Rollenspiel für Kinder als Alltagshilfe

Stress nach dem Aufstehen oder vor dem Schlafengehen, weil Spielen statt Fertigmachen angesagt ist? Der Alltag mit einem Kind kann manchmal mühsam sein, ein Rollenspiel kann hierbei eine Abhilfe schaffen.

Zähneputzen, duschen, anziehen, frisieren und was sonst noch so anfällt – alles alltägliche Notwendigkeiten, die recht lustig ablaufen, sich aber auch mühsam gestalten können, je nach Lust und Laune des Kindes. Auch von der persönlichen Laune hängt es jeweils ab, ob man sich in der Lage fühlt, die eigenen Überredungskünste spielerisch oder manchmal auch etwas ungeduldig einzusetzen und dabei mehr oder weniger erfolgreich zu sein. Sie kennen z.B. dieses morgendliche Szenario: Man blickt minütlich auf die Uhr, versucht das Kind eingangs einfühlsam und verständnisvoll, jedoch zunehmend hektischer dazu zu bewegen, sich doch bitte etwas mehr aufs Beeilen zu konzentrieren, um nicht zu spät in die Arbeit zu kommen. Keine Zeit, das Kind zur Selbständigkeit zu ermutigen, denn sonst dauert es nur noch länger. Also übernimmt man wieder sämtliche Tätigkeiten, die es schon längst beherrscht, nur das Kauen und Schlucken des Frühstücks kann man ihm nicht abnehmen. In der U-Bahn dann erst mal ein erschöpftes Durchatmen.

Das Rollenspiel als Abhilfe?

Schon seit längerem hat meine Tochter für sich das Rollenspiel entdeckt. Nun ist sie aber auch im Alter, selbst realistische Situationen bzw. Geschichten aus Büchern entzückend nachzuspielen oder neue Handlungen zu erfinden, egal ob es sich dabei um Drachen und Hexen oder um ganz banale Dinge dreht. Dabei wird natürlich jeder gerade greifbaren Bezugsperson eine Rolle zugeteilt, das Texten und Regieführen übernimmt sie auch gleich mit, indem man erfährt, was man wann und wie sagen bzw. tun muss.

Meine unterschiedlichen Rollen

Neuerdings wendet sie das Rollenspiel auch auf eingangs genannte Aktivitäten an – und hat damit einen für alle unterhaltsamen und wirksamen Weg gefunden, zügig zum Ziel zu kommen, ohne sich ablenken zu lassen. Im Laufe eines solchen Morgen- oder Abendrituals schlüpfe ich somit in die Rollen des Bademeisters, Zahnarztes, Friseurs, Abtrockners, Anziehers und was immer ihr sonst noch in den Sinn kommt, jeweils begleitet durch den passenden Dialog. „Wer bist du jetzt?“ – „Ich bin jetzt der Zahnarzt.“ Oder aber sie steigt gleich selbst ins Geschehen ein: „Du bist jetzt der Friseur. Hallo Friseur! Frag mich wie ich heiße!“ – „Guten Morgen! Und du bist die…?“ – „Ich heiße Mirjam. Frag mich, ob ich in den Kindergarten gehe!“ – „Ah, hallo Mirjam. Wie alt bist du denn? Gehst du schon in den Kindergarten?“ – „Ich bin dreeiii Jahre. Ja, und im Kindergarten haben wir heute Kasperltheater gespielt. Ich war der Kasperl und der Drache und die Isabella war die Prinzessin. Der Zauberer hat die Prinzessin in einen Tuuuurm eingesperrt und der Drache hat sie befreit!“ … Tja, und auf diese Weise erfahre ich sogar in ihrer überschwänglichen Begeisterung so manches, das mit neugieriger Fragerei womöglich verborgen geblieben oder erst Tage später durch Zufall ans Licht gekommen wäre.

 

Dabei können die Rollen (von beiden Seiten!) beliebig erweitert werden; da gibt es natürlich auch den Auszieher, den Schuhzubinder, den Koch, den Händewäscher und ja, sogar – Sie können es ruhig glauben – einen Klosetzer. Mit dem Rollenspiel kann nicht nur Mirjam, sondern auch ich mir so manche Situation zu Nutze machen und zu einem angenehm schnelleren Ende führen. Zumindest solange, bis es sich ausgespielt hat und ein neues gefunden werden muss. Vielleicht „Wer ist schneller mit dem…“??

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