Gemeinsam Verreisen – Wie werden Vater und Kind glücklich?

Auf Papier klingt das gut: Mama oder Papa verreisen mit einem Kind allein. Entweder als relativ spontane Belohnung für geschaffte Prüfungen oder sonstige Hürden oder von langer Hand geplant zu bestimmten Anlässen. Doch das ist nicht immer nur einfach oder unkompliziert.

Es soll ein Highlight werden. Oder auch eine Reise, die eine etwas schwierige Beziehung zwischen Vater und Kind oder Mutter und Kind wieder kittet oder zumindest verbessert. Einfach mal Zeit zu haben, fernab von Alltag oder sonstigen Familien-Strukturen.

Auch auf Reisen werden Probleme mitgenommen und lassen sich nicht so einfach ausblenden.

Allein das hat schon Kippmomente in sich: Hohe Erwartungshaltungen in Reisen und Zeiträume, die womöglich nur zum Teil erfüllt werden könnten. Denn auch wer reist, nimmt Probleme stets mit sich mit und kann diese nur temporär aushebeln. Wer sich eine dauerhafte Verbesserung der Beziehung zu seinen Sprösslingen erwartet, der hat womöglich zu hohe Erwartungshaltungen.

Eine Reise alleine rettet keine Vater-Kind-Beziehung.

Denn: Im Alltag sollte man anschließen, nicht in einer Art von Auszeit. Die Auszeit ist womöglich nur ein minimaler Kitt, der im Alltag nicht wieder alle Abgründe aufgehen lässt. Doch die Abgründe und Konflikte bleiben davon meist unbetroffen.

Klüger ist damit also, den Alltag quasi in die Auszeit reinzubringen. Was absurd klingt, macht meiner Meinung nach Sinn. Die Reise soll nicht eine völlig andere Zeit sein, sondern es soll ein Ort und ein Zeitraum des Redens, Reflektierens usw. weiter. Deshalb ist es womöglich ratsam, dass man die gemeinsame Zeit nicht mit Aktivitäten vollpflastert, sondern die Zeit nutzt um zu reden und auszutauschen.

Urlaub zum Reden nutzen, um auch im Alltag mehr Nähe zueinander zu haben.

Denn das gelingt sehr oft: Was im Alltag untergeht, kommt in einer solchen Zeit leichter aufs Tapet. Beim gemeinsamen Frühstück etwa, abseits von den Bedürfnissen von Geschwistern und dem Druck der alltäglichen Verpflichtungen.

Bei den gemeinsamen Aktivitäten scheint mir eines ratsam zu sein, weil es auch mit der zwischenmenschlichen Beziehung zu tun hat: Gemeinsam reden, bereden, die Bedürfnisse, Wünsche und Interesse des jeweils anderen erstnehmen und wahrnehmen.

Und da kann man womöglich sogar einen tatsächlichen Unterschied zum Familienalltag machen. Verhältnisse, wer bestimmt, wer dominant ist, wer sich durchsetzt, können, wenn schon nicht ganz neu verhandelt, so zumindest für eine bestimmte Zeit neu gesetzt werden. Womöglich bemerkt dann der ansonsten eher passive Part auch, dass es definitiv auch Aufwand und Hirnschmalz verlangt, Freizeitangebote und -Ideen in die Welt zu setzen. Das wiederum führt bestenfalls zu mehr Verständnis dem anderen gegenüber.

Urlaub nutzen, um den Kindern mehr Entscheidungsfreiheit zu geben und so Verständnis füreinander zu entwickeln. 

Denn darum geht es: Die Rolle, die sich im Alltag eingeschliffen haben, ein wenig neu zu verorten oder zumindest als solche zu erkennen. Jeder spielt Rollen, jeder hat Funktionen, manche ergeben sich ganz natürlich aus einer gewisse Hierarchie, die durch Eltern-Sein und Kind-Sein da ist. Manches hat sich aber auch festgefahren, manches kann verändert und manches kann dauerhaft neu gedacht werden. Dazu sind Reisen und Urlaubszeiten, in welcher Konstellation auch immer. Eine gute Sache!

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