Oma, ich zeig dir das! – Wie Kinder über sich hinauswachsen
„Erziehung ist (k)ein Kinderspiel!“, gerade wenn es um Ordnung und Sauberkeit geht. Wie geht man es am besten an, wenn Kinder das Einräumen verweigern? Wenn es schon spät ist und man eine Auseinandersetzung vermeiden will?
Elsa, 4 Jahre: „Ich zeig dir wie’s geht!“
Hier eine kleine Geschichte, die eine Großmutter mit ihren zwei Enkelkindern erlebt hat, sieben und knapp viereinhalb Jahre alt.
Sie kam zum Babysitten, weil Mama und Papa ausgehen wollten. Es war Samstagabend, 18:30 und Zeit zum Abendessen. Das hatte für die Großmutter Priorität, weil sie wusste, dass alles besser geht, wenn der Hunger einmal gestillt ist. Die Kinder aßen brav und baten sie auch noch um Palatschinken. Sie wollten zuschauen beziehungsweise mithelfen. Alles wunderbar, nur wurde es etwas später als üblich. Als die Hände gewaschen und die Zähne geputzt waren, setzten sie sich hin und Robert, las seiner kleinen Schwester Elsa aus einem Buch vor, während Oma die Küche sauber machte.
Da bemerkte die Großmutter „Oh Gott, die Bauklötze liegen noch überall im Wohnzimmer herum!“ Als sie ihre Enkelkinder bat, diese einzuräumen, kam Widerstand auf. Niemand hatte Lust dazu und sie spürte, dass ein Beharren auf ihrer Anforderung nur zu einem Machtkampf und zu Geschreie führen würde. Spontan entschied sie sich für eine andere Strategie.
„Wenn ihr mich freundlich darum bittet, dann erledige ich es für euch!“
Bereitwillig plapperten beide Kinder höflich „Oma, kannst du bitte für uns einräumen?“ und sie machte sich vor ihren Augen an die Sache. Zu ihrer Überraschung kam plötzlich klein Elsa gesprungen und sagte „Oma, ich zeig dir, wie das geht!“ Sie lehrte die Schachtel nochmals aus und fing an, die vielen kleinen Teilchen klug und geschickt in die Schachtel einzusortieren. Tatsächlich wusste sie besser als ihre Oma, wie man die vielen kleinen Teilchen anordnen musste, um sie alle in der dafür vorgesehenen Schachtel unterzubringen. Die Großmutter musste schmunzeln und trug die Teilchen zusammen, während Elsa sie flink einsortierte. So viel Kompetenz hätte sie ihrer Enkelin gar nicht zugetraut. Der Abend war gerettet. Die Pyjamas wurden angezogen und die Kinder durften sich eine Gutenachtgeschichte aussuchen.
Was zeigt uns diese Geschichte?
Ein Strategiewechsel kann einen positiven Überraschungseffekt hervorrufen und ein Lächeln auf die Gesichter zaubern.
Mit Güte und Großzügigkeit erreicht man manchmal mehr, als stur auf Regeln zu beharren, besonders dann, wenn man es mit müden und etwas dickköpfigen Kindern zu tun hat.
Das Mädchen fühlte sich motiviert, zu zeigen, was es schon alles kann, sogar besser als seine Oma und noch dazu aus eigenem Antrieb.
Es war der Großmutter wichtig, dass sie darum gebeten wird, einzuräumen, statt es nur einfach stillschweigend selbst zu erledigen. Auf diese Weise wurden die Kinder nicht aus ihrer Verantwortung entlassen und die Oma hat ihre Führungskompetenz nicht aus der Hand gegeben.
Ordnung macht das Leben schön
Die Kinder hatten offensichtlich schon oft Gelegenheit, sich im Einräumen zu üben, weil es auch den Eltern wichtig war. Bleiben Sie auf dieser Linie, weil es zeigt, dass Sie Ihren Kindern etwas zutrauen und Ihnen auch das Erlernen von Alltagskompetenz wichtig ist.
Lassen Sie es sich zeigen!
Geben Sie ihren Kindern oft Gelegenheit, Ihnen etwas zu zeigen. So lernen diese am besten.
Ihre Maria Neuberger-Schmidt
