14 Kapiteln auf die Thematik der Sexualerziehung ein und sehen zuallererst die Eltern als jene, die ihren Kindern das Geheimnis und die Schönheit der menschlichen Sexualität erklären.

 

Eltern-Kind-Beziehung als Grundlage

Um im Hinblick auf die Thematik der Sexualität ein echter Ansprechpartner für seine Kinder zu sein, ist eine gute Eltern-Kind-Beziehung entscheidend, welche geprägt ist durch Offenheit und Vertrauen. Diese Beziehung entsteht bereits ab bzw. schon vor der Geburt des Kindes und verhilft in stürmischeren Zeiten (z.B. Pubertät) dazu, den Draht zueinander nicht zu verlieren und im gemeinsamen Gespräch zu bleiben.

Erste Fragen zur Geschlechtlichkeit und Fortpflanzung kommen von den Kindern bereits zwischen dem 4. und 6. Lebensjahr. Bei manchen früher, doch selten später. Es sind z.B. Fragen zum Unterschied zwischen Mann und Frau oder zur Entstehung eines Menschen. Mit den Kindern im familiären Rahmen darüber zu sprechen, bezeichnen die AutorInnen als „natürlich“, das Schweigen wäre dagegen unnatürlich.

Die konkrete Beantwortung kindlicher Fragen sollte sachlich korrekt und schlicht erfolgen.

Kinder betrachten das Thema der Geschlechtlichkeit auf rein biologischer Ebene, so wie sie auch wissen möchten, wie sich z.B. die Raupe zum Schmetterling entwickelt, warum ein Stein auf den Boden fällt oder wie eine Schneeflocke entsteht.

Der erste Eindruck von Geschlechtlichkeit ist ein sehr prägender. Laut der Pädagogin Irmgard Hagspiel sollten Eltern daher „besser zwei Jahre zu früh, als zwei Minuten zu spät“ (Hagspiel, zit. nach Büchsenmeister 2016, S. 13) grundlegende Fragen zur Sexualität vor Eintritt in eine Kinderbetreuungseinrichtung beantwortet haben. Kamen von Seiten der Kinder bis dahin keine Fragen, sollen Eltern die Initiative ergreifen und mit den Kindern ein Gespräch beginnen. Das kann zwar schon sehr früh sein, sofern jedoch den Kindern nur mit Worten (ohne Bilder, Fotos oder Zeichnungen) Inhalte kommuniziert werden, behalten sie nur das, was sie gerade interessiert. Alles andere nehmen sie nicht auf. Wichtig dabei ist, den Kindern immer die Wahrheit zu sagen. Zum Beispiel könnte auf die Frage, ob ein Baby aus dem Mund der Mutter herauskommt folgendermaßen geantwortet werden: „Nein, das Baby kommt auch nicht beim Mund heraus. Dafür gibt es einen eigenen Ausgang. Der heißt Scheide und liegt zwischen den Beinen der Frau“ (Büchsenmeister 2016, S. 14). Vorerst genügt diese Erklärung. Kommen später weitere Fragen, kann darauf näher eingegangen werden.

 

Schönheit der Sprache

Die Worte, die Menschen wählen, um sich zu einer Thematik mitzuteilen, geben einerseits Auskunft darüber, wie man zu etwas steht, andererseits geben sie dem Zuhörenden auch Aufschluss über Kompetenz und Gesprächsbereitschaft des Sprechenden. Die Autoren bekräftigen dies mit folgendem Zitat: „Sprache zeigt Gesinnung – Sprache prägt Gesinnung“ (ebd, S.22).

Schlussfolgernd gilt es, die korrekten Begrifflichkeiten im Hinblick auf die Geschlechtsorgane, wie „Glied“ oder „Penis“, „Eichel“, „Hodensack“, „Schamlippen“, „Scheide“, „Gebärmutter“ etc. zu wählen. Diese können ganz einfach im Alltag einfließen und dieses Wissen macht Kinder selbstbewusst. Vielleicht erscheint das manchen als ungewohnt, da in der eigenen Herkunftsfamilie andere Begriffe verwendet wurden, doch werden sachliche Bezeichnungen Bedingung für ein gelingendes Gespräch über Sexualität mit dem pubertierenden Teenager sein. Verniedlichte Ausdrücke helfen dann wenig.

 

Sexualerziehung ist mehr als Aufklärung

Sexualerziehung kann nicht losgelöst von der Gesamterziehung betrachtet werden. Sie ist auch nicht auf einen bestimmten Zeitpunkt beschränkt. Vielmehr fließen Aspekte davon immer wieder in den Alltag und in die Begleitung eines Kindes bis zum Erwachsenen mit ein.

„Unsere Kinder sollen fähig werden zu lieben!“.

Dieses Ziel beinhaltet sowohl sich selbst lieben zu lassen als auch aktiv zu lieben. Lieben zu lernen beginnt bereits in der eigenen Familie. Es geht darum, den Menschen um seiner selbst willen zu lieben. Das Vorbild der Eltern ist auch hier wesentlich. Konkret zeigt sich dies in Kleinigkeiten des Alltags, wie dem Teilen der Schokolade, dem Ausräumen des Geschirrspülers, dem Herborgen von Spielsachen, dem Umgangston untereinander oder dem Wahren der Privatsphäre (z.B. keine adressierten Briefe an die Kinder öffnen; anklopfen, wenn man das Zimmer betritt).

Sich lieben zu lassen, umfasst die tiefe Erfahrung einer Person, liebenswert zu sein. So darf es sein, dass Geschenke nicht geteilt werden müssen oder man die Kinder ermutigt, etwas ganz bewusst zu genießen (z.B. ein Stück Schokolade).

Mit der Sexualität hat die eigene Liebesfähigkeit sehr viel zu tun. Die Fähigkeit, auf jemand anderen Rücksicht zu nehmen und die Bedürfnisse des anderen zu achten, wird auch in der körperlichen Intimität deutlich. Hat man hingegen nie gelernt, bewusst und ohne schlechtes Gewissen zu genießen oder nie erfahren, bedingungslos geliebt und wertvoll zu sein, wird sich das auch im Bereich der sexuellen Begegnung zeigen.

 

Fazit

Das Buch „Stark. Selbstbewusst. Aufgeklärt“ bietet viele konkrete Gesprächsbeispiele, welche in Situationen des Alltags hereingeholt werden können und mögliche Antworten auf kindliche Fragen zur Geschlechtlichkeit und Sexualität geben. Konkrete kindgerechte Formulierungen geben Hilfestellung, um für das Gespräch mit den eigenen Kindern sprachfähig zu werden.

Die Autoren ermutigen die Eltern, Sexualerziehung ganz bewusst in die eigene Erziehung zu integrieren und diese besonders sensible Thematik nicht nur außen stehenden Personen zu überlassen.

 

Ein interessantes Webinar dazu bietet das Referat der Erzdiözese Salzburg an:

https://www.ehe-familie.at/termin/stark-selbstbewusst-aufgeklaert/

 

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