Die Freude am Lernen zurückgewinnen! – Hilfe für lernschwache Kinder in 7 Tipps

Das neue Halbjahr hat begonnen: Ansagen, Mathe-Tests und Schularbeiten stehen auf der Tagesordnung. Kinder, die an einer Lernschwäche leiden, verbinden damit oft nur eines: Bauchweh, Ängste und ein leergefegtes Hirn! Am meisten belasten jedoch Gefühle der Hilflosigkeit und Ohnmacht. „Ich bemühe mich ja so und trotzdem bin ich zu dumm dafür!“ Und schon ist der Teufelskreis der negativen Selbstprophezeiung perfekt!

Was ist das Wichtigste, wenn Lernprobleme regelmäßig auf der Tagesordnung stehen oder tatsächlich eine Lernschwäche vorliegt? Im Gespräch mit Christina Tomp, Lerncoach, Kinder-Mentaltrainerin und Mutter von zwei erwachsenen Kindern.

Mein Kind hat eine Lernschwäche – 7 Tipps vom Lerncoach

Tipp #1: Die Ursache eruieren

Kinder lernen spielerisch und entdecken neugierig und freudig die Welt. Tritt in der Schulzeit eine Lernschwäche auf, schlägt die Begeisterung um und kann schwer auf der Kinderseele lasten. Daher gilt es, rasch die Ursache herauszufinden. Das können zum Beispiel falsche Lerntechniken sein, zu viel Druck beim Lernen, Probleme in der Schule, wie Mobbing, oder noch nicht ganz ausgereifte Grundkompetenzen. Aber auch ein noch nicht gefestigter Basisstoff kann zu Frustration führen. Hier ist es ratsam, mit der Schule ins Gespräch zu kommen und sich rechtzeitig professionelle Hilfe zu holen! Manchmal reichen auch nur einige wenige Coaching-Stunden aus, um neue Wege zum Lernerfolg aufgezeigt zu bekommen.

Mit der Schule ins Gespräch kommen.

Tipp #2: Positive Affirmationen setzen

Wichtig ist es, die beherrschenden Gefühle und Gedanken des Kindes herauszufinden. Glaubt es „nur zu blöd für Mathe zu sein“, denkt es sich „Alle anderen sind besser!“, oder findet es sich einfach „in allen Bereichen zu unfähig“?

Sobald die negativen Gedanken
erkannt und benannt sind, ist es möglich diese in stärkende Glaubenssätze
umzuwandeln.

Manchmal ist nur Geduld und Vertrauen in die eigene Lernfähigkeit gefragt. So wie das Kind sprechen und gehen gelernt hat, wird es auch das 1x1 lernen, in
seinem Tempo. Dieser Glaube an das Kind und die Zusage „Wir schaffen das gemeinsam!“, nimmt das Gefühl der Hilflosigkeit und schenkt neue Zuversicht. Hier darf ehrlich vermittelt werden, dass auch wir Erwachsenen „klein angefangen“ haben.

Tipp #3: Stärken hervorheben

Damit der Fokus nicht ständig am „Manko“ liegt, ist es wichtig, die Stärken des Kindes hervorzuheben und anerkennend anzusprechen. Denn diese liegen oft außerhalb der Notenfächer, wie z.B. Hilfsbereitschaft, Fleiß, Kreativität oder Teamgeist, sind aber ebenso wichtig, wenn nicht sogar wichtiger fürs Leben.

Viele Eigenschaften sind wichtig fürs Leben.

 

Tipp #4: Richtig vergleichen

Achtsame und wertschätzende Kommunikation ist vor allem bei lernschwachen Kindern wichtig. Hier kann es helfen, die Ursachen für die eigene schlechte Einschätzung zu eruieren. „Warum hat mein Kind das Gefühl z.B. „zu blöd für Mathe" zu sein?“ Regel Nummer 1 dabei ist, keine Vergleiche mit MitschülerInnen, FreundInnen oder Geschwistern anzustellen, denn das demotiviert nur. Der Fokus wird auf den Lernweg des betroffenen Kindes gerichtet und die Fortschritte aufgezeigt. „Letzte Woche hast Du so toll die 3er-Reihe gelernt, dann schaffst Du die 4er-Reihe auch.“ Nach dem Motto „es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“ gehören Fehler und „nicht so gute Tage“ beim Lernen dazu.

Der Fokus bleibt auf dem Gutgelaufenen und jeder neue Tag
bietet eine neue Chance. 

Tipp #5: Weniger ist mehr

Gerade bei lernschwachen Kindern ist die richtige Dosierung des Lernstoffes und das regelmäßige Wiederholen wichtig. Besser, es kann Schritt für Schritt nur eine Mal Reihe nach der anderen im Kopf verankern, als alle gleichzeitig  und es entsteht ein frustrierendes Chaos. Zur besseren Verarbeitung im Gehirn und vor allem dann, wenn die Konzentration nachlässt, braucht es nach dem Lernen eine Pause, ohne Reizüberflutung, wie Filmen oder Handy Spielen. Gute Alternativen wären Wassertrinken, Tief durchatmen, Herumhüpfen oder einfach nur die Augen entspannen. 

Nach dem Lernen eine Pause machen.

Tipp #6: Lernziele festlegen und Fortschritte feiern

Ich definiere mit meinen Lernkindern ein Lernziel. Z.B. das Erlernen des 1x1 und lasse das Kind dieses Ziel mit den Zwischenzielen auf ein Blatt Papier zeichnen. Das kann bei begeisterten Skifahrern eine Rennstrecke und bei Tierfreunden eine Raupe sein. In diese kindgerechte „Tabelle“ werden alle Lernziele, wie z.B. die gefestigte 5er-Reihe eingetragen. Natürlich gehört auch das gebührende Feiern von Zwischenzielen und erreichten Fortschritte dazu. Besonders lernschwachen Kindern geht bei zu wenig Erfolgserlebnissen bald „die Luft“ aus, doch es heißt:

Jedes ehrliche Bemühen zählt!

Tipp #7: Positive Erlebnisse in Aussicht stellen

Die Aussicht auf eine gemeinsame, schöne Aktivität nach der Hausübung kann oft Wunder wirken. So ist nicht nur die „mühsame Hausübung“ erfolgreich erledigt, sondern es bleibt noch genug Zeit für unbeschwertes gemeinsames Spielen, Kuscheln oder Herumtollen. Anstatt in die Rolle der „Kontrollierenden und Lehrenden“ zu geraten, bleibt so auch die positive „Eltern-Kind-Beziehung“ aufrecht.

Zeit für unbeschwertes Spielen motiviert.

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Ein Artikel von

Portraitfoto Regina Madgalena Smrcka

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