Herbstzeit ist Seelenzeit – Achtsame Rituale für Groß und Klein
Der Herbst als Einladung zur Achtsamkeit im Familienalltag. Gerade für Familien mit kleinen Kindern kann der Herbst durch einfache Rituale zu einer wertvollen Zeit der Entschleunigung und des gemeinsamen Erlebens werden. Der Beitrag zeigt, wie sich Achtsamkeit, Dankbarkeit und spirituelle Impulse alltagsnah integrieren lassen – für mehr Ruhe, Verbindung und bewusste Momente im Herbst.
Der Herbst ist in der Natur die Jahreszeit des Wandels. Alles wird stiller, leiser, zieht sich nach innen. Die Bäume lassen los, was sie nicht mehr brauchen und schaffen Raum für Neues. Auch wir hören ihn, den Ruf nach Rückzug, nach Innenkehr, danach, ruhiger und langsamer zu werden (Stichwort: Herbstmüdigkeit).
Denn auch in der christlich-religiösen und spirituellen Tradition steht der Herbst für die Zeit der Innenschau – für das Reflektieren und Hinspüren, was gewachsen ist, was Früchte getragen hat und was nun in Dankbarkeit gehen oder ruhen darf.
Gemeinsames Erleben statt großes Erklären
Mit kleinen Kindern lässt sich diese besondere Stimmung nicht durch große Erklärungen vermitteln, sondern durch gemeinsames Erleben. Der Herbst lädt Familien dazu ein, achtsam zu werden – für das, was wir sehen, hören, riechen und fühlen. Wenn wir uns auf diese sanfte Entschleunigung einlassen, wird die Jahreszeit zu einem kostbaren Schatz voller kleiner Rituale und gemeinsamer, achtsamer Momente. Magisch.
Achtsamkeit bedeutet, ganz im Moment zu sein.
Achtsamkeit mit offenen Sinnen, ohne Eile oder Gedankenkarussell. Kinder sind darin wahre Meister. Sie bleiben stehen, wenn ein Blatt zu Boden tanzt, oder wenn sie einen Regenwurm entdecken. Sie lauschen dem Wind, sie staunen über Kastanien.
Der Herbst mit seinen bunten Farben und Sinneseindrücken bietet unendlich viele Gelegenheiten, diese natürliche Achtsamkeit zu spüren und zu leben. Beim Spaziergang kann man gemeinsam die Farben der Blätter benennen, den Duft von feuchter Erde wahrnehmen oder die Kälte der Luft spüren.
Momente des Innehaltens
Auch die christliche Tradition kennt solche Momente des Innehaltens: das stille Gebet, das Kerzenlicht, das Danken für die Gaben der Erde. Achtsamkeit ist im Grunde nichts anderes als ein modernes Wort für das, was spirituell schon immer Bedeutung hatte – das bewusste Wahrnehmen des Lebens und auch des natürlichen Wandels als Geschenk.
4 einfache Familienrituale für den Herbst
Im folgenden findet ihr 4 Familienrituale, die ihr ganz einfach und ohne großen Aufwand gemeinsam als Familie zelebrieren könnt und die euch einige Momente der Ruhe, der Achtsamkeit und Dankbarkeit schenken mögen.
Mit Kindern sind diese Rituale natürlich immer auch eine Überraschung und funktionieren selten so, wie wir sie planen. Nehmt es, wie es kommt. Es geht wirklich nicht darum, „perfekt“ zur Ruhe zu kommen, sondern eine liebevolle, achtsame Atmosphäre zu schaffen und gemeinsam die Jahreszeit zu feiern - „Go with the (inner) flow“.
1. Licht und Wärme ins Zuhause holen
Die Tagen draußen werden kürzer und dünkler. Holen wir das Licht also zu uns ins Innere - eine Lichterkette über dem Esstisch oder über dem Bett, kleine Teelichter in selbst bemalten Gläsern oder Laternen, die sie basteln dürfen. Das warme Licht schenkt Geborgenheit und erinnert uns daran, dass auch in dunklen Zeiten ein Licht in uns weiterleuchtet – eine schöne Verbindung zur christlichen Symbolik des „Lichts der Welt“.
2. Erntedank zuhause feiern
Ein kleiner Erntedanktisch im Wohnzimmer kann zu einem echten Familienmittelpunkt werden. Mit Kastanien, Blättern, Äpfeln und einer Kerze gestaltet, erinnert er an die Fülle des Lebens. Jeder darf etwas beisteuern – ein Symbol, ein Blatt, ein Stein, etwas, das ihm wichtig ist. Gemeinsam sprechen wir über das, was wir in diesem Jahr „ernten“ durften: schöne Erinnerungen, Freundschaften, Erfahrungen.
3. Geschichten, Stille und Einkuscheln
Wenn draußen der Wind pfeift, darf es drinnen still werden. Geschichten vom Kreislauf der Natur, vom Vertrauen oder vom Neubeginn öffnen Herzen und regen Gespräche an. Eine Kuscheldecke, ein Duftöl, leise Musik – all das kann Teil eines Achtsamkeitsrituals sein.
4. Kakao-Zeremonien mit Kindern
Kakao steht in ursprünglichen Zeremonien für Herzöffnung, Verbindung, Dankbarkeit und Genuss. Ein einfaches, aber wunderschönes Ritual ist die Kakao-Zeremonie, die wir, leicht adaptiert, auch mit Kindern gut durchführen können. Macht es euch dazu gern stimmungsvoll, mit besonderer Musik und sanftem Licht. Vielleicht darf sich jede:r seine/ihre Lieblingstasse aussuchen. Und dann bereitet ihr gemeinsam den Kakao zu. Ihr könnt noch eine Prise Vanille oder Zimt dazutun. Jede:r darf den Kakao einmal umrühren und sagen, was er oder sie in die Tasse „hineinrühren“ möchte, zum Beispiel: Freude, Mut, Liebe …
Danach könnt ihr den Kakao zusammen genießen, die Hände an der Tasse wärmen, bewusst einen Moment still sein. Vielleicht erzählt auch jede:r, wofür er heute dankbar ist, oder was er heute erlebt hat.
Solche Momente stärken nicht nur das Gefühl von Gemeinschaft, sondern lehren Kinder auch, dass Dankbarkeit eine innere Ressource ist, auf wir zugreifen und mit der wir uns von innen heraus wärmen können.
Die Herbstzeit ist Seelenzeit...
Der Herbst erinnert uns daran, dass alles seine Zeit hat – das Wachsen, das Reifen, das Ruhen. Er lädt uns ein, dankbar zu sein für das, was war, und offen für das, was kommt.
Wenn wir mit unseren Kindern achtsam durch diese Zeit gehen, mit Licht, Wärme, Stille und Freude, dann wird der Herbst zu einer Jahreszeit, die uns innerlich stärkt. Eine Zeit, in der Familie, Glaube und Natur in Einklang kommen und in der wir ein Stückchen näher zusammenrücken.
