Echte Hilfe, wenn Mama nicht mehr helfen kann

Die Kinder der Familie Bamyani haben im Herbst plötzlich ihre Mama verloren. Durch die Unterstützung der Caritas Familienhilfe konnten sie wieder in einen geregelten Alltag finden.

Bis November hatte Ehsan Bamyani ein erfolgreiches Lokal im 5. Bezirk. Peace Kitchen war nicht nur orientalisches Restaurant, sondern Veranstaltungs- und Begegnungsort. Eine große Vision, die seine Frau Nadia und er teilten: Flüchtlingen einen Arbeitsplatz geben, den Wienern die fremden Kulturen kulinarisch näherbringen.

Im September 2020 erhält seine Frau die Diagnose, dass ihr Leben bald enden sollte. Im November erliegt sie dem Krebs. Plötzlich steht Bamyani mit seiner dreijährigen Tochter Anita, dem achtjährigen Sohn Aydin und dem 21-jährigen Sohn Atila allein da. „Atila und ich haben meiner Frau versprochen, wir kümmern uns um die Kinder“, erzählt er im Gespräch mit meinefamilie.at. Das tut Ehsan, so gut er kann. Aber er kann die Mutter nicht ersetzen.

„Anita wacht manchmal um ein Uhr Früh wach und ruft nach ihrer Mama. Aber ich kann ihr ihre Mama nicht zurückgeben. Was soll ich da tun?“

Ein kurzer Facebook-Beitrag

Hilfe akzeptieren ist nicht leicht

Schon im Krankenhaus wird Herrn Bamyani die Caritas Familienhilfe empfohlen. Doch er kann noch nicht einmal über die Trauer sprechen, schon gar keine Hilfe akzeptieren. Er denkt, er schaffe das alleine. „Wir haben nicht gewusst, welche Schwierigkeiten auf uns zukommen“, erzählt er rückblickend.

Nach dem Schicksalsschlag wird die Familie von zwei Familienhelferinnen besucht, doch die Chemie stimmt nicht. Herr Bamyani bittet, sie mögen nicht mehr kommen. Doch ohne Hilfe schafft er es nicht.

„Ich habe jeden Tag ein paar Stunden geweint. Wir brauchten jemanden zum Lachen“, weiß Ehsan Bamyani heute.

Eine Familienhelferin, die zur Familie passt

Im Jänner kommt die Familienhelferin Shahla Rezaee zum ersten Mal. Ihre Frohnatur zeigt sich auch während unseres Gesprächs. Wie Familie Bamyani kommt sie aus dem Iran, versteht ihre Sprache, kennt ihre Kultur, kann persisch kochen. „Orientalisches Essen ist unsere Spezialität, Essen ist für uns am wichtigsten!“, betont Ehsan Bamyani lachend. Spätestens, als Shahla Rezaee die „Anitasoße“ für die jüngste Tochter so kocht, als hätte Mama sie gemacht, ist das Eis gebrochen.

Junge mit Pennyboard

Die Kinder haben ständig geweint. Frau Rezaee bringt Freude in die Familie. Sie kocht, bäckt und singt mit den Kindern, begleitet sie zum Arzt oder Amtsterminen, erledigt das Wichtigste im Haushalt. Langsam ist eine sehr gute Beziehung zu den Kindern gewachsen. „In der Regel kommen wir Familienhelfer acht Wochen pro Jahr zu einer Familie, jeden Tag zwischen vier und sechs Stunden,“ erklärt sie. In diesem Fall, einem solch schweren Schicksalsschlag, wurde eine Ausnahme genehmigt und die Hilfe auf mehrere Monate verlängert.

Meist werden die Familienhelfer von Jugendamt, Krisenzentren oder Sozialarbeitern geschickt, doch jede Familie in Österreich kann in einer schwierigen Situationen einen Antrag stellen. „Unsere Aufgabe ist, die Familien zu begleiten und zu unterstützen“, erklärt Rezaee. Die Hilfe ist flexibel, kann zwischen sieben und 20 Uhr in Anspruch genommen werden, die Termine werden mit der Familie vereinbart. Die Familie leistet einen sozial gestaffelten Selbstbehalt.

Stabilität in einer instabilen Situation

Herr Bamyani löst für Anita liebevoll die Kerne aus der Wassermelone. „Nach dem Tod meiner Frau waren wir alle gestresst und müde. Ich hab versucht, meinen Kindern alles zu geben, was sie brauchen. Aber eine Mutter ist nun mal die Mutter. Die Familienhilfe hat unser Leben wieder in die richtige Richtung gebracht“, meint Ehsan Bamyani. Nicht zuletzt deshalb sei er nun viel ruhiger.

Der erste Versuch, seine selbstständige Tätigkeit wieder aufzunehmen, sei gescheitert. Aber er möchte auf jeden Fall einen weiteren wagen und sein bestehendes Netzwerk nützen, um eine Cateringfirma aufzubauen. „Mit meiner Frau habe ich eine Mission für die Gesellschaft verfolgt. Dieses Konzept möchte ich wiederbeleben“, ist Bamyani überzeugt.

Shahla Razaee beginnt unterdessen, das Abendessen zu kochen. Planmäßig endet ihre Unterstützung durch die Caritas Familienhilfe im Juli. Sowohl Herr Bamyani als auch Frau Rezaee hoffen auf Verlängerung.

Die mobile Familienhilfe der Caritas

Die Mitarbeiter kommen direkt nach Hause und helfen bei der Aufrechterhaltung und Wiederherstellung des Familienalltags. Sie bieten ergänzende und praktische Hilfe bei Kinderbetreuung und Haushaltsführung. So können Sie in schwierigen Lebenssituationen und bei familiären Herausforderungen auf die Unterstützung der Familienhilfe zurückgreifen.

Mommsengasse 35/4. Stock
1040 Wien
Tel. 01-544 37 51
familienhilfe@caritas-wien.at

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