Wie es uns als Familie in der Fastenzeit geht

Die Vorsätze waren ambitioniert: Papa, Mama, Tochter 1 und Tochter 2 hatten alle Pläne. Manches wurde verworfen, manches gefestigt.

Ich hatte ein großes Ziel: Der komplette Verzicht auf Alkohol.

Auch wenn es noch so verlockend wäre. Also absolut strikt: Weder bei Familienfeiern noch bei gemeinsamen Konzertausflügen wird ein Tropfen angerührt.

Meine Frau hatte ein anders Ziel, wenngleich vielleicht weniger spirituell-theologisch-fastenmäßig konnotiert: Der komplette Verzicht auf Kohlenhydrate, zumindest aber eine sehr starke Reduktion davon.

Unsere Töchter waren weniger strikt, hatte aber auch Vorsätze und Pläne.

Da wären etwa gewesen: Verzicht auf Schokolode. Oder, etwas mit einem Augenzwinkern zu verstehen, der Verzicht auf Streit. Beides gelingt zeitweise, zeitweise gerät es in den Hintergrund.

Das ist auch gut so, denn Kinder und Jugendliche dürfen sich gerne darin üben, überhaupt ein Bewusstsein dafür zu bekommen, was Verzicht bedeutet und was sich daraus „ziehen“ lässt. Der Verzicht ist nämlich – dem Wesen nach – die Klarheit darüber, dasjenige temporär aus seinem Leben zu verbannen, das sonst zu selbstverständlich konsumiert oder getan wird.

Das haben – so bin ich der Meinung – bisher auch erreicht. Wir haben darüber nachgedacht, was uns ansonsten wichtig ist. Was wir womöglich überbewerten und womit wir sonst im Alltag achtlos und zu leichtfertig umgehen.

Das ist eine Erkenntnis: Es geht auch „ohne“ all diese Dinge.

Und das nicht nur in Hinblick darauf, dass es nach der Fastenzeit dann wieder besser schmeckt, uns besser gefällt und wir dasjenige, das wir für eine gewisse Zeit aus unserem Alltag verbannt haben, wieder mehr wertschätzen. Wir merken, dass uns Verzicht guttut.

Es zeigt auch unseren Willen und unseren Zusammenhalt als Familie.

Denn darum geht es auch: Wenn es dem einen oder anderen Familienmitglied schwerfällt, dann kann das andere Mitglied motivierend einwirken. Etwa mit Lob, Anerkennung, gutem Zureden oder ähnlichen Gesten der Aufmerksamkeit. Es tut beispielsweise gut zu merken, dass die eigenen Kinder bei Mama und Papa eine gewisse Willensstärke bemerken.

Diese Willensstärke ist ja deutlich mehr als nur etwas, das man in der Fastenzeit aufwendet, um seine Vorsätze zu halten, weil es einem schlicht guttut. Es ist so viel mehr: Nämlich so etwas wie eine Haltung oder eine grundlegende Einstellung, mit der man sich durchs Leben bewegt und mit der man auch auf andere Personen ausstrahlt. Das ist uns wichtig, unseren Kindern mitzugeben.

Vieles lässt sich schaffen, wenn man durchhält.

Wer konsequent ist, Schritt für Schritt nachhaltig und präzise auf ein Ziel zusteuert, der wird auch reich belohnt. Am Ende steht dann die Erkenntnis, dass dieser Weg zwar mit Verzicht gepflastert ist, diese Entbehrungen aber letzten Endes reiche Früchte trägen können.

Kurzum: Es geht uns als Familie in der Fastenzeit ziemlich gut!

Wir haben auch erkannt, dass es in unserer Familie verschiedene „Temperamente“ gibt, also verschiedenste Ansätze, mit dieser Zeit umzugehen. Diese reichen von „verbissen“, über eher leichtfertig bis hin zu einer Mischung aus beidem. Wir lernen also nicht nur uns als Individuen besser kennen, sondern sehen auch, wie das Familiensystem insgesamt aufgestellt ist und wer welche Rolle darin spielt. In herausfordernden, zumindest aber außergewöhnlichen Zeiten ist es ja auch oft so, dass die besten und oder auch schlechtesten Eigenschaften der jeweiligen Person hervorkommen.

Insofern gehen wir auch wie selbstverständlich mit unseren eigenen oder den anderen schlechten Launen und Stimmungen um, die von Verzicht und Entbehrungen herrühren.

Einfach weil wir wissen, dass diese Person unterwegs ist.

Auf einem guten Weg ist. Und dazwischen im Unterwegssein auch gute Zurufe braucht, auch wenn es manchmal schwer ist, diese zu äußern, weil das Gegenüber etwas garstig agiert. Aber auch das hat im Familiengefüge Platz.

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