Wenn das Chaos im (Kinder)-Zimmer Überhand nimmt

Manchmal ist es regelrecht zum Verzweifeln: Die Eltern bemühen sich, die Wohnung in Schuss zu halten. Doch in einem oder auch zwei Zimmer(n) herrscht nahezu grenzenloses Chaos. Wie damit umgehen? Wie vernünftig reagieren?

Wenn nicht gerade Krieg in unmittelbarer Nähe wäre, hätte man früher wohl davon gesprochen, dass in besagtem Zimmer eine „Bombe“ eingeschlagen hat. Metaphorisch trifft es jedenfalls nach wie vor zu.

Wie geht so viel Chaos eigentlich und wie lässt sich darin leben? Das sind Fragen, die sich mehr oder weniger ordnungsliebende Eltern angesichts solcher Situationen stellen.

Das geht uns mit unseren Mädels (11 und 15) nicht erst seit gestern so. Bereits in der Kindheit, etwa im Volksschulalter, wurde es manchmal brenzlig. Vor allem dann, wenn die Unordnung ernsthafte Konsequenzen hatte: So waren es schon einmal nicht „nur“ am Boden liegende Kleidungsstücke oder Bücherchaos, sondern verschimmelte Kastanien, die im Kasten vor sich hinvegetierten. Von Zeit zu Zeit mussten wir, nicht nur deshalb aber auch, mit einem Müllsack ins Kinderzimmer stiefeln und gehörig ausmisten.

Das hat sich im Laufe der Zeit zwar geringfügig geändert. Aber nach wie vor trifft mich in regelmäßigen Abstand „der Schlag“, wenn ich ins Zimmer der Großen komme.

Diskussionen sind die Folge: Wie sie sich in diesem Raum überhaupt aufhalten könne, warum sie es nicht immer mal wieder aufräume und warum sie das alles so weit habe kommen lassen?

Oft sind solche gebetsmühlenartigen Vorträge kontraproduktiv, bei denen man sich fast schon von außen zusieht, weil sie so oft vorgekommen sind. Die Große reagiert oft mit Trotz und mit einem „jetzt erst recht“. Ganz als ob sie beweisen wollte, dass es sich in dieser Unordnung bestens leben lässt.

 

Was also tun?

Klar ist jedenfalls, dass es sich bei beiden Mädels um ihre jeweiliges „Reich“ handelt, wo wir mit fortschreitendem Alter immer weniger Zugriff zu haben scheinen. Das ist auch gut so.

Sie sollen, weitestgehend und immer stärker, dort schalten und walten können, wie es ihnen beliebt. Es ist ja quasi die Vorstufe zum Allein-Leben, wenn sie dann mal ausziehen sollten.

So oder so: Wenn schon der direkte Zugriff (Stichwort Müllsack) nicht mehr funktioniert und auch der indirekte Einfluss, Ermahnungen und sich wiederholende Hinweise, was gibt es dann noch zu tun? Gelassenheit, Akzeptanz oder gar Resignation und Gleichgültigkeit?

Ersteres erscheint mir noch die relativ beste Variante zu sein. Gelassenheit in Verbindung mit Akzeptanz. Akzeptanz deshalb, weil es womöglich andere, abweichende Vorstellungen von Ordnung gibt.

Und weil man auch damit leben muss, dass man die eigenen Vorstellungen von Ordnung nicht einfach so auf die Kinder übertragen kann.

Gelassenheit auch deshalb, weil davon auszugehen ist, dass es sich dabei auch um Phasen handelt. Schließlich hatte man den Kindern doch eigentlich einen guten „Ordnungssinn“ mit auf dem Weg gegeben. Dieser wird wohl, gleich einer Saat, irgendwann aufgehen. Bis dahin heißt es wohl Geduld haben, einige konstruktive Mahnungen aussprechen und ansonsten einfach auch mal still zu sein.

Beim nächsten Mal, wenn ich eines der Zimmer betrete, werde ich wohl einfach mal tief durchatmen. Mich daran erinnern, wie man die Sache sehen kann. Reflektieren. Mich an meine eigenen Überlegungen erinnern. Und mich auch daran erinnern, dass alles in Bewegung ist, im Fluss, dass die Pubertät wohl eine besonders schwierige Zeit ist, was Ordnung betrifft. Eine Zeit, in der andere Prioritäten da sind als ein sauberes und gut aufgeräumtes Zimmer.

Dasselbe gilt auch für unsere „Kleine“: Hier braucht es wohl noch mehr Unterstützung, gutes Zureden und ganz einfach von Zeit zu Zeit die richtige ordnende Hand, die ihr noch ein wenig unter die Arme greift.

Wir sind uns sicher: Es wird schon werden.

Und auch in dieser Frage ist wohl ein bisschen Gottvertrauen angebracht, dass sich alles zum Guten wenden wird. Was wiederum bedeutet, dass man sich ein wenig aus der Sache herausnimmt und sich in Gelassenheit und Demut übt.

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