Wenn ein Kind schwer krank wird
Wenn wir uns entschließen, eine Familie zu gründen, empfinden wir eine große Vorfreude. Vielleicht haben wir vor kurzem geheiratet und erleben gerade eine glückliche Zeit.
Dass es im Leben als Familie oft schwer sein kann, dass uns Schicksalsschläge in die Knie zwingen und an den Rand der Belastbarkeit bringen können, wissen wir natürlich theoretisch.
Bestimmt haben wir auch schon schwierige Situationen im Familien- und Bekanntenkreis erlebt.
Doch im Allgemeinen schieben wir diese Option gerne beiseite und nehmen an, dass doch alles gut werden wird, wie es „normal“ der Fall ist.
Doch nicht alles in Ordnung
Manches Paar trifft es dann aber bereits während der Schwangerschaft mit voller Wucht, wenn der Arzt eine „Fehlbildung“ des noch ungeborenen Kindes feststellt.
Andere vielleicht kurz nach der Geburt, wenn sich herausstellt, dass bei dem kleinen Menschlein, das wir gerade auf der Welt willkommen geheißen haben, doch nicht alles in Ordnung ist. Und bei manchen tritt in den ersten Lebensjahren des Kindes eine Diagnose ein, die uns den Boden unter den Füßen wegzieht.
Großes Leid
Das eigene Kind leiden zu sehen, zu sehen wie es kämpft und mit Schmerzen ringt, ist wahrscheinlich das Schlimmste, was Eltern passieren kann. Es ist wieder einmal wie so oft im Leben: wenn man es selbst nicht miterlebt hat, kann man es eigentlich nicht gänzlich nachvollziehen, auch nicht mit viel Einfühlungsvermögen.
Es ist ganz einfach grausam.
Doch was nun?
Der erste Impuls wird wahrscheinlich sein, am liebsten weglaufen zu wollen, raus aus der Situation, die Augen und Ohren zu verschließen und zu hoffen, dass man bald erwachen wird und dass das alles nur ein böser Traum war.
Wichtig zu wissen ist auch, dass jeder Mensch anders mit Schicksalsschlägen umgeht, auch innerhalb der Familie.
Gerade als Mama, von vielleicht mehreren Kindern, wird man wahrscheinlich diejenige sein, die trotz der enormen Belastung, die Familie weiter „am Funktionieren“ halten muss und dadurch selbst an die Grenzen der Belastbarkeit kommt.
Der Umgang der Väter mit belastbaren Situationen ist häufig sehr unterschiedlich. Während einige sich nun vermehrt um die „restliche“ Familie kümmern, damit die Mutter verstärkt für das kranke Kind sorgen kann, gibt es auch diejenigen, die mit der Situation komplett überfordert sind und sich emotional und vielleicht sogar räumlich zurückziehen und den Großteil „des Problems“ der Mutter überlassen.
Gerade hier ist es wichtig zu wissen, dass dieser Rückzug nicht gleich Desinteresse oder Gleichgültigkeit, sondern meist Hilflosigkeit und Überforderung signalisiert.
Gespräche helfen
Hier kann es hilfreich sein, bewusst das Gespräch unter den Eltern zu suchen, zu verbalisieren, dass gerade jetzt die Unterstützung des Vaters dringend notwendig ist, darüber zu sprechen und auch als Mutter Hilfe direkt zu erbitten.
Eine große Ressource können Großeltern und nahe Verwandte sein, wenn sie in der Nähe leben. Gerade dann, wenn es möglich ist, durch sie Unterstützung, in welcher Form auch immer und sei es durch „einfaches Dasein“ zu erhalten, kann dies die Kernfamilie enorm entlasten und unterstützen. Besonders auch kranke Kinder freuen sich sehr, wenn Abwechslung, in der Form von lieben Menschen, aus der Umgebung kommt.
Hilfe annehmen
So, wie wir alle über unterschiedliche Persönlichkeitsstrukturen verfügen, so unterschiedlich sind wir auch darin, Hilfe anzunehmen und dabei, Persönliches Preis zu geben.
Einigen wird es guttun, das Leid mit Freunden und Bekannten zu teilen.
Zu erzählen welche Schritte als nächstes angedacht sind, mitzuteilen, wie es dem kranken Kind aktuell geht.
Anderen wird das alles viel zu viel sein, sie werden eher dazu neigen, sich zurück zu ziehen, die Familie abzuschotten und zu versuchen, alleine mit der Situation klar zu kommen.
Gerade hier ist es von großer Bedeutung, dass diese persönliche Entscheidung der Familienmitglieder akzeptiert und anerkannt wird. Es kann auch sein, dass gerade betroffene Jugendliche in der Familie eher den Rückzug bevorzugen, während jüngere Kinder häufig das Bedürfnis haben, sich mitzuteilen und sich zusätzliche Unterstützung, vielleicht von Oma und Opa, wünschen.
Es erfordert viel Einfühlungsvermögen, das jeweils Beste für die betroffenen Personen herauszufinden.
Traumatische Erlebnisse
Schwere Krankheiten sind fast immer traumatische Erlebnisse für die betroffenen Kinder, aber auch für die Geschwister und Eltern, sowie für andere sehr nahe stehende Personen.
Gerade dann, wenn Folgeschäden von Unfällen und Krankheiten bleiben, aber auch wenn eine vollständige Heilung möglich ist, darf nicht außer Acht gelassen werden, dass dadurch sehr häufig Traumata entstanden sind. Am ehesten bei den betroffenen Kindern selbst, aber auch bei all jenen in der Familie, die die schwere Zeit miterlebt und mitgetragen haben. Hier gilt es aufmerksam zu sein und zu beobachten, ob es sinnvoll ist, professionelle Unterstützung hinzu zu ziehen.
Kann es auch positive Folgen geben?
„Niemals! Was soll denn an einer schweren Krankheit mit den möglichen Folgen einer Traumatisierung Positives heraus kommen?“, werden vielleicht viele denken.
Psychologen haben in den letzten Jahren immer wieder den Begriff des „posttraumatischen Wachstums (PTW)“ angesprochen. Dabei geht es um die positive Veränderung in der kognitiven Bewertung des Erlebten, die über die gesunde Anpassung trotz der schlimmen Umstände hinaus geht.
Das heißt, dass wir, wenn wir ein traumatisches Erlebnis (zum Beispiel Krankheit/Unfall…) erlebt haben, neben all dem Negativen, und dem kaum Auszuhaltenden auch Positives (!) daraus mitnehmen können.
Viele geben an, dass sie nun wüssten, dass sie in der Lage sind, viel mehr auszuhalten, als sie vorher gedacht hatten.
Meist wird auch die Intensivierung bestimmter, persönlicher Beziehungen beschrieben, das heißt zu wissen, wer die „richtigen“ Freunde sind.
Der Wert des eigenen Lebens gewinnt an Bedeutung, das heißt die Zufriedenheit mit den „kleinen Dingen des Lebens“ nimmt zu.
Die Hinwendung zur Spiritualität, in der Form von Religiosität, gewinnt für viele an Bedeutung.
Fazit
Das alles klingt schön, wenn wir es aus der Krankheit raus geschafft haben, aber was ist, wenn wir gerade jetzt mitten drinnen stecken und nicht wissen, ob wir jemals alle heil herauskommen werden?
Ich kann aus mehrmaliger, eigener Erfahrung, und aus tiefster Überzeugung sagen: der bewusste Willensakt, ALLES - auch das Nichtwissen und die Unsicherheit, was kommen wird, unter den Willen und die Fügung Gottes zu stellen, ist oft das Einzige, was uns halten und uns die Sicherheit geben kann.
ER ist es, der den Anfang und das Ende des Lebens in der Hand hält und dass am Ende alles so, wie es ausgehen wird, seinen Sinn haben wird, auch wenn es in der jeweiligen Situation unendlich schwer ist.

Gottesdienst für das Leben im Salzburger Dom
Wie jedes Jahr lädt die Katholische Kirche Salzburg zum Gottesdienst für das Leben im Salzburger Dom ein.
Wann: Am Sonntag, 25.5.2025 um 15 Uhr im Do zu Salzburg. Anschließend lädt der Erzbischof zu einem Empfang in den Bischofsgarten.