Streit um die Feiertage: Warum sich die Konflikte immer wieder wiederholen

Wir wissen es schon mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit: Rund um die Feiertage und um die großen Feste wird es zu Streitereien kommen. Doch offenbar lernen wir nicht daraus.

Die Situation ist nämlich nur allzu leicht analysiert: Wenn wir – inklusive unserer Mädels (11 und 15 Jahre alt) – unter Druck stehen und das ganze mit allzu hohen Erwartungshaltungen kollidiert, dann geraten wir meist verbal aneinander.

Die Sache – ausgelöst oft von einer kleinen Banalität – schaukelt sich schlicht und einfach hoch.

Dann fallen auch Worte, die niemand wirklich sagen wollte. Dann weiß man genau, wie man den anderen verletzt und dann wissen sowohl Kinder als auch Eltern, wie sie einander gegenseitig zur sprichwörtlichen Weißglut bringen können. Und nein, diese Glut ist dann absolut nicht weihnachtlich und konterkariert so ziemlich jeden Gedanken an ein friedvolles Fest.

Oftmals passiert – zumindest in meiner Wahrnehmung – etwas ganz und gar Außergewöhnliches: Ich schaue uns – wie von „Außen“ – bei unseren Konflikten zu. Alles läuft ein wenig wie in einem Film oder in einem Traum ab. Wie in Filmen und Träumen, die man bereits kennt. Man sieht zu, kann aber dennoch nicht oder nur sehr unzulänglich eingreifen.

 

Ganz "automatisch"

Anders gesagt: Es haben sich gewisse Automatismen eingeschlichen. A führt zu B und schließlich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu C. Man könnte es fast schon als „Tradition“ beschreiben, dass wir uns rund um die Feiertage und großen Feste „in die Haare kriegen“.

In dieser Beobachtung tun sich aber meiner Meinung nach Freiräume auf, Momente, in denen man bewusst eingreifen könnte. Das ist – was paradox anmutet – aber deutlich anstrengender als weiter zu streiten.

Denn so unangenehm der Streit auch ist: Der Verlauf ist ja altbekannt und auch der Ausgang ist so überraschend dann auch wieder nicht.

 

Situationen umkehren

Wie wäre es etwa mit einer sogenannten paradoxen Intervention, also etwa mit übermäßigem Lob statt mit übermäßiger Kritik in Konfliktsituationen? Das erscheint mir generell das Wichtigste zu sein: Alles sollte von Liebe getragen sein. Wenn man sich in die Haare kriegt – und das kommt auch in den „besten“ Familien vor – dann heißt das nicht, dass dieser Respekt über Bord geworfen ist.

Vielleicht gelingt es damit, dass man sich versuchsweise rational daran erinnert und sich in Erinnerung ruft, was man einander hat und was man an den eigenen Kinder so liebt, schätzt und auf das man gar nicht verzichten könnte oder wollte?

 

Wir sind uns ähnlich

Denn oftmals sind es genau diese Dinge am anderen, die einen zur Weißglut bringen. Man sollte nicht vergessen, dass man sich oft genau deshalb streitet: Weil man sich zu ähnlich ist und weil man ähnliche Eigenschaften hat. Genau das treibt einen ja „auf die Palme“: Man sieht im anderen – mithin und am stärksten natürlich bei den eigenen Kindern – die Stärken und die Schwächen.

Diese gilt es zu schätzen, zu honorieren, auch in Konfliktsituationen im Blick zu behalten.

Gelingt das nicht, dann wird das alles leicht allzu verletzend und dann geht vermutlich – nicht beim ersten Mal, aber in wiederholtem Falle – den Bach runter. Dann stehen wirklich Streits an der Tagesordnung, bei denen die Rückkehr zur Versöhnung nicht mehr allzu leicht ist. Dann zerbricht viel und dann verliert man auch irgendwen den so notwendigen Respekt dem anderen Gegenüber.

Das alles mögen Hinweise sein, um Weihnachten, die Weihnachtstage und Silvester zu „überstehen“.

 

Der Blick hinter die Kulissen

Letzten Endes sind es aber Streit-interne Themen und Aspekte. Vielleicht ist es auch sinnvoll, die eigenen Erwartungen an Perfektion hinunterzuschrauben und sich ein wenig mehr als normalerweise in Gelassenheit und einer gewissen Lässigkeit zu üben? Es wäre denkbar, dass dann die Schwächen des Gegenübers nicht so auffallen, denn damit geht eine gewisse Toleranz einher, die in und rund um die angeblich stillste Zeit des Jahres einfach gut tun kann.

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