Wo und wie Familienmitglieder ihre Rückzugsorte finden

Wohnt man nicht gerade am Land oder ist steinreich, ist die Wohnsituation mit Kindern oft beengt oder zumindest nicht allzu großzügig bemessen. Privatsphäre und Rückzugsorte sind damit umso wichtiger.

Als Bewohnerin oder Bewohner einer Großstadt oder Landeshauptstadt ist die Frage da: Mit zwei Kindern ist es schon ein bisschen eng. Also gilt es gut zu planen, gut zu arrangieren und zu schauen, wie sich alles ausgeht.

Da hilft es auch nichts, sich immer wieder einzureden, dass es früher – bei den Eltern oder gar Großeltern – noch schwieriger, noch beengter war. Es ist auch nicht zielführend zu sagen, dass man auf sehr hohem Niveau jammert. Eigentlich ist man ja privilegiert: Man wohnt in einer guten Gegend, die Wohnung ist eigentlich doch einigermaßen großzügig.

Dennoch gibt es Grenzen, an die man als Familie immer wieder stößt.

Es ist – subjektiv – zu wenig Platz und auch mit der gewünschten Privatsphäre klappt es nicht immer.

Damit ist auch schon ein wichtiger Parameter benannt: Es geht um die gefühlte Wohnsituation, nicht um quanititaive Werte. Auch wenn statistisch jeder von uns genügend Quadratmeter zur Verfügung hat, gibt es Momente, in denen deutlich mehr deutlich besser wären.

Aber an sich es ist wohl so: Es geht um die richtige Einteilung, um die richtigen Momente, den richtigen Umgang miteinander.

Absolut zentral ist, dass jeder den Wunsch nach „privaten Momenten“ akzeptiert und hochhält. Wenn einer an seinen Ort oder in sein Zimmer, dann ist dieser Ort „heilig“: man darf nicht oder gar spontan besuchen.

Dazu gehört auch eine klare Definition: Wo sind die jeweiligen Rückzugs-, Wohlfühl- und Ich-Sein-Orte des jeweiligen Familienmitglieds?

Wann ist sie/er gerne dort? Und wie lange? Natürlich muss man nichts „überplanen“ und zu stark strukturieren, aber Klarheit tut gut und ist oft auch hilfreich für die anderen, sich darauf einzustellen. Ansonsten sind nämlich erst recht wieder Konflikte vorprogrammiert, wenn sich der jeweils andere ähnliche Orte „wünscht“ oder zur selben Zeit ganz andere und somit „konkurrierende“ Aktivitäten plant.

Wichtig ist jedenfalls ist für uns jene ganz konkrete Grundhaltung: Jeder soll in seinem So-Sein so sein dürfen, wie er ist.

Und was immer auch er oder sie dazu braucht: Es sei ihm erlaubt.

Natürlich nicht als eine reine „Ego-Show“, aber sehr wohl als eine Variante, sich selbst auch von Zeit zu Zeit absolut in den Mittelpunkt zu stellen. Nur wer auch auf sich schaut, der kann auch im Familienverbund „funktionieren“ und auf den anderen zukommen.

Von Zeit zu Zeit ist man sich einfach selbst der nächste. Nicht, weil man sich nicht um andere kümmert oder einem diese schlichtweg egal sind. Sondern weil klar ist, dass das Zusammenleben zwar wunderschön sein - aber eben halt auch viel Kraft und Energie kosten kann. Genau diese Energie gilt es aufzutanken mit „Me-Time“, mit Rückzügen und mit Orten, an denen man sich nur auf sich fokussieren kann.

Dazu lohnt es auch, das immer mal wieder zu diskutieren: Wer braucht was?

Wer braucht wie viel Zeit? Wie läuft es eigentlich so im Zusammenleben und wer fühlt sich wann von wem gestört und „belästigt“, wenn man doch eigentlich gar keinen mehr sehen will und die eigene Anwesenheit in einem eigenen Raum schon mehr als genug ist und man sich somit selbst genügt?

Uns als Familie geht es jedenfalls besser, seit wir akzeptiert haben, dass es in diesem Leben mit der riesigen Villa wohl nichts mehr wird, in der wir über solche Dinge gar nicht nachdenken müssten.

In unserem Wohnraum gilt es Kompromisse zu machen, Rücksichtig zu nehmen, zu akzeptieren was jeweils wichtig ist und benötigt wird.

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