Wie Kinder folgen lernen

Wenn Kinder nicht auf die Eltern hören oder Regeln nicht einhalten, gehört das zum gewöhnlichen Erziehungsalltag – oder? Folgende Tipps können helfen, dass Kinder folgen lernen, ohne dass der Familienfrieden gleich schief hängt.

Müssen Sie hundert Mal etwas sagen, um dann irgendwann einmal ordentlich laut zu werden, bis eines ihrer Kinder reagiert? Oder ist es so, dass sich gar niemand angesprochen fühlt, wenn Sie eine Bitte aussprechen? Dass Sie sich ununterbrochen mit Bestechungen ihre Forderungen erkämpfen müssen? „Wenn du nicht brav bist, darfst du nicht fernsehen!“ Um dann doch wieder um des Friedens willen still und leise nachzugeben – „schließlich kann er ja folgen, er war nur soo müde heute“ – bis Sie selber genervt jeden anschimpfen, um gleich wieder in schlechtes Gewissen zu verfallen…

„Oft gebe ich meinen Kindern nach, bis ich sie nicht mehr ertragen kann. Und dann werde ich so autoritär, bis ich mich selber nicht ertragen kann.“

Kind haltet Händchen

Dieses Wechselspiel zwischen Einfordern und Nachgeben, zwischen Bitten und Schimpfen, zwischen geduldigem Erklären und wütendem Androhen ist vielen Eltern wohlvertraut. Es kostet Energie, gute Laune, zeigt wenig nachhaltige Wirkung, wenn es um das Folgen der Kinder geht, und lässt Eltern unzufrieden zurück. Gibt es hierfür ein Gegenmittel? Folgende Tipps können helfen, dass Kinder folgen lernen, ohne dass der Familienfrieden gleich schief hängt:

# Weiß Ihr Kind, was Sie von ihm wollen?

„Ja natürlich“, denken Sie sich, „ich habe es ihm ja schon hunderte Male gesagt“. Und doch drücken sich Eltern oft weniger deutlich aus, als sie es selber wahrnehmen. Vermeiden Sie Sätze wie „Es wäre schön, wenn“, „Könntet ihr doch mal“, „Warum sind eure Sachen nie aufgeräumt?“, „Warum muss ich immer eure Jacken aufhängen?“ Rhetorische Fragen oder allgemeine Wunschäußerungen sind ungeeignet, um einem Kind zu vermitteln, dass jetzt unmittelbarer Handlungsbedarf besteht.

# Regeln schaffen Klarheit

  • „Auf der Straße möchte ich, dass du mir die Hand gibst.“
  • „Abends vor dem Essen wird das Zimmer aufgeräumt.“
  • „Solange du isst, möchte ich, dass du sitzenbleibst.“
  • „Fernsehen gibt es nicht länger als eine halbe Stunde.“

Regeln schaffen eine klare Kommunikation. Sie verhindern Beliebigkeit, indem wir Erwachsene uns ebenso dran halten müssen und nicht jeden Tag etwas anderes einfordern können. Sie erleichtern Kindern das Folgen.

# Immer gleiche Handlungsabläufe schaffen

„Wenn wir nach Hause kommen, möchte ich, dass du deine Jacke aufhängst, die Schuhe dort in den Kasten stellst und dir deine Hände wäscht.“

Der Ablauf vor dem Schlafengehen, beim Nach-Hause-Kommen, bei einer Mahlzeit sollte immer gleich sein.

Gleiche Handlungsabläufe schaffen Ordnung und helfen dem Kind, die Dinge richtig zu tun.

# Gehorsam braucht genügend Zeit

Viele Konflikte zuhause entstehen dadurch, dass wir nicht genügend Zeit für alles einplanen. Wir unterschätzen die Zeit, die unser Kind für das Anziehen oder das Aufräumen braucht und fangen zu spät an. Wir geraten dann in Zeitnot und legen uns einen hektischen Ton zu, der in allen Kleinkindern den Knopf „Widerstand“ aktiviert.

# Weniger reden, mehr handeln

Durch zu viel Gerede wird das Kind unempfindlich für das, was wir sagen, es wird „muttertaub“. Man sollte nur einmal sagen, was man möchte, dass gemacht werden soll. Zu viel Gerede lehrt die Kinder nur, dass man das Unrichtige ruhig fortsetzen kann, denn Mama wird es sowieso noch ein paar Mal sagen. Zu viel Reden führt oft auch zu Machtkämpfen und Diskussionen, in denen es nur darum geht, wer das letzte Wort hat.

 

Kind im Auto

# Eine Konsequenz ist wirksamer als tausend Worte

Eine Freundin von mir, beklagte sich darüber, dass ihre Kinder im Auto sehr viel streiten, und jede Autofahrt eine einzige Schimpferei war, bei der die Kinder auch noch ihre Hetz hatten. Eines Tages kündigte sie an, dass sie von nun an stehen bleiben und nicht mehr weiterfahren würde, wenn sie weiter so laut wären, denn sie könne sich auf diese Weise beim Fahren nicht konzentrieren. Einmal standen sie so lange am Straßenrand, dass sie die Abendsendung im Fernsehen verpassten. Nach drei solchen unterbrochenen Autofahrten hörten die Kinder auf, im Auto zu laut zu sein, sobald die Mutter ankündigte, sie fahre nicht mehr weiter.

# Erst zum nächsten Punkt übergehen, wenn der letzte geklärt wurde

Schenken Sie der Angelegenheit Ihre volle Aufmerksamkeit, von Anfang an, bis Ihre Forderung erfüllt wird.

Fangen Sie auch nicht an, um etwas zu bitten, lange bevor es ernst wird.

Wenn Sie wollen, dass das Zimmer aufgeräumt wird, sollten Sie das Zimmer nicht verlassen, bevor Ihr Kind zumindest damit begonnen hat. Wollen Sie nach Hause gehen, gehen Sie dann, wenn Sie es gesagt haben und nicht nachdem Sie noch eine halbe Stunde geplaudert haben. Wollen Sie, dass Ihr Kind zum Essen kommt, rufen Sie nicht quer über drei Räume hinweg, um dann in Ruhe weiter zu kochen und noch weitere drei Mal zu rufen.

# Eindeutige Körpersprache

Bleiben Sie stehen, wenn Sie etwas möchten und schauen Sie Ihr Kind fest an. Ein fester Blick genügt oft, dass Ihr Kind versteht, dass Sie es jetzt ernst meinen.

# Sich der Aufnahmebereitschaft vergewissern

Manche Kinder sind so vertieft in ihre Tätigkeiten oder Gedankenwelt, dass sie tatsächlich nicht hören.

Manche Kinder sind so vertieft in ihre Tätigkeiten oder Gedankenwelt, dass sie tatsächlich nicht hören. Berühren Sie das Kind, halten Sie seine Hand und suchen Sie den Augenkontakt. Bitten Sie das Kind zu wiederholen, was Sie gesagt haben. Nehmen Sie es – wenn notwendig – aus der Situation heraus.

# Gelassenheit drückt Autorität aus

Gelassenheit vermittelt Ihren Kindern: „Ich weiß, was in dieser Situation das Richtige ist. Ich möchte das deswegen, weil es gut für dich ist.“ Gelassenheit besitzen Sie dann, wenn Sie Ihre Forderungen ohne Ärger, Enttäuschung oder verletztem Stolz vermitteln. Gelassenheit ist weder Überlegenheit noch Gleichgültigkeit. Gelassenheit ist eine Haltung, die Festigkeit und Verständnis zugleich ausstrahlt.

# Keine Strafpredigten halten

Kinder schalten hierbei sehr schnell ab. Sprechen Sie lieber mit Ihrem Kind außerhalb der Konfliktsituation. Wenn die Stimmung abgekühlt ist, ist es viel aufnahmebereiter für das, was Sie von ihm wollen.

# Lassen Sie Ihre Kinder die Folgen ihrer Handlungen selber tragen

Eine Zeitlang wurden bei uns alle Schuhe, die unaufgeräumt herumstanden, für ein paar Tage weggeräumt. Sie standen überall im Weg, sodass ich fand, sie gehören weggeräumt. Dies führte zu recht skurrilen Situationen, weil das ein oder andere Kind manchmal mit recht unpassenden Schuhen unterwegs war, wenn sich das eigentliche Paar gerade in „Quarantäne“ befand. Auch wenn diese Regel für alle einen lustigen Charakter annahm –sogar Schuhe der Eltern verschwanden hin und wieder, denn selbstverständlich galt die Regel auch für sie – kam die Botschaft schlussendlich an.

# Signalisieren Sie Ihrem Kind seine Wahlmöglichkeiten

„Du kannst dich entscheiden, ob du weiterhin die anderen ärgern möchtest, dann musst du das Spiel verlassen oder ob du nett zu ihnen sein möchtest.“ Wenn das Kind wählen kann, wird es sich nicht beherrscht fühlen und eher bereit sein einzulenken.

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