Als Eltern auch Paar bleiben – neuer Halt für die Partnerschaft

Eltern werden und Partner bleiben: Man liest es total oft und jeder denkt sich „das wird bei uns schon funktionieren, bei uns ist das kein Problem“. Aber es geschieht leichter als man denkt. Als Eltern verliert man die Beziehung schnell aus den Augen und schon beginnt es in der Ehe zu „krieseln“.

Mein Expartner und ich haben drei gemeinsame Kinder. Aber warum wurde er vom Partner zum Expartner? Rückblickend denke ich, dass wir vieles anders machen hätten können.

Wir hatten eine Wohnung in der Stadt, in relativ ruhiger aber doch zentraler Lage. Zu Fuss ins Stadtzentrum zu gehen war kein Problem und praktisch alle Wege konnte man ohne Auto zurücklegen. Es gab einen kleinen Spielhof für die Kinder mit Sandkiste und Rasenfläche. Klein aber fein.

Haus und Garten

Dann kamen wir auf den Gedanken, ein Haus wäre für unsere Familie besser geeignet. Ein schönes und ruhiges mit Garten für die Kinder. Da sollte es für alle wirklich perfekt sein.
Das hatte zur Folge, dass mein Partner mehr gearbeiten musste, damit wir uns das Haus und alle Kosten leisten konnten. Ich war damals ja in Karenz und kümmerte mich um die Kinder, Haus und Garten.

Die ersten Wochen im Haus waren auch toll. Wir arbeiteten im Garten und die Kinder waren begeistert vom Platzangebot.  Das Haus befand sich in einer wunderbaren Ruhelage. Da draussen war praktisch nichts außer ab und zu ein Traktor der vorbeifährt. Somit auch für die Kinder ein ungefährlicher Ort zum Spielen und Toben.

Die Großeltern boten uns immer wieder an, abends mal auf die Kinder aufzupassen damit wir als Paar etwas unternehmen konnten. Essen gehen zum Beispiel um wieder etwas als Paar zu erleben. Leider haben wir das aber immer abgelehnt. Wir wollten beide nicht als schlechte Eltern dastehen, als Eltern die ihre Kinder abschieben. Wir hatten den Ehrgeiz alles ohne Hilfe zu bewältigen.

alleine in der natur traurig

Mit der Zeit zeigten sich uns langsam die Tücken die der schöne aber sehr ruhige Ort mit sich bringt. In unserer Gegend wohnten keine anderen Kinder. Unsere Kinder waren immer nur alleine im Garten. Ein Austausch mit anderen Gleichaltrigen war in dieser Zeit nicht möglich. Zwar bekam mein Ältester mit Glück dort einen Kindergartenplatz und konnte zumindest unter der Woche mit anderen Kindern interagieren, aber die beiden kleinen waren den ganzen Tag bei mir. Ohne Zugang zu anderen Kindern. Kein Spielplatz in der Nähe den wir hätten besuchen können um mit anderen in Kontakt zu kommen und keine Nachbarn mit Kindern im gleichen Alter.

Ich habe damals nicht viel darüber nachgedacht, weil ich der Überzeugung war, dass der Garten die Kinder für die „Einsamkeit“ entschädigt. Den Kindern hat es vielleicht wirklich nicht so viel ausgemacht, aber ich begann langsam unter dieser Isolation zu leiden. Ich meine damit nicht, dass mein damaliger Partner die Familie vernachlässigt hat. Nein, er hat sich da keinen Vorwurf zu machen, er hat nach Kräften versucht all unsere Wünsche zu erfüllen. Er versuchte gleichermassen für die Firma und für die Familie da zu sein.

Warnsignale

Ich begann mich immer mehr zurückzuziehen. Ich hatte keine Bekannten dort und unter der Woche, außer meinen Kindern, niemanden zum Reden. Keine anderen Menschen, kein Austausch. Es stand kein Auto zur Verfügung und das Zentrum war zu Fuss nicht erreichbar. Somit war ich auf die Busverbindungen angewiesen. Aber wie es nun mal ist, wenn man sich in einer solchen Isolationssituation befindet, wird man träge. Mit der Zeit wurde ich immer bequemer und wollte nicht mehr mit dem Bus in die Stadt fahren. Ich gab mich mit Spaziergängen in der ruhigen Umgebung zufrieden.
Mein Partner bekam davon damals nichts mit, zumindest glaube ich das. Er hat mich nie darauf angesprochen. Für ihn war es, wie er es sich vorgestellt hat. Er hatte einen stressigen Job in Wien und als Ausgleich ein ruhiges gepflegtes Haus in ländlicher Idylle. Für ihn war es eine perfekte Sache für die ganze Familie.

Ich wollte nicht undankbar erscheinen, aber ich war unglücklich mit der Situation. Mein Partner gab sich wirklich die grösste Mühe seiner Familie ein tolles Leben zu ermöglichen – und ich schlug mich mit düsteren Gedanken herum. Damals war mir noch nicht bewusst, welche Lawine ich damit in Gang setze, ich wollte nur raus aus dem Haus – raus aus der Langweile und Isolation.

Wir haben es beide verabsäumt, die Warnsignale zu sehen und dem entgegenzuwirken um unsere Beziehung, unsere Partnerschaft zu retten.

Ich begann, mir immer mehr Gedanken zu machen. Es wurde mir klar, dass es so nicht weitergehen kann. Die Beziehung war keine mehr im eigentlichen Sinne. Wir erfüllten beide unsere Aufgaben, aber kann das alles sein? Mir wurde bewusst, dass wir uns auseinandergelebt hatten. Unsere Gemeinsamkeiten waren nicht mehr vorhanden. Die tollen Gespräche die wir früher immer führten, fanden nicht mehr statt. Unsere Interessen hatten sich im Laufe der Jahre völlig verändert. Wir beschlossen uns zu trennen.

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Zeit füreinander nehmen

Rückblickend ist man immer „klüger“, denn ich weiss jetzt, dass es möglicherweise vermeidbar gewesen wäre. Eventuell hätte man das eine oder andere besser machen können um der Partnerschaft neuen Halt zu verleihen. Zum einen ist es extrem wichtig, sich Zeit füreinander zu nehmen! (Viele werden sich jetzt denken, „eh klar“, aber man muss es auch wirklich aktiv tun, das ist schon schwieriger.)

Wenn die Kinder im Bett sind – dreht den Fernseher ab. Macht eine Flasche Sekt oder Wein oder Saft auf und trinkt gemeinsam ein Gläschen. Nehmt Euch wirklich bewusst Zeit füreinander. Sprecht über den Tag oder darüber was man gemeinsam als Familie unternehmen könnte, über den nächsten Urlaub, besprecht eure Probleme, Wünsche und Träume oder sprecht über irgendwelches belanglose Zeug, ganz egal. Ab und zu kann es aber auch angenehm und gut sein, einfach miteinander zu schweigen und die Anwesenheit des anderen zu genießen. Ja, dies erfordert Zeit – nehmt sie Euch! Vor allem als Eltern denkt man „Zeit hat man nie“, das stimmt, aber: man muss sie sich wirklich füreinander nehmen!

Ausgehen ohne Kinder

Gemeisam ausgehen

Stellt Euch die Frage, was ich in der Anfangszeit eurer Partnerschaft gerne gemacht habt. Und genau das macht Ihr an diesem Abend! Kein Film, keine Serie oder Fussballspiel kann so wichtig sein wie der Partner!

Natürlich dreht Ihr auch Eure Smartphones an diesem Abend ab. Diese Stunden gehören nur der Partnerschaft.

Zum zweiten glaube ich, dass es gut ist, sich richtige Auszeiten zu gönnen. Wenn also die Großeltern oder Freunde oder Babysitter Euch anbieten, die Kinder für einen Abend bzw. über Nacht zu versorgen, dann nehmt dieses Angebot auch manchmal an!
Wir hätten das machen sollen. Unternehmt an diesen Tagen etwas als Paar – ganz ohne Kinder. Geht ins Kino oder in ein schickes Restaurant.

Sich schick machen füreinander

Durch richtige Paarzeit beginnt man, sich wieder füreinander „herzurichten“und attraktiv zu machen. Das geht oftmals auch mit der Zeit verloren.
Wenn mein Partner damals nach Hause kam und sich vor den Fernseher setzte tat er das natürlich in bequemer „Daheim-Kleidung“, also in Jogginghose und Shirt. Und auch ich erwartete meinen Partner daheim nicht in besonderer Kleidung sondern ebenfalls in Wohlfühlklamotten.

Wenn man etwas gemeinsam unternimmt und sich für den anderen hübsch macht – ich denke, das tut der Partnerschaft gut, das verleiht den Dingen wieder „Besonderheit“ und erinnert an die Dates die man früher miteinander hatte.

Geht in ein Lokal tanzen, gemeinsam abends spazieren, unternehmt eine Bootsfahrt an der Donau, macht eine Radtour. Was auch immer Ihr gerne macht, macht es gemeinsam. Wichtig ist dabei, dass Ihr auch einmal „Zeit zu Zweit“ ohne Kinder habt. Ihr seid nämlich nicht nur Eltern, sondern auch ein Paar – und was machen Paare? Die verbringen Zeit nur zu Zweit.

Stellt euch vor, ihr geht in vielen Jahren, als altes Ehepaar, Hand in Hand spazieren. Ist das nicht ein schöner Gedanke? Ich glaube, dass es sich lohnt dafür gemeinsam an der Beziehung zu arbeiten. Ich kenne das von meinen Nachbarn, ein sehr altes Ehepaar, das immer noch Händchen haltend spazierengeht. Das ist wunderbar, fantastisch und sollte unbedingt nachgelebt werden!

Mut zum Körperkontatk

Habt mut zum Körperkontakt, auch nach jahrelanger Beziehung! Händchen halten, dem Partner einfach mal so übers Haar streichen, liebevolle Berührungen  – das tut gut! Stellt Euch mal vor, Ihr steht in der Küche und macht das Abendessen. Da kommt Eurer Partner, stellt sich hinter Euch und haucht einen Kuss auf Eure Wange. Ist doch super, oder ?! Eine Sekunde raus aus dem Alltag, wieder verliebt sein. Den Anderen durch die rosa Brille betrachten, auch wenn es nur ein paar Sekunden sind, das ruft in Erinnerung, warum man sich ineinander verliebt hat und warum man zusammen ist.

Sammelt schöne Momente. Ich bzw. wir haben das verabsäumt und als nicht wichtig erachtet. Nun bin ich alleinerziehend mit drei Kindern. Mein Expartner kümmert sich nach wie vor um seine Kinder aber wir, als Paar, existieren nicht mehr. Gemeinsam sind wir jetzt nur noch Eltern (und das werden wir immer sein). Macht es besser als wir, investiert Zeit und Arbeit in eure Paarbeziehung.

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