Großzügig trotz Inflation

Etwas geben, wenn wir selbst immer weniger haben? Großzügig sein, wenn wir gern mehr hätten? Großzügig bleiben, wenn die Angst zunimmt? Die Fastenzeit ist auch eine Zeit der Großzügigkeit, des Gebens und Spendens. Wir haben für euch darüber nachgedacht, wie das als Familie ausschauen kann!

Wer vor ein paar Jahren unseren Artikel über finanzielle Freiheit gelesen hat oder mit uns überlegt hat, warum es wichtig ist, über Geld zu reden, weiß: das ist für uns ein spannendes und wertvolles Thema!

Autsch – Inflation!

Wir merken: Unterm Strich bleibt derzeit einfach weniger über.

Natürlich trifft uns die Inflation mindestens genauso stark wie die meisten Familien!
Nicht nur, dass plötzlich alles spürbar mehr kostet – unsere Kinder werden ja auch von selbst größer, älter und brauchen mehr.

Der erste Skikurs in der Mittelschule, Lehrausgänge in der Volksschule, die Windeln sind auch wieder teurer geworden, unsere alten Hunde kosten durch Tierarzt und Spezialfutter auch mehr, der Wocheneinkauf steigt und steigt… es summiert sich!

Angst?

Da wäre es leicht, in Angst zu verfallen.

Das ist etwas, das wir bewusst nicht wollen: wir üben stattdessen Dankbarkeit!

Wir sind dankbar für einen sicheren Job mit einem guten Einkommen.
Wir sind dankbar für die Dinge, die nicht viel kosten, aber gute Laune machen: Sonnenschein, im Garten werken, Bücher aus unserer „Hausbücherei“ lesen, Witze beim Abendessen erzählen…
Wir schauen gemeinsam auf das, was gut war und ist!

Was hat das mit Großzügigkeit zu tun?

Vielleicht merkst du schon: wir meinen mit Großzügigkeit nicht (nur) finanzielle Spenden.

Wir fragen uns immer wieder:

  • Wo können wir eine gute Tat tun?
  • Wem können wir helfen?
  • Wie können wir unsere Zeit, Fähigkeiten und Talente „spenden“?
  • Wo können wir auf etwas verzichten, um damit jemand anderem etwas Gutes zu tun?
     

Teilweise sind das ganz kleine Dinge und Ideen, die auch schon junge Kinder verstehen und tun können. Andere dauern etwas länger oder sind mühsam, das geht dann gemeinsam als Familie.

Diese Ideen haben wir gesammelt:

  • Jemanden einladen
    Das können neue Nachbarn, ältere Menschen aus der Pfarre, aber auch gute Freunde sein oder jemand, den wir noch nicht so gut kennen.
    Zugegeben – das ist für uns Erwachsene oft schwieriger als für unsere Kinder! Wir haben einen gewissen Anspruch, wie es dafür auszusehen hat, was man anbieten und vorbereiten muss.
    Dabei wissen wir ja selber, dass es mehr auf die Offenheit, ein freundliches Willkommen und Zeit ankommt. Gastfreundschaft ist eine der einfachsten und schönsten Arten, großzügig zu anderen zu sein – besonders, wenn keine „Gegenleistung“ erwartet wird.
    Manchmal reicht auch eine Einladung, gemeinsam auf den Spielplatz zu gehen, nach der Sonntagsmesse Pizza zu bestellen oder das Plaudern vom Gartenzaun auf die Terrasse bei einem Glas Saft zu verlegen.
    Die schönsten Erinnerungen der letzten Jahre haben wir auf einer Picknickdecke im Garten oder rund um unseren Tisch bei Kaffee und einfachem, selbst gemachtem Kirschkuchen gemacht!
     
  • Eins mehr mitnehmen
    Die Fastenaktion in unserer Pfarre hat den Titel „Nimm 1 mit!“.
    Manchmal ist es wirklich so einfach: wir nehmen einfach beim Einkaufen eins mehr mit. Gesammelt wird für Familien in der Nähe, die wirklich alles brauchen können – von der Zahnbürste über Konservendosen, Windeln oder Buntstifte.
    Auch hier merken wir, dass Geben unseren Kindern leichter fällt als uns.
    Auch, wenn wir weniger Geld zur Verfügung haben als noch vor ein paar Jahren, tun uns zwei oder drei Euro nicht sonderlich weh. Vielleicht lassen wir dafür einmal die Chips im Regal und legen dafür eine Packung Nudeln in den Sammelkorb.
    Dafür braucht es aber keine besondere Aktion, denn mit nur wenig Suchen findet man genug Sozialmärkte, Vereine und Aktionen, die laufend etwas sammeln.
     
  • Tauschen
    Als wir für die Fastenzeit überlegt haben, wo wir als Familie gemeinsam auf etwas verzichten und dadurch den Fastenwürfel füllen können, ist uns eines eingefallen: unser gemeinsames Samstagsfrühstück. Das wird normalerweise ausgiebig zelebriert mit frischen Weckerln vom Bäcker. Auf die verzichten wir jetzt in der Fastenzeit – und das ersparte Geld kommt in den Fastenwürfel.
    Ein bisschen Überwindung ist es schon, samstags Brot oder Müsli zu essen. Aber das darf es ja auch, es soll ja ein Fastenopfer sein. Die Kinder kontrollieren sehr gewissenhaft, ob das Geld schon im Würfel ist und haben sogar ihre Oma motiviert, auch etwas zu spenden.
     
  • Ja sagen – oder auch Nein
    Großzügig kann man auch mit Zeit sein.
    Wir spenden als Familie in der Fastenzeit auch bewusst Zeit und helfen beim Fastensuppenessen mit, beim Kreuzweg oder wenn eine Nachbarin eine Bitte hat.
    Wir sagen aber auch ganz gezielt Nein, wenn wir merken, dass es uns als Familie zu viel wird oder nicht stimmig ist.
    Mittlerweile gibt es ja auch in der Fastenzeit sehr viele Veranstaltungen. Doch abends lang weg zu sein oder das ganze Wochenende zu verplanen, widerstrebt uns jetzt ganz besonders.
    Wir möchten einfache, ruhige Zeit als Familie verbringen.
    Wir nutzen „leere“ Zeit für Gespräche, gemeinsames Arbeiten und Vorbereiten im Garten und Ordnung schaffen.
    Hier hat Großzügigkeit tatsächlich zwei Seiten: zu anderen, aber auch zu uns als Familie.
     
  • Weg damit!
    Auch, wenn überhaupt kein christlicher Beweggrund mehr dahintersteht, findet man immer mehr Influencer, die in der Fastenzeit ausmisten.
    Wenn wir das mit der richtigen Haltung machen, profitieren wir doppelt davon:
    Die äußere Ordnung hilft der inneren Ordnung, das heißt: wenn ich in meinem Haus für Ordnung sorge, alles Unnötige entferne und dadurch Platz schaffe – merke ich das innerlich ebenso.
    Die Fenster zu putzen kann bedeuten, die Welt wieder klarer wahrzunehmen.
    Leere Oberflächen schaffen innerlich Platz für das wirklich Wichtige.
    Wenn ich Dinge loslassen kann, kann ich sie in Freiheit weitergeben und hänge nicht an Materiellem.
    Großzügig sein kann daher heißen: ich spende und schenke Dinge, die noch in Ordnung und für jemand anderen brauchbar sind (Bitte nicht verwechseln mit Zwangs-beschenkung!). Vielleicht darf sich eine Freundin Bücher aussuchen oder ich frage bei anderen Eltern nach, wer für Ostern noch ein (für sie neues) Spiel brauchen kann. Wenn haltbare Lebensmittel Platzhalter geworden sind oder drei der zehn Serviettenpackungen weiterziehen dürfen, freut sich ein Sozialmarkt oder notfalls ein Willhaben-Mitglied vermutlich mehr darüber.

    Hier merkt man ganz besonders: Geben und großzügig Sein bringt uns auch etwas!
    Nicht nur der Beschenkte hat etwas davon, wir sind freier geworden und empfinden auch noch Freude dabei.

 

Großzügig sein ist eigentlich gar nicht schwer!

Vielleicht hat uns die Inflation das sogar verdeutlicht: wenn jeder ein bisschen mehr an andere denkt und das gibt, was möglich ist, sollten wir alle genug haben. Es kommt oft weniger auf Geld und mehr auf die Bereitschaft an.


Auf jeden Fall wächst dadurch die Freude im Herzen!

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