Der erste Freund der Tochter – Wie damit (richtig) umgehen?

Das Thema kam früher aufs Tapet als erwartet. Die Eltern erhofften sich insgeheim, dass es vor dem 16. Lebensjahr kein Thema sein würde. Und wenn dann doch in Form einer einseitigen Schwärmerei. Doch jetzt ist alles anders.

Was tun? Diese Frage beschäftigt uns als Eltern aktuell täglich. Natürlich nicht den Kontakt verbieten. Natürlich nicht den Moralapostel schlechthin spielen. Natürlich nicht immer wieder betonen, dass es dafür mit 14 noch viel zu früh ist. Lieber begleiten.

Und eine Mischung aus Einschränkungen und Möglichkeiten anbieten.

Dass die beiden miteinander spazieren oder ins Kino gehen, ist selbstverständlich im Rahmen. Auch den ersten Kuss gab es schon. Den galt es für uns nicht zu „verhindern“. Sehr wohl aber darüber zu reden. Und vor allem nach ihren Gefühlen zu fragen und zu sehen, was das für sie bedeutete. Der erste Kuss ist schließlich immer etwas ganz Besonderes.

"Kennenlernphase"

Ihre damalige Antwort war bemerkenswert. Denn trotz Kuss, dem auch noch weitere Küsse folgten, sei man in der „Kennenlernphase“. So ganz sicher waren sich also wohl beide nicht mit ihren Gefühlen und ihrem „Status“. Wenige Wochen später war man fix zusammen. Man war Freund und Freundin.

Seither häufen sich die Anfragen unserer Tochter. Zusätzlich zu Kino und Spaziergängen kommen weitere Wünsche dazu. Etwa, dass er sie gerne zuhause besuchen würde. Ganz harmlos gedacht und argumentiert von unserer Tochter natürlich: Man wolle einfach Mario-Kart spielen und würde sich natürlich auch um die „kleine Schwester“ (10 Jahre alt) kümmern. Argumentiert werden solche Besuchswünsche oft auf mit schlechtem Wetter, bei dem man ja unmöglich im Freien etwas machen könne. Spätestens ab da merkten wir, dass uns das alles ein wenig zu schnell geht.

Oder haben wir einfach noch nicht akzeptiert haben, dass unsere Tochter kein Kind mehr war, sondern eine in mancherlei Hinsicht schon mündige Jugendliche?

In der Rolle der Verbieter und Überwacher fühlen wir uns jedenfalls überaus unwohl. Mussten wir wirklich misstrauisch sein, was sie in ihrem Zimmer machten, wenn sie denn einmal alleine zuhause sein sollten? War das überhaupt schon ein Thema? Unsere Tochter blockte bei diesem Thema klar ab, weil es ihre Sache sei.

Dennoch ist es, so waren wir uns sicher, auch unsere Sache. Wir hielten das Thema an sich schon für deutlich zu früh. Zugleich wollten wir ihr nichts unterstellen. Wir bemerkten aber auch definitiv, dass sie hier auf mehr Autonomie setzen wollte als sonst. Bis dahin hatte sie uns in sehr vielen, eigentlich in den meisten, für sie neuen Sachen um Rat gefragt. Das hier war wohl etwas zu peinlich, zu intim, zu persönlich. Aber wir selbst wussten zugleich auch nicht, was nach der Kennenlernphase und dem Beziehung-Führen wirklich als nächsten am Plan stand.

Welche Schritte planten die beiden und ging es uns überhaupt etwas an?

Wir übten uns wieder in ähnlichen Konzepten wie zu Beginn ihrer Kennenlernphase: Ermöglichen, Rahmen setzen aber auch Grenzen einziehen. Zu starre Grenzen und zu starke Verboten würden wohl dazu führen, dass sie uns noch weniger erzählte und dass wir nicht mehr daran teilhaben könnten, was als nächstes anstand. Und das war das letzte, was wir wollten.

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