Ich war weg

Treue meinefamilie.at-Leser*innen können sich womöglich an mich erinnern: Ich habe euch hier schon beim ersten Geburtstag meiner mittlerweile 10-jährigen Tochter mitgenommen, euch Einblicke in unsere Taufgestaltung gegeben, ein Plädoyer fürs Nichtstun geliefert und meinen Grant auf die an jeder Ecke lauernden Süßigkeiten geäußert (Eltern mit Neurodermitis-Kindern können Letzteres vielleicht nachvollziehen).

Ich habe nicht nur Beiträge geschrieben, sondern immer wieder auch bei Instagram-Instagram-Takeovers in die Kamera gesprochen und meine Gedanken mit euch geteilt. Auch meine dritte Schwangerschaft hab ich euch auf Insta verkündet - gespickt mit Beschäftigungstipps für eure Kinder während des ersten Lockdowns.

Und dann?

War ich mal weg.

Also vielmehr war ich nur hier online weg, und ansonsten - wie wohl die meisten anderen auch - rund um die Uhr zuhause. Die Pandemie und die Lockdowns haben uns alle vor unterschiedliche Herausforderungen gestellt. Und manche Herausforderungen haben durchaus geprägt.


Rückblick - Meine Herausforderungen im Lockdown

Mein Mann arbeitete im Krankenhaus, ich in einer privaten Kindergruppe. Während der Kindergarten an unserem Wohnort komplett geschlossen war, war die Kindergruppe stets in Betrieb. Es war für mich nicht denkbar guten Gewissens zur Arbeit zu gehen, während mein Mann täglich mit kranken Menschen zu tun hatte und meine Kinder - ja, keine Ahnung von wem betreut hätten werden sollen. Also kündigte ich trotz Schutz durch die Schwangerschaft. Zugleich stand der Abschluss einer Ausbildung an, die ich zu der Zeit gerade machte. Ich wollte Videojournalistin werden und musste dafür noch zwei Beiträge gestalten. Durch die Gegebenheiten nur mit meiner Smartphone-Kamera von meinem Zuhause aus. Während ich die Kinder betreute, recherchierte ich, führte Online-Interviews und machte Sprechtraining mit meiner Sechsjährigen. Entstanden sind zwei Beiträge, die mich viel Zeit und Nerven gekostet haben, auf die ich aber richtig stolz bin: Ein Zahnpflege-Video für Kinder und ein Beitrag zum Thema „Die katholische Kirche auf Mission
im Internet“.

Lehrerin im Wochenbett

Die Pandemie-Sommerpause konnte ich daraufhin sehr gut gebrauchen. Galt es doch Kraft zu tanken für die nächste Herausforderung: Ein paar Tage nach der Geburt meines dritten Kindes wurde ich zur Volksschul-Ersatzlehrerin befördert. Obwohl das eigentlich ganz gut ging, lies der Spagat zwischen Neugeborenem und Einschulung doch kaum Platz für das Kind dazwischen. Das Kind, das sensibel und kritisch ohnehin alles hinterfragte und aus seinem Unmut heraus mit vier Jahren beschloss Politiker zu werden. Während Beschäftigungsmöglichkeiten beschränkt waren, ergriff die Psychosomatik jeden Strohhalm und das Kind entwickelte diverse Symptome. Obwohl Arztbesuche zuvor für dieses Kind noch ein unfassbares Drama waren, so entdeckte es plötzlich in Arzt- und Krankenhausbesuchen die einzige Möglichkeit wenigstens irgendetwas zu erleben und ertrug Abstriche und sonstige Untersuchungen mit beeindruckender Tapferkeit und fast schon Freude.

Warum erzähle ich euch das?

Weil ich für mich zwei wichtige Erkenntnisse aus dieser Zeit mitgenommen habe, die mein Tun heute prägen.

  1. Eltern und vor allem Mütter werden viel zu alleine gelassen mit einem Haufen Verantwortung und einem erdrückenden Mental Load! So viele wichtige Funktionen, die Eltern übernehmen, werden von der Gesellschaft kaum wahrgenommen. Elternsein soll gefühlt einfach nebenbei funktionieren. Schaut deine Realität auch anders aus? Damit bist du nicht alleine! Es ist mir ein riesiges Anliegen geworden, ein realistisches Bild von Elternschaft zu verbreiten. Ich möchte aufzeigen, wie anstrengend und belastend die 100.000 Kleinigkeiten sind, die Eltern machen und denken müssen. Ich möchte, dass die Belastung von Eltern gesehen wird und dass diese kleiner wird. Damit nämlich Zeit und Energie für die vielen schönen Aspekte des Familienlebens bleibt!
  2. Egal, wie schrecklich und bedrohlich die Welt draußen ist: In deinem Zuhause kannst du selbst eine kleine Welt gestalten. Mit den Normen und nach den Werten, die du in der Welt da draußen vielleicht vermisst. Das ist gar nicht so einfach, aber es ist so eine wunderbare Chance! Was logisch klingt, wird im prall gefüllten Alltag gerne mal vergessen - selbst von mir. Ich will Eltern mitgeben, dass sie nicht alle Anforderungen von außen erfüllen müssen (derer es zur Genüge gibt), sondern dass sie in ihrer Familie Gestaltungsspielraum haben. Lasst uns den doch nutzen!

Wir wippen Familien!

Ja, und weil ich für dieses Anliegen brenne, bin ich nun wieder hier. Und das nicht alleine, sondern unterstützt durch meine Kollegin Karolina Pali. Wir sind beide in unterschiedlichen Bereichen als Einzelunternehmerinnen selbstständig (JA, ich bin jetzt offiziell Videojournalistin. 😊 ) und haben uns zusammen gefunden, um gemeinsam ein Tool zu entwickeln, das Familien die Alltagsorganisation erleichtert und ihnen Anregungen bietet, um ihre persönliche Familienkultur zu entwickeln: den FamilienWIP. Wir sind noch mitten am entwickeln, aber auf Instagram (@familienwip) und ab jetzt auch hier, bekommt ihr schon Einblicke in unser Tun und unsere Inhalte.


Ich freue mich, wieder hier zu sein!

Ähnliche Artikel

Ein Artikel von

Weitere Artikel des Autors lesen