Wenn Schule zur Angst wird

Lena weint mittlerweile bereits am Sonntagabend, da sie sich davor fürchtet, am nächsten Tag wieder die Schule besuchen zu müssen. Ihre Eltern versuchen sie zu beruhigen, ihr gut zuzureden, doch mittlerweile hilft auch da nichts mehr. Sie schläft unruhig und am Montagmorgen, ist ihr so übel, dass sie das Frühstücksbrot nicht einmal essen möchte. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie bereits nach der dritten Stunde abgeholt werden muss, da sie Bauchschmerzen hat.

Schulangst ist ein oft unterschätztes Problem, das viele Kinder und Jugendliche betrifft. Hier handelt es sich nicht um eine gewisse Schulunlust, die jedes Kind von Zeit zu Zeit verspürt.

 

Angst, die tief sitzt

Es ist auch nicht ein gelegentliches Unwohlsein vor einer Schularbeit, einer Ansage, oder einem Test, sondern es geht hierbei um eine tiefere, andauernde Angst vor der Schule oder bestimmten Aspekten des Schulalltags.

Diese Angst kann sich auf vielfältige Weise äußern und sowohl das seelische Wohlbefinden als auch die schulische Leistungsfähigkeit der Betroffenen erheblich beeinträchtigen.

 

Wie definiert man Schulangst?

Schulangst ist ein Sammelbegriff für verschiedene Formen von Ängsten, die mit dem Schulbesuch in Verbindung stehen. Sie kann sich auf bestimmte Situationen wie Prüfungen, das Sprechen vor der Klasse, oder die Angst vor Lehrkräften und Mitschülern beziehen. In schwereren Fällen entwickelt sich eine generelle Angst vor dem Schulbesuch selbst, die sich in körperlichen Symptomen wie Bauchschmerzen, Übelkeit, Schlafstörungen oder Konzentrationsproblemen zeigt.

 

Ursachen

Die Gründe für Schulangst sind vielfältig. Häufig spielen mehrere Faktoren zusammen:

#1. Leistungsdruck:

Hohe Erwartungen von Eltern, Lehrkräften oder auch von den Betroffenen selbst können zu Versagensängsten führen.

#2. Mobbing und soziale Ausgrenzung:

Wird ein Kind regelmäßig von Mitschülern gehänselt, beleidigt oder ausgegrenzt und wird von Seiten der Lehrpersonen nichts dagegen unternommen, so kann die Schule schnell zu einem Ort der Angst werden.

#3. Negative Lehrer-Schüler-Beziehung:

Ein zu autoritärer oder wenig einfühlsamer Umgangston kann das Sicherheitsgefühl gerade von noch jungen Kindern beeinträchtigen.

#4. Fehlende Erfolgserlebnisse:

Wenn Kinder wiederholt Misserfolge erleben, kann sich ein Gefühl der Hilflosigkeit und Angst einstellen.

#5. Persönliche Veranlagung:

Manche Kinder sind ängstlicher oder sensibler als andere und neigen generell eher zu Ängsten, Sorgen und Unsicherheiten.

#6. Familiäre Probleme:

Stress in der Familie, temporäre Extremsituationen, wie etwa durch Trennung oder Todesfälle in der Familie können sich negativ auswirken und das Sicherheitsgefühl beeinträchtigen.

 

Auswirkungen der Schulangst

Unbehandelte Schulangst hat schwerwiegende und auch langfristige Folgen: Sie kann die schulische Entwicklung beeinträchtigen, soziale Kontakte einschränken und das Selbstwertgefühl stark mindern. In schweren Fällen kann sie sogar zu depressiven Verstimmungen oder psychosomatischen Erkrankungen, sowie suizidalen Gedanken führen. Umso wichtiger ist es als Eltern, frühzeitig darauf aufmerksam zu werden und unbedingt gegenzusteuern.

 

Was kann man gegen Schulangst tun?

Die gute Nachricht ist: Schulangst ist behandelbar  - wenn das Umfeld bereit ist mitzuhelfen.

Je nach Ursache und Ausprägung gibt es unterschiedliche Strategien, die helfen können:

#1. Offenes Gespräch suchen

Der erste Schritt besteht darin, mit dem Kind ins Gespräch zu kommen – einfühlsam, ohne Druck. Eltern sollten aufmerksam zuhören und versuchen zu verstehen, was genau dem Kind Angst macht. Auch Gespräche mit Lehrkräften sind wahrscheinlich notwendig, um die Situation besser einschätzen zu können.

#2. Ursachen klären

Es ist entscheidend, die genaue Ursache der Angst zu identifizieren. Handelt es sich um Leistungsängste, Mobbing, soziale Unsicherheit oder andere Belastungen? Je klarer die Ursache, desto gezielter kann geholfen werden.

#3. Psychologische Unterstützung

In vielen Fällen ist es sinnvoll, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Psychologen oder Beratungsstellen bieten Unterstützung an, um die Ängste gezielt zu erkennen, anzusprechen und zu bearbeiten.

Sie können auch im Umgang mit Lehrern und Schulleitungen beratend zur Seite stehen.

#4. Stärkung des Selbstvertrauens

Ein starkes Selbstbewusstsein hilft Kindern, mit Herausforderungen besser umzugehen. Lob, realistische Zielsetzungen, Erfolgserlebnisse außerhalb der Schule (z. B. mit befreundeten Familien oder in Hobbys) und emotionale Unterstützung durch die Familie spielen dabei eine zentrale Rolle.

#5. Konkrete Maßnahmen seitens der Schule

Wenn die Angst in der Schule selbst ihren Ursprung hat, sollten Maßnahmen vor Ort getroffen werden: Sitzplatzwechsel, unterstützende Lehrkräfte, Anti-Mobbing-Programme.

#6. Struktur und Routine

Ein geregelter Tagesablauf, feste Rituale, eine Familie, die als sicherer Hafen dient und ausreichend Schlaf helfen, Ängste zu reduzieren. Kinder brauchen gerade in Zeiten, in welchen es für sie sehr schwer ist, das Gefühl von Sicherheit und Vorhersehbarkeit.

Gerade da kann die Familie einen erheblichen Beitrag leisten und das Gefühl von Sicherheit (zumindest zu Hause) vermitteln, auch wenn es sonst für das Kind momentan schwer ist.

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