Advent, Advent, das Nervenkostüm brennt?

Jahr für Jahr ist es wieder so weit: Mit Beginn des Advents hat uns der liebe Stress wieder. Dabei sehen wir uns als Familien vor allem nach einem: Ruhe, Besinnlichkeit, Stille.

Alles begann schon einige Tage vor dem ersten Advent: Der Adventkranz wollte noch „aufgemaschelt“ werden, die Deko für die vorweihnachtliche Ausgestaltung der Wohnung musste vom Dachboden geholt werden und auch die Adventkalender für unsere Kinder sollten noch aufgepimpt werden. Dazu hatten diverse Onkel und Tanten weiteren Adventkalender zu uns nach Innsbruck geschickt: Es galt Ordnung zu schaffen und zu schauen, was für wen bestimmt war.

Sodann war der erste Adventsonntag fast schon da und am 1. Dezember konnten die ersten Adventtürchen geöffnet werden. Nur: Hatten wir eigentlich schon Weihnachtskekse gebacken? Als die Antwort mit „Nein“ ausfiel, mussten daneben auch noch ausgiebig Teige vorbereitet, geknetet und schließlich ausgestochen werden. Dass das zwar ein alljährliches wiederkehrendes Familienhappening ist, das uns auch schöne Momente bringt, liegt auf der Hand.

Aber: Alles musste wie immer zeitgleich, nebeneinander und miteinander gehen.

Und, nicht zu vergessen: Der erste Advent war auch stets Auftakt für diverse Nikolausfeiern, Weihnachtsfeiern & Co.

Man musste Berufliches und Familiäres in Einklang bringen und dabei nicht die Nerven wegschmeißen.

Außerdem wollten noch diverse Nikoläuse und vieles mehr besorgt sein, dann pünktlich zum Nikolaustag stand auch ein Besuch bei der großen Verwandtschaft an. Und diese Feiern führten letzten Endes sicher hin zum Weihnachtsfest. Ein schönes Fest im Kreis der Familie, sicherlich. Aber zuvor mussten noch alle Geschenke besorgt sein und – da die Liebesten über ganz Österreich verstreut sind – galt es auch logistisch so zu agieren, dass alles zur richtigen Zeit am richtigen Ort war.

Allein das Schreiben dieser Zeilen stresst mich schon.

Es gilt so viel zu bewältigen, man befindet sich gewissermaßen im Hamsterrad. Reicht es schon aus, wenn man die Einstellung dazu ändert? Möglich. Denn man könnt es auch so sehen: All diese Herausforderungen, all diese Aufgaben führen letzten Endes dazu, dass man schöne, einigermaßen friedliche Weihnachtsfeiertage im Kreise von Menschen verbringt, die einem tatsächlich etwas bedeutet. Es ist gewissermaßen der Sturm vor der Ruhe, dem man widerständig zu trotzen hat, um dann Entspannung zu finden.

Die Herausforderung ist dann natürlich klar: Es gilt unterwegs nicht die Nerven zu wegzuschmeißen.

Denn falsche Worte können verletzen, unbedachte Aussagen nachhaltig den innerfamiliären Frieden hinwegwischen. Es ist also entscheidend, im Auge des Sturms Ruhe zu bewahren. Das gilt für einen selbst, das gilt aber auch für die anderen „Familien-Akteure“. Dazu tut es womöglich gut, wenn man ein Zentrum findet, einen Ruhepol, einen Ort und Zeitpunkt an dem alle zusammen und zur Ruhe kommen. Dort gilt es zu schweigen, um den Adventkranz zu sitzen, Probleme Probleme sein zu lassen aber im Anschluss auch gerne darüber zu reden.

In dieser Zeit hatte alles Platz: Wünsche, Sorgen – vor allem aber Stille.

Wir handhaben das so und es funktioniert mehr oder weniger. Worte fallen selten allzu hart aus, verbale Verletzungen bleiben weitestgehend aus, auch wenn wir bei weitem nicht perfekt sind!

Es gibt kleinere und mittlere Streitigkeit, vor allem wenn alle Seite in Eile und gestresst sind. Am Abend beim Adventkranz und beim gemeinsamen Beten und beim gemeinsamen Ruhig-Sein ist das aber alles wieder vergessen.

Es wird aber nicht weggewischt, sondern von Zeit zu Zeit auch am richtigen Ort thematisiert.

Damit es wieder weitergehen kann, möglichst konflikt- und reibungsfrei. Denn letzten Endes freuen wir uns doch alle auf ein besinnliches Weihnachtsfest, auch wenn der Weg dahin von Zeit zu Zeit auch steinig ist und von der sogenannten stillsten Zeit des Jahres zumeist keine Rede sein kann. Aber so sind Familien halt, und das ist wohl auch gut so.

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