Schulstart: (K)ein langsames Warmlaufen

Die Schule ist wieder losgegangen. Eigentlich kam das nicht überraschend. Doch wir hätten – wie immer – gerne mehr Zeit gehabt.

Zum Schluss hinaus sehnten wir es fast herbei: Das Ende der Ferien. Der Urlaub war verbracht, alle Aktivitäten gesetzt, alles, wie vor den Ferien gewollt, erledigt. Sowohl die To-Do-Liste als auch sonstige Ideen und Vorhaben hatten sich erschöpft.

Und dennoch kam alles wieder tendenziell zu früh.

Holpriger Start trotz Vorbereitungen

Wir waren vorbereitet - aber auch nicht. Zettel wurden vergessen mitzugeben, die Termine noch nicht richtig koordiniert und auch die sonstigen Freizeitbeschäftigungen neben der Schule sind noch nicht in dem Ausmaß akkordiert, dass die „Maschine“ reibungslos funktionieren würde.

Aktuell holpert es noch ganz gewaltig.

Dann noch zusätzlich: Fast in Minutentakt wird man von Lehrerseite mit Infos zugeschüttet. Verbunden stets mit der Hoffnung und den Wünschen, dass man als Familie einen erholsamen, geruhsamen Sommer gehabt habe und sodann mit neuer Energie wieder in den Schulalltag zurückkehre.

Die implizite Drohung dahinter: Diese neu geschöpfte Energie werde auch benötig werden! Denn, je nach Klasse und Schultyp, stehen Elternabende an und auch die Elternvertretung will neu gefunden sein.

Kurzum: Es ist kein Warmlaufen vorgesehen, kein sanfter Einstieg, sondern gleich volle Kraft voraus.

Eltern haben keine Schonfrist

Damit passiert auf Elternseite genau das nicht, was man Kindern in der ersten Schulwoche zugesteht: Das langsame Warmwerden, das sich wieder in das Schuljahr einfinden. Der erste Tag startet gemütlich, die zweiten, dritten und vierten Tage sind nicht viel wilder. Spätestens gegen Mittag oder früh ist bereits Schluss und es darf wieder die Freizeit genossen werden.

Anders bei den Eltern: Diese müssen neben womöglich etwas ruhigeren Arbeitszeiten im Sommer gleich alles gleichzeitig stemmen. Da wären etwa die Termine, die sich nach den Sommerferien bekanntlich stets bis ins Unendliche auftürmen.

Alle Seiten scheinen an einem zu zerren: Schule, Institutionen, die Arbeitswelt.

Und wer nicht schnell genug reagiert und nicht flott und locker-flockig alles hievt und jongliert, ist schon in Verdacht, in Elternschaft und Väter- und Mütterrollen hoffnungslos überfordert zu sein.

Multitasking-Marathon

Die dahinterstehende Erwartungshaltung, dass das alles einfach zu gelingen hat, schafft für Eltern zusätzlich Druck. Was, wenn das nicht der Fall ist? Was, wenn mehr schief geht als gelingt?

Dass es dann doch klappt, irgendwie klappen muss, liegt dabei natürlich auf der Hand.

Was bleibt einem denn auch anders übrig? Die Rädchen greifen irgendwann ineinander, die Maschine hört irgendwann auf zu stocken und alles läuft wie gewohnt. Die Frage ist nur, wie lange Vorlaufzeit es braucht.

Woran also liegt es, dass die Schule als Institution, als Erwartungsdruckmaschine zum Teil so erbarmungslos mit Eltern umgeht? Es kann ja wohl kaum daran liegen, dass es zu wenig Erfahrung und zu wenig Wissen gäbe, was die Mehrfach-Belastung von Eltern beträfe. Immerhin sind viele Lehrer selbst Eltern und auch das Schulsystem rühmt sich gerne damit, sozial zu sein und sowohl auf die Bedürfnisse und Wünsche der Eltern als auch der Schüler penibelst genau zu achten.

Die Vermutung liegt nahe: Vielleicht sind wir zu empfindlich, zu sensibel, zu wenig belastbar? Vielleicht sind wir auf anderen Ebenen schon so belastet, dass die zusätzliche Belastung des Schulsystems nach dem Sommer wieder so über uns hereinbricht, dass es manchmal zu viel wird. Oder ist tatsächlich die Institution Schule daran „Schuld“, zumal es ja auch anderen Eltern ähnlich zu gehen scheint?

 

Gelassenheit als Gegenstrategie

Immer mal wieder versuchen wir es jedenfalls mit Gelassenheit, mit Lockerheit, mit einem Denken, das Schritt-für-Schritt funktioniert. Die Flut an Dingen, die an den ersten Tagen über einen hereinprasselt, muss womöglich gar nicht sofort und unmittelbar im Hier und Jetzt und so zeitnah wie möglich bewältigt werden.

Auch kleine, aber präzise Schritte in die richtige Richtung führen dazu, dass man nach spätestens zwei Woche alles am Laufen hat. Vielleicht ist das ein Ziel. Wenn schon keine Zeit für das „Warm-Laufen“ eingeräumt wird, dann muss man sich diese selbst nehmen.

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