Tipps, wie der Elternsprechtag zum Erfolg werden kann
Im Herbst und im Frühjahr finden Elternsprechtage in der Schule statt. Mama und Papa werden über die schulischen Leistungen und den Umgang mit Mitschülern und Lehrern informiert. In der Volksschule dauern die Gespräche etwa 15 Minuten, im Gymnasium oder in der Neuen Mittelschule nur noch 5–7 Minuten. Diese Minuten müssen daher ideal genutzt werden.
#1. Vorbereitung
Grundsätzliches klären:
- Wie lange dauert das Gespräch?
- Muss ein Termin vereinbart werden?
- Soll das Kind zum Elternsprechtag mitkommen?
Oft muss man sich über ein Online-Portal anmelden, dessen Handhabung nicht einfach ist. Manchmal werden die Sprechtags-Termine zu einer bestimmten Uhrzeit freigeschaltet und wer nicht schnell genug handelt, geht leer aus. Vor dem ersten Sprechtag daher am besten im Gruppenchat oder beim Elternabend nachfragen, wie es funktioniert.
Ein bisschen Vorbereitung ist wichtig, um ein konstruktives Gespräch führen und Themen priorisieren zu können. Wenn das Kind nicht sehr mitteilsam ist oder Fragen über die Schule grundsätzlich ausweicht, dann ist der Elternsprechtag die ideale Gelegenheit, um nachzufragen:
- Wie fühlt sich das Kind in der Schule?
- Gibt es Konflikte mit Lehrern oder anderen Kindern?
- Welches Fach fällt dem Kind schwer bzw. warum fällt es ihm schwer?
Nicht in allen Fächern gibt es Tests und Schularbeiten; oft wird nur mit Fragen während der Unterrichtsstunde die Leistung der Kinder abgefragt – und das bekommt man als Elternteil kaum mit.
Hat das Kind ein „gröberes Problem“, wird sich das in 5–15 Minuten kaum ausgehen.
Dann ist es besser, die Sprechstunde zu nutzen oder einen Telefontermin zu vereinbaren.
In der Volksschule gelingt es mir noch, den Überblick zu behalten. Die Themen, die es mit der Klassenlehrerin zu besprechen gibt, muss ich mir nicht notieren. Im Gymnasium hingegen mache ich mir vorab einige Notizen: Was möchte ich fragen? Welche Themen sollen angesprochen werden? Die Liste hilft auch, dass ich die Namen der Lehrer sofort parat habe.
#2. Fragen vorab überlegen
In der Regel berichten die Lehrer von sich aus über die Schülerin oder den Schüler. Die meisten Lehrer machen das nicht zum ersten Mal, sind gut vorbereitet und haben ein System, wie sie den Überblick über die zahlreichen Kinder behalten.
Als Orientierung für Eltern hier ein paar Ideen:
- Wo sehen Sie die Stärken (oder Schwächen) meines Kindes?
- Wie ist die Mitarbeit im Unterricht?
- Ist die Entwicklung bzw. das Verhalten meines Kindes altersgemäß? (Eher eine Frage für die Volksschule.)
- Wo gibt es Förderbedarf oder Lernlücken? Welche Unterstützung kann/soll ich zu Hause bieten?
- Damit ich die Leistung meines Kindes einordnen kann: Wie ist der Notenspiegel in der Klasse?
- Wenn das Kind viele „Genügend“ oder „Nicht genügend“ erhalten hat: Ist die Versetzung gefährdet?
- Wie ist das Klima in der Klasse bzw. in der Schule?
- Wie wird mit unerwünschtem Verhalten umgegangen?
- Gibt es Lehrer-Eltern-Gespräche, Klassenbucheinträge oder zusätzliche Aufgaben („Strafaufgaben“)?
- Wird ein Beratungslehrer hinzugezogen?
Das hilft, die Strafen, die das eigene Kind bekommen hat, einzuordnen. In meiner Schulzeit war eine Klassenbucheintragung die härteste Sanktion, die man bekommen konnte. Von anderen Müttern habe ich nun mitbekommen, dass ihre Kinder in diesem Schuljahr für verhältnismäßig geringe Vergehen schon einen Eintrag bekommen haben. Das hat sich wohl in den letzten Jahren geändert.
#3. Wie verhalte ich mich als Eltern im Gespräch?
Grundsätzlich so wie in jedem anderen Gespräch: aufmerksam zuhören, ausreden lassen und nachfragen, wenn etwas unklar ist. Es ist verständlich, dass man innerlich eine ablehnende Haltung einnimmt, wenn die Lehrkraft sich kritisch äußert. Daher bitte höflich und kritikfähig bleiben. Fragen wie „Können Sie mir dafür ein Beispiel geben?“ helfen, Missverständnisse gar nicht erst entstehen zu lassen.
Gehen wir bitte davon aus, dass die Lehrkraft das Kind unterstützen und die persönliche sowie schulische Entwicklung fördern möchte.
Daher bleiben wir offen für ihre Sichtweise und hören uns ihre Vorschläge zumindest an.
Umgekehrt dürfen wir als Eltern (sachlich) unsere Sorgen und Kritik formulieren. Am besten als Ich-Botschaften („Ich mache mir Sorgen, weil …“, „Ich habe den Eindruck, dass …“). Das wirkt weniger angriffig und der Gesprächston bleibt freundlich.
Gibt es Probleme in der Familie (z. B. Todesfall, Krankheit, Trennung) oder ist das Lebensmodell ungewöhnlich (Schichtarbeit, Kind wächst bei der Oma auf etc.), darf man das der Lehrkraft durchaus erzählen, damit sie auf das Kind eingehen kann. Gibt es Probleme im schulischen Bereich, kann man die Lehrerin oder den Lehrer immer nach konkreten Fördermöglichkeiten und Lernmaterialien fragen.
#4. Feedback geben und gemeinsam Lösungen erarbeiten
Schon während des Gesprächs oder direkt danach aufschreiben, was die Lehrerin bzw. der Lehrer gesagt hat, damit Lob und Hinweise nicht gleich wieder in Vergessenheit geraten.
Unabhängig davon, ob das Kind beim Elternsprechtag dabei war oder nicht, sollten wir Eltern danach das Gesagte nochmals besprechen. Also positives Feedback und notwendige Veränderungen ansprechen. Dabei sollte ein Lösungsansatz im Vordergrund stehen, um ein gemeinsam erarbeitetes Ziel zu erreichen („Was brauchst du, um gut vorbereitet zu sein? Wie können wir eine gute Lernumgebung schaffen?“).
Signalisieren wir dem Kind, dass wir es unterstützen – aber nicht, dass wir ihm seine Aufgaben abnehmen werden.
#5. Eine schlechte Note ist noch keine Katastrophe
Was wir uns als Eltern meiner Meinung nach immer vergegenwärtigen müssen, ist, dass Kinder ihre Grenzen austesten. Sie wollen herausfinden, wie in der Schule (im Gegensatz zum Elternhaus) auf ihr Verhalten reagiert wird und wie die Lehrer damit umgehen. Vor allem nach dem Übertritt ins Gymnasium oder die NMS müssen Schüler neue Grenzen kennenlernen und ihren Platz im neuen Klassenverband finden.
Außerdem werden die Leistungen nachlassen und Noten schlechter werden – was ein normaler Vorgang ist, weil andere Themen, Freunde und die Peer Group wichtiger werden und die Schule naturgemäß etwas in den Hintergrund rückt.
Fazit
Mit etwas Vorbereitung und einer offenen Einstellung ins Gespräch mit dem Lehrer gehen, Kritik und Verbesserungsvorschläge annehmen und – falls notwendig – gemeinsam mit dem Kind Ziele definieren. Dabei nicht aus den Augen verlieren, dass die Entwicklung unserer Kinder nicht abgeschlossen ist. Sowohl auffälliges Verhalten als auch die gesamte Bandbreite der Noten von „Sehr gut“ bis „Genügend“ kann vorkommen.
