Wie man seine Schwangerschaft so richtig genießen kann

Anfangs schwer vorstellbar ist die Schwangerschaft eine schöne Zeit. Tipps, wie man sie trotz aller Beschwerden und Umstände genießen kann.

Sehr oft bekommt man als Schwangere von anderen Müttern gesagt: „Genieß deine Schwangerschaft!“. Am Anfang hab ich mir immer nur gedacht – wie soll das bitte gehen? Der Körper wird langsamer und unbeweglicher, Schwangerschaftsbeschwerden tun sich auf und man hat auch viele Fragen und Sorgen, wie die Zukunft mit Kind wohl werden wird.

Nun, in der 40. Woche meiner Schwangerschaft angekommen, habe ich allerdings schon einen anderen Blick auf die schöne Zeit, die nun wirklich ins Finale geht. Hier ein paar Tipps, wie man die Zeit genießen kann.

Vorfreude und Glückshormone genießen

Im dritten Monat schwanger, als die Schwangerschaft noch nicht wirklich sichtbar war, hat mich eine 12-jährige Schülerin nach dem Unterricht ganz direkt gefragt: „Frau Professor, sind Sie schwanger?“. Da war ich ziemlich perplex – woher konnte sie das wissen? Ich hab‘ sie gefragt, wie sie das gemerkt hat und sie hat mir erklärt „Naja, Sie haben plötzlich so glücklich ausgeschaut und meine Mama hat mir mal erklärt, wenn man schwanger ist, bekommt man ganz viele Glückshormone“. Deshalb mein erster Schwangerschaftsgenusstipp: Freu dich und genieße die Glückshormone! Du bist nun „guter Hoffnung“ und in „freudiger Erwartung“.

Freu dich und staune über das Wunder, das passiert und sei dankbar für das große Geschenk, ein Kind empfangen zu haben (das ist nämlich überhaupt nicht selbstverständlich). Der Mensch in deinem Bauch existiert nur einmal und ist schon jetzt einzigartig. Das Herz, das in deinem Bauch zu schlagen beginnt, schlägt nun ununterbrochen und hoffentlich für viele Jahrzehnte durch.

Und du wirst in den hohen Ehrenstand der Mütter erhoben. „Mama“ – dieser Titel wird dir nun bald verliehen und nur deine Kinder – also eine sehr beschränkte Zahl – werden dich so nennen. Du bist – gerade ganz eindeutig – die wichtigste Person im Leben dieses kleinen Wesens.

Genieße auch die Vorfreude anderer – mit dem Kind wirst nicht nur du zur Mutter, sondern auch der Vater zum Vater, deine Mutter zur Oma, dein Vater zum Opa, dein Bruder zum Onkel, deine Nichte zur Cousine und dein Opa zum Urgroßvater. Eine neue Generation – ein Stück Geschichte. Es ist wirklich schön, wie sich so viele Menschen über das Baby mitfreuen!

Über körperliche Veränderungen freuen

Freu dich auch über deine körperlichen Veränderungen. Wann kann man schon ohne schlechtes Gewissen ein Bäuchlein tragen und getrost dabei zusehen, wie er immer etwas größer wird? Sehr oft habe ich von Freunden gehört: „Der Bauch steht dir wirklich gut!“ oder „Schwangere schauen so schön aus!“.

Außerdem ist die Schwangerschaft ein sehr guter Grund, um sich neue Kleidung zu leisten, denn die anderen Sachen passen einem ziemlich bald wirklich nicht mehr.

Den Vater an der Schwangerschaft teilhaben lassen

Die Schwangerschaft ist auch eine ganz besondere Beziehungszeit. Den Vater mit zum Ultraschall zu nehmen, sich über das Wachsen des Bauchs gemeinsam freuen, natürlich vor allem die Bewegungen des Kindes, die man sieht und spürt, mit dem Partner teilen und einen Geburtsvorbereitungskurs gemeinsam machen. Ein wunderschönes, gemeinsames „Projekt“, über das es auch viel zu reden gibt.

  • Wie soll das Kind heißen?
  • Wer soll Taufpate sein?
  • Was ist uns wichtig in der Erziehung?
  • Wie war unsere eigene Kindheit? Was war gut und was möchten wir besser machen?
  • Worauf freuen wir uns?
  • Was macht uns Sorgen?

Aber auch praktische Dinge wie die Wahl des Kinderwagens oder der bevorstehende Umzug in eine größere Wohnung. Für all diese Fragen sollte man sich bewusst Zeit zum Reden nehmen.

Vielleicht gibt es auch noch etwas, das man gerne noch als Paar zu zweit machen möchte – ein Konzertbesuch, ein Thermenaufenthalt, oder ein Kurzurlaub. „Babymoon“ – ein romantischer Urlaub zu zweit, bevor das Kind dann da ist.

Nicht alle G’schichteln über die Schwangerschaft glauben

Die meisten Menschen freuen sich aufrichtig, wenn sie eine schwangere Frau sehen. Fremde Menschen, denen man begegnet, sind sehr achtsam und hüpfen manchmal in den Öffis fast von ihrem Sitzplatz, um ihn frei zu geben. Man bekommt Wasser geschenkt und manchmal auch Schokolade 😉 (diese Erfahrungen habe ich zumindest gemacht…).

Männer, die selbst Kinder haben, erzählen wie schön es ist, Vater zu sein. Dass sich die Anstrengungen lohnen verdeutlichen auch Mütter und Omas, wenn sie dankbar von der Freude an ihren Kindern und Enkeln erzählen. Einmal hat mir zum Beispiel eine Oma beim Bauernmarkt voller Stolz ein Foto von ihren Enkeln gezeigt.

Ich hatte aber auch gegenteilige Erlebnisse. Schauergeschichten, beispielsweise von den eigenen Geburtserfahrungen, werden erzählt und interessante Prophezeiungen gemacht. Manchmal könnte einem dabei fast angst und bange werden. Im Krankenhaus XY sei die Kaiserschnitt-Quote sehr hoch – auf keinen Fall dort entbinden, im Sommer schwanger sein sei extrem schlimm und nicht auszuhalten, man müsse sich deshalb unbedingt eine Klimaanlage kaufen, nicht zu viel ins Freie gehen, die Beine stundenlang hochlagern, dein Leben und deine Freiheit enden mit der Geburt, und so weiter und so fort.

Da hilft es, sich selbst zu sagen – das ist deine Geschichte, ich mache meine Geschichte. Menschen sind sehr verschieden – auch unterschiedlich belastbar und unterschiedlich geschickt. Was für dich gilt, muss also nicht auch für mich gelten und ich kann es auch einfach besser machen.

Klar ist aber natürlich – je mehr man sich sorgt, Angst hat und sich die Risiken und Nachteile eintrichtern lässt, desto eher besteht die Gefahr, dass man es sich sogar selber einredet und glaubt. Es wird zur Selffulfilling Prophecy. Man kann sich diese Geschichten ja anhören, aber man darf keinesfalls glauben, dass diese Dinge auch für einen selbst gelten.

Die Balance zwischen berechtigter Schonung und übertriebener Einschränkung finden

Als Schwangere erlebt man oft viel Achtsamkeit und Behutsamkeit von der Umgebung. Besonders am Arbeitsplatz und im Haushalt ist es auch sehr wichtig zu sagen, wenn es einem zu viel ist. Wenn man beispielsweise lieber sitzen möchte, eine Pause nötig ist, etwas zu essen oder trinken braucht, wenn der Einkauf zu schwer ist oder wenn die Strecke zu weit zum Gehen ist. Der Körper erbringt immerhin eine beachtenswerte Höchstleistung, man trägt mehr Gewicht in sich herum und ist eben „in anderen Umständen“.

Auch selber sollte man einen guten Umgang mit sich pflegen und in seinen Körper hineinspüren, was wohltuend, was zu viel ist und was man schon noch schafft – immerhin ist man nicht krank, sondern nur schwanger! Die Balance ist nicht immer leicht zu finden. Man darf sich auch nicht zu viel einschränken lassen, zumindest ist das meine Erfahrung.

Ich habe die Mutterschutzzeit ganz bewusst für mich genutzt. Mir war klar, dass ich für längere Zeit nicht mehr so frei machen und lassen kann, wonach mir gerade ist. Man beachte, dass Österreichs Kinder Hotel Mama im Durchschnitt immerhin erst  mit 25,4 Jahren verlassen 😉

Wenn es einem gut geht, muss man sich nicht den lieben langen Tag schonen und im Bett liegen! Bekannte in anderen Ländern besuchen – der Zug macht’s ganz einfach möglich, Ausflüge machen, Museen besichtigen, Bücher lesen, musizieren, Blog schreiben, einen Nachmittagsschlaf, sich einen Eisbecher gönnen, shoppen gehen, Freunde treffen, ein Vollbad,… Was wolltest du schon immer machen, hattest aber vorher nie Zeit dazu? Wofür ist jetzt der beste Zeitpunkt? Die Zeit sollte gut und bewusst genutzt werden, solange es einem in der Schwangerschaft gut geht.

Das Baby kennenlernen und verwöhnen

Die Mutter-Kind-Beziehung und die Bindung aneinander beginnt nicht erst ab Geburt, sondern schon im Bauch. Das Kind hört den Herzschlag und die Stimme der Mutter, nimmt den Sprachklang der Muttersprache wahr, die wärmende Hand und die Streichelbewegungen der Mutter, ja man sagt auch die Stimmungen und der Gemütszustand der Mutter werden vom Kind bemerkt. Man muss nicht unbedingt laut mit dem Kind reden, aber wenn man das Kind in Gedanken schon gern hat, sich darauf freut und es willkommen heißt, hat das durchaus einen Einfluss auf die positive Lebenseinstellung des Kindes später. Angeblich werden in der Schwangerschaft auch Ernährungsgewohnheiten und Vorlieben geprägt, weshalb man sich durchaus auch mal etwas Gutes gönnen darf als Schwangere oder dies zum Anlass nimmt, auf eine gute und gesunde Ernährung zu achten.

Ganz individuell gibt es viele Möglichkeiten, das Kind schon im Bauch zu verwöhnen, es kennenzulernen und eine Beziehung aufzubauen. Besonders freudig – zumindest wie ich das interpretiert habe – hat mein Baby beispielsweise reagiert bei Bauchmassagen mit einem guten Öl (was gleichzeitig auch Wachstumsstreifen vorbeugt), während heißer Schaumbäder und beim Musizieren – da tanzte es förmlich mit. Des öfteren hab ich das Lied „You’ve got a Friend in me“ auf der Gitarre gespielt, wobei der Resonanzkörper ja direkt am Bauch liegt. Ich bin schon gespannt, ob das Baby den Song auch später wiedererkennt.

Das Baby kommt zur rechten Zeit

Morgen ist der errechnete Geburtstermin und seit einer Woche glaube ich nun schon täglich, dass es „jetzt“ losgeht. Zum Glück muss ich das aber nicht entscheiden, sondern kann darauf vertrauen, dass es wohl zur rechten Zeit passieren wird.

Für die letzten Tage vor der Geburt kann ich also nur Ruhe, Gelassenheit und Vertrauen in die Natur empfehlen. Die Geburt ist ja auch eine Teamsache zwischen Baby und Mutter. Dieses Erlebnis wird die Bindung und Beziehung von Mutter und Kind stärken – immerhin hat man schon etwas unglaublich Großes gemeinsam geschafft! Jetzt bin ich ganz gespannt, wer da in meinem Bauch wohnt und freu mich schon, unser liebes Kindlein endlich in Armen zu halten.

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