Zorn und Selbstbeherrschung - "Erziehung ist (k)ein Kinderspiel!"

Unser Nachwuchs versteht es manchmal bis zu Perfektion, zu testen bis uns „der Kragen platzt“. Was tun, wenn uns „der heilige Zorn“ packt?

Will man Kinder begründeterweise tadeln, mit ihnen „schimpfen“, ist Selbstbeherrschung angesagt.

Wenn es Ihnen gelingt, Ihren „heiligen Zorn“ in Form von Ich-Botschaften statt Beleidigungen auszudrücken, ist in zweifacher Weise gedient: Ihnen ist leichter, weil Sie sich den Frust von der Seele reden, den Ärger „ausspucken“, OHNE Ihr Kind dabei zu verletzen. Gleichzeitig erlebt es Sie als echt und merkt, wie sein Verhalten auf Sie wirkt. Damit die Situation nicht kippt, müssen Eltern spüren, wann sie sich einbremsen müssen!

Wie Sie sagen, was Sie stört und was sie wollen

Ihr Kind braucht klare Anweisungen, positiv formuliert, kurz und bündig, z.B.: „Toni, ich kann dich nicht anziehen, wenn du spielst. Du musst stillhalten und mithelfen. Leg das Auto hier her! Danach kannst du wieder damit spielen!“ Ihr Kind braucht Zeit zum Reagieren. Warten Sie schweigend und beginnen Sie erst, wenn es Ihrer Bitte nachgekommen ist. Demonstrieren Sie, dass auch Sie ernst genommen werden wollen.

Verständnis schenken und um Verständnis bitten

Ihrer Bitte nachzukommen, erfordert vom Kind ganz schön viel Überwindung. Haben Sie Verständnis für seine Schwierigkeiten: „Ich weiß, laufen und spielen ist lustiger als stillhalten und anziehen. Aber wenn du mithilfst, geht es ganz schnell!“ Mit einem schönen Ausblick lässt sich gut motivieren. Sie können auch Ihrerseits an das kindliche Verständnis appellieren: „Verstehst du, dass es mich nervt, wenn ich dich drei Mal rufe und du dann auch noch spielst statt mitzuhelfen?“

Die „Pauke“ beenden und loben

Wenn Toni der Mama treuherzig in die Augen schaut ist es Zeit, die „Pauke“ zu beenden! Kinder brauchen Anerkennung, wenn sie sich überwinden und folgen: „Was habe ich für ein braves Kind!“ oder „Du bist mein lieber Toni, Mamas großer, braver Bub!“ Oder „Ich freue mich, dass das heute so gut geklappt hat!“ Ihre Worte müssen „stimmig“ sein, das heißt, zu Ihnen, zur Situation und zum Alter des Kindes passen.

Die Formulierung „braves Kind“ mag vielen altmodisch erscheinen.

Aber wenn es in Liebe auf das positive Selbstbild hinweist, dann halte ich es für wirksam und legitim.

Streng, aber nicht lieblos

Gerade dann, wenn Eltern Grenzen zu setzen, ist es wichtig, dass Kinder hinter der Strenge unsere Liebe spüren. Selbstbeherrschung hat ihren Preis – und lohnt mit schönem Gewinn: Ihr Kind wird ihnen gerne folgen. So können Sie den Kreislauf von Frust und Trotz durchbrechen und das Stimmungsbarometer nach oben drehen.

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Ein Artikel von

Portraitfoto Maria Neuberger-Schmidt

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