Ernährung bei ADHS – Empfehlungen und Informationsübersicht

Diagnose ADHS – eine Challenge für die ganze Familie? Mit einer individuellen und positiv behafteten Ernährung kann die Therapie zum Guten unterstützt und der Ernährungsalltag entspannt werden.   

Wofür steht die Abkürzung ADHS und was ist ADHS?

ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung. Wie der Name schon sagt, sind Betroffene meist überaktiv und unaufmerksam. Die Diagnose ADHS wird meist in der Kindheit gestellt. 

Das Verständnis für ADHS hat sich in den letzten Jahrzehnten geändert. Wenn früher Kinder als ‚Quälgeister‘ bezeichnet wurden, weiß man heute, dass ADHS eine komplexe chronische Störung ist. ADHS wird heute dargestellt als chronische Störung, welche Menschen beschreibt, die Probleme beim Fokussieren, Beginnen von Aufgaben, Aufrechterhaltung der Leistung, Gebrauch des Arbeitsgedächtnisses und Modulieren von Emotionen aufweisen. Mit dieser Problematik können Alltagsanforderungen (über die Lebensspanne von Frauen und Männern) nur schwer bewältigt werden. Wird die Diagnose ADHS vom Arzt gestellt, handelt es sich um eine chronische Störung. Für weitere Fragen zum Thema ADHS sprechen Sie bitte mit Ihrem behandelten Arzt.  

Welche Therapie?

Die primäre Therapie bezieht sich auf die richtige Auswahl der Medikamente durch den behandelten Arzt und eine psychotherapeutische Behandlung. Ziele sind, die Störungen zu lindern und das Leiden zu verringern, sowie das Funktionsniveau zu steigern. In weiterer Folge spielt die Ernährung eine wichtige und unterstützende Rolle. 

Ernährungsempfehlungen bei ADHS

Die Leitlinien empfehlen, dass Betroffene aller Altersgruppen und ihre Angehörigen auf die Wichtigkeit und Bedeutung einer ausgewogenen und vollwertigen Ernährung hingewiesen werden. Hierfür wird eine Abstimmung zwischen Diätologie, Betreuungsteam und Betroffenen empfohlen. Eine Mangelernährung sollte unbedingt vermieden werden. 

Eine pauschale Ernährungsempfehlung gibt es nicht, da diese individuell auf die Bedürfnisse des betroffenen Kindes abgestimmt werden. Das Spektrum ist vielfältig, einerseits besteht die Gefahr an Untergewicht und Mangelernährung durch mögliche Appetithemmung als Nebenwirkung von Medikamenten und erhöhten Energiebedarf (Hyperaktiviätt). Andererseits kann durch häufige Heißhungerattacken auch das Risiko für Übergewicht bestehen. Deine betreuende Diätologin unterstützt dich gerne in der individuellen Therapie. 

Therapieansätze in der Ernährung

  • Künstliche Farbstoffe in Lebensmittel reduzieren und vermeiden

Im Rahmen der Ernährung kann versucht werden, dass auf künstliche Farbstoffe und anderer Nahrungszusätze verzichtet wird. Dies kann für einzelne Kinder hilfreich sein. Eine generelle Empfehlung wird nicht ausgesprochen. Dennoch besteht laut Studienlage ein möglicher Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Zusatzstoffen und Beeinflussung des Verhaltens von Kindern.  Eine besondere Rolle spielen die Azo-Farbstoffe, daher sollten diese gemieden werden.

Die EU-Verordnung über Lebensmittelzusatzstoffe schreibt daher seit dem 20. Juli 2010 einen Warnhinweis auf den Verpackungen für alle Lebensmittel mit Azofarbstoffen vor. Dieser lautet: „Kann Aktivität und Aufmerksamkeit bei Kindern beeinträchtigen“. Zu den Azo-Farbstoffen gehören die Lebensmittelzusätze mit folgenden E-Nummern: E102, E104, E110, E 122, E123, E124, E129, E151, E154, E155, E180

  • Omega-3-Fette

Eine ausreichende Zufuhr von Omega-3-Fetten kann einen positiven Einfluss bei der Behandlung von ADHS bewirken. Eine Supplementation durch Fischöl(kapseln) wird von den aktuellen Leitlinien nicht empfohlen. Der Bedarf soll über Omega-3-fettreiche-Ernährung gedeckt werden (Fisch, pflanzliche Öle, Nüsse).

  • Reduktion von Zucker 

Auch wenn Zucker nicht primär die Hyperaktivität fördert, zeigen Studien deutliche Effekte bei der Zuckerreduktion auf eine positive Entwicklung bei ADHS. Es ist keine strikte Meidung von Zucker notwendig, jedoch kann die Reduktion und das Timing einen positiven Einfluss bewirken. 

Ernährungstherapie bei ADHS bei Kindern und Jugendlichen

Ausschließen von Lebensmitteln oder einzelnen Lebensmittelbestandteilen, die allgemein im Verdacht stehen, ADHS-Symptome zu begünstigen.

  • Künstliche Farbstoffe und Zusatzstoffe: Meiden von Azofarbstoffe E102, E104, E110, E122, E124, und E129 sowie Konservierungsstoff Natriumbenzoat E211 und Zucker und Aspartam reduzieren.
  • Ergänzen einer ausgewogenen Ernährung durch Mikronährstoffe zum Ausgleich eines Defizits
    • Niedriger glykämischer Index 
    • Wenig verarbeitete Lebensmittel
    • Vorwiegend frisch zubereitete Speisen 
    • Möglichst ohne Zusatzstoffe
    • Viel frisches Obst und Gemüse
    • Wenig zuckerreiche Getränke
  • Testen auf individuelle Nahrungsmittelunverträglichkeiten und gezieltes Meiden der identifizierten, symptomverstärkenden Lebensmittelbestandteilen (Besprechen Sie die Möglichkeiten mit Ihrer Diätologin).

Ein pauschales Vermeiden von einzelnen Lebensmittel(gruppen) wird nicht empfohlen!

Kritische Nährstoffe sind Zink, Eisen, Magnesium, Vitamin D, Essentzielle Fettsäuren (Omega 3), diese sind in folgenden Lebensmitteln enthalten.

  • Zink: Fleisch, Eier, Milch, Käse und Vollkornprodukte
  • Eisen: Fleisch, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Quinoa, Amaranth, Gemüse, Samen und Nüsse 
  • Magnesium: Vollkorngetreideprodukte, Milch und Milchprodukte, Geflügel, Fisch, Kartoffeln, grüne Gemüsesorten, Beerenobst, Orangen und Bananen 
  • Vitamin D: Sonneneinstrahlung, Milch und Milchprodukte (Heumilch), Vitamin D angereicherte Margarine, Pilze 
  • Omega 3 Fette: über Fisch und pflanzliche Öle

Eine pauschale Ergänzung durch Supplemente wird nicht empfohlen. Eine Supplementierung von Vitamin D kann in den Herbst- und Wintermonaten positiv sein. Erst nach einer ausführlichen Ernährungsanamnese, kann Rückschluss auf ungünstige Ernährungsgewohnheiten oder Defizite geschlossen werden.

Trotz diverser Einschränkungen ist es wichtig, die Ernährung positiv zu behaften und positive Ernährungs-Rituale einzubauen.

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Ein Artikel von

Portraitfoto Martina Brunnmayr

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