Mit Sorgen der Kinder gut umgehen
Eine größere Operation steht bei einem Elternteil an. Die Kinder sorgen sich. Das alles vor dem Hintergrund der Gegenwart, in der Online-Recherche kinderleicht ist. Was heißt das für den Umgang damit?
Unerwartete Veränderung
Es kam überraschend. Quasi aus heiterem Himmel.
Und obwohl es nicht lebensbedrohlich ist, heißt es doch, dass von heute auf morgen temporär alles anders sein wird. Ein Elternteil muss sich einer größeren Operation unterziehen und fällt danach für einige Woche aus.
Im Job, im Haushalt, weitestgehend auch in der Kinderziehungen und auch an sonstigen Ecken und Enden, an denen dieser bisher gewirkt hatte und als unverzichtbar galt. Jetzt muss man darauf verzichten. Und alles ändert sich. Das heißt vor allem: Das Familiengefüge, das sich über die Jahre so gut eingespielt und etabliert hatte, muss improvisieren, kompensieren, einen neuen Groove finden.
Das alles gilt es – auch wenn es angesichts eines solchen Ereignisses fast schon banal klingt – mit den Kindern gut kommuniziert werden.
Neue Aufgabenverteilung
Ein Elternteil allein, in diesem Fall der Vater, wird nicht alles leisten können.
Er wird nicht alles unter einen Hut bringen. Es wird zu Defiziten kommen, zu Situationen, in denen vielleicht einmal nicht alles rund oder gar gänzlich schiefläuft. Und das bedeutet auch, dass sich in solchen Phasen Kinder als wichtiger Teil des Gefüges betrachten müssen. Sie müssen Aufgaben wahrnehmen und mehr Autonomie an den Tag legen. Denn es genügt nicht mehr, wenn sie den Geschirrspüler auf Aufforderung des Vaters hin ausräumen. Es reicht nicht mehr aus, wenn Wäsche nach ausdrücklichem Wunsch hin weggeräumt wird. Es braucht zunehmend einen eigenen Blick. Denn der „mentale Load“ für das in dieser Zeit besonders geforderte Elternteil wächst sonst ins Unermessliche und lässt diese womöglich kollabieren. Und das kann sich keine Seite leisten.
Die emotionale Ebene
Doch angesichts dieser recht „technischen“ Abhandlung über Funktionen und Rollen der einzelnen Familienmitglieder gilt es auch die Sache auf der emotionalen Ebene ernst zu nehmen und zugleich auch Klartext zu reden. Ja, es sind gewisse Risiken mit der Operation verbunden, aber nein, es wird kein Problem sein, denn die heutige Medizin ist in dieser Sache schon sehr weit.
Und nein, Internet-Recherchen bringen nur bedingt etwas.
Es ist zwar an sich gut und ein Zeichen der umfassenden Sorge um die Mutter, wenn sich die Sprösslinge zu der anstehenden Operation und deren Risiken informieren und diese auch einzuschätzen wissen. Nur: Nicht jede Seite ist seriös, nicht jede Sorge berechtigt und wissenschaftlich unterfüttert. „Dr. Goggle“ eignet sich nicht unbedingt dazu, sich umfassende zu informieren. Man muss also versuchen, mit Fakten, Daten und Zahlen zu punkten, die im besten Fall unberechtigte Sorgen und Ängste zerstreuen.
Gefühle sind genau so wichtig wie Fakten
Dennoch gilt es – wie bereits hier angedeutet – die rein emotionale Ebene ernst zu nehmen. Nicht jede Sorge lässt sich mit Fakten wegwischen. Nicht jede Angst mit Zahlen bekämpfen.
Das Zulassen von Angst, Sorge und Ungewissheit gehört dazu und muss auch zum Teil ausgehalten werden.
Das alles zeigt ja letzten Endes nur an, dass man sich verbunden fühlt, zusammengehört und angesichts der eintretenden Umstände ganz einfach zutiefst verunsichert ist. Wird alles gut gehen, wird alles optimal verlaufen. Und wenn ja: Wird alles so ablaufen wie geplant oder braucht die Regeneration doch mehr Zeit als anberaumt? Es ist schließlich schon so, dass auch die Wissenschaft nicht immer eine „exakte Wissenschaft“ ist und die Mathematik nicht so schnell bei der Hand ist.
Man muss auch mit Eventualitäten rechnen, die immer noch im Rahmen sind.
Wenn die vollständige Heilung da ist, wann wieder als hergestellt ist, wann wieder alles exakt so wie früher sein wird – wenn überhaupt – lässt sich auch mit den neuesten Methoden der Wissenschaft nicht mit zu 100-prozentiger Wahrscheinlichkeit sagen. Auch damit gilt es umzugehen.