Wenn ein sehr naher Verwandter stirbt: Wie bringt man es den Kindern bei?

Der Sommer war relativ sorglos, die letzten paar Tage Urlaub sollten den Sommer jetzt noch abrunden. Doch plötzlich war alles anders.

Am Tag war noch alles in Ordnung. Die unbeschwerte Zeit fand ihre Fortsetzung. Eltern und Kinder waren gemeinsam am Strand, spielten gemeinsam, genossen die Sonne und danach ein gutes Abendessen. Danach ging man ins Bett. Am Morgen dann die Hiobsbotschaft. Der Papa, für sie der Opa, ist ganz überraschend gestorben. Man wacht auf, wischt sich den Schlaf aus den Augen, findet keine Worte und keine Tränen und schon recht keinen Ansatz, das den noch schlafenden Kindern zu verkünden.

Wir wählten den direkten Weg es den Kindern zu sagen.

Man tut es dann doch. Nach ein paar Minuten Abstand und Nachdenkpause. Man wählt den direkten Weg. Sagt ihnen, was Sachen ist. Schließlich sind sie mit 14 und 10 dazu bereit. Details über den überraschenden Tod klammert man aus. Man kann es schließlich selbst noch nicht fassen. Aber ein lieber Mensch ist einfach nicht mir. Von einem Augenblick zum nächsten.

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Der Urlaub, eigentlich gerade erst vor wenigen Stunden begonnen, wird hastig abgebrochen. Schließlich braucht einem die Mutter bzw. die Oma jetzt. Die paar Stunden Distanz vom Urlaubsort zum Wohnort der Eltern bzw. der Großeltern ist positiv. So hat man Zeit sich zu fassen, zu reden, zu reflektieren und auch gemeinsam zu schweigen.

Gemeinsam sein tut gut. Auch wenn es gemeinsam schweigen ist.

Man redet darüber, wie Opa so war. Was er so alles getan hat, wie er getickt hat, welche Denkmuster, Marotten und Angewohnheiten er womöglich hinterlassen hat. Was wird von ihm bleiben? Woran erinnert man sich gerne, woran weniger?

Im Gespräch mit den Kindern kommen wir auf einige Alltagssituationen, die ihn gut beschreiben. Zufälligerweise war am Tag unserer Rückfahrt Sonntag. Ein Formel-1-Sonntag. Ein Tag, an dem er sich von so gut wie niemandem von der Couch wegbringen ließ. Der Tag, an dem die Motoren heulten. Der Tag, an dem sowohl Enkel als auch seine Kinder, wenn sie schon zu Besuch waren, sich ruhig und andächtig um den Fernseher versammelten.

Es sind die Eigenarten, die nun plötzlich fehlen werden.

Es sind genau diese Eigenarten, die fehlen werden. Die uns zu Tränen rühren, wenn wir darüber nachdenken, dass es solche Sonntag-Nachmittage in dieser Form nicht mehr geben wird. Es wird ruhiger sein, leerer, anders, irgendwie komisch und nicht „normal“.

Man erinnert sich gemeinsam an die letzte Reise nach Salzburg. An die unbeschwerten Tage. Tage, an denen man noch nicht geahnt hat, dass es in dieser Art und Weise das letzte Mal in diesem Setting sein würde.

Man verortet außerdem sein Verhältnis zum Papa und zum Opa. Hat man ihn zu wenig oft gesehen? Was hätte man ihm noch sagen wollen? Hatte man ihn als „zu selbstverständlich“ betrachtet? Wie hätte man anders agieren können? Insgesamt aber schwelgte man in Erinnerungen. An die schönen Zeiten. An die etwas schwierigeren Zeiten. Man sah auch schon in die Zukunft: Wie würde man Oma bzw. Mama besser unterstützen können? Was brauchte sie jetzt? Was will man dieser sagen, jetzt wo man sich bewusst wird, dass die Zeit tatsächlich endlich ist?

In Erinnerungen Opa weiterleben lassen.

Opa wird fehlen. Doch das Leben wird weitergehen. Oma braucht uns jetzt. Das wussten wir bereits, als wir bei ihr zuhause nach einer mehrstündigen Fahrt ankamen.

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