Schadenfeude: Einsicht fördern und Gruppendruck widerstehen helfen

Was tun, wenn mein Kind Schadenfreude zeigt, und wie gehen wir um mit kindlichen Ausreden, wenn wir sie berechtigterweise rügen? Das Abschieben von Verantwortung mit dem Hinweis auf schlechte Vorbilder ist eine beliebte Strategie - nicht nur bei Kindern.

Dazu möchte ich wieder einige Anregungen anhand eines konkreten Fallbeispiels geben: Toni, 6, wird von seiner Mutter gerügt, weil er seine Schwester auslachte, als sie niederfiel. Toni: „Der Jan und die Tanja lachen auch immer, wenn einer hinfällt!“

Einsicht fördern

Um Lernschritte zu ermöglichen, darf die Mutter sich nicht gleich entrüsten – denn gerade flegelhafte Kinder sind ja oft die heimlichen Helden ihrer Kameraden – sondern sie tut gut daran, Vertrauen in sein Urteilsvermögen zu zeigen: „Findest du das richtig, was sie tun?“ oder nachzufragen: „Kannst du mir so eine Situation schildern?“ Dadurch hat sie die Möglichkeit, mehr über einzelne Vorfälle zu erfahren. Durch die Frage fühlt sich ihr Kind als „Experte“ für seine Situation. Es fühlt sich ernst genommen und ist zur Kooperation angeregt. Daher wird die Einsicht nicht lange auf sich warten lassen. Drängen Sie jedoch nicht zu einer schnellen Lösung, sondern unterstützen Sie vor allem den inneren Klärungsprozess durch aktives Zuhören – damit nicht nur die Spitze des Eisbergs zum Vorschein tritt, sondern auch, was sich möglicherweise darunter verbirgt.

Gruppendruck widerstehen helfen

Solche Gespräche sind kostbare Gelegenheiten, um beispielsweise herauszufinden, wie anfällig Ihr Kind für Konformitäts- und Gruppendruck ist. Sie können ihm dabei helfen, Abstand, Einsicht und Selbstsicherheit zu gewinnen. Dazu ist es wichtig, dass Sie nicht vorschnelle, belehrende Äußerungen machen – sonst blockieren Sie das Gespräch oder provozieren Widerstand.

Stärken Sie ihm den Rücken, damit es lernt, anderen seine Meinung zu sagen.

In manchen Situationen ist die Einsicht auch schon die Lösung. Das brauchen Sie nur noch zu verankern: „Ja, das finde ich auch. Auslachen kränkt. Daher wirst du es nicht mehr tun. Richtig?“ Achten Sie auf die Bestätigung. Eine Entschuldigung oder Wiedergutmachung ist manchmal angemessen. Ein anderes Mal ist es notwendig, mit dem Kind gemeinsam zu besprechen, an welchen Werten es sich orientieren und wie es in einer bestimmten Situation reagieren und handeln soll. Verweisen Sie auf Vorbilder aus Märchen und Sagen. Stärken Sie ihm den Rücken, damit es lernt, anderen seine Meinung zu sagen. Durch offene Gespräche und die Solidarität der Eltern steigt das Selbstbewusstsein Ihres Kindes und möglicherweise wird es nun seinerseits zum Trendsetter – warum nicht auch in positiver Richtung?

Beobachtungen später mitteilen

Wenn nichts Gravierendes passiert, ist es nicht immer nötig, sofort zu reagieren. Hilfreich ist es allerdings, Ihre Beobachtungen (auch die erfreulichen!) zu einem günstigen Zeitpunkt mitzuteilen. So vermeiden Sie zeitraubende Streitgespräche und können inzwischen überlegen, wie Sie die Sache am besten ansprechen. Außerdem merken Ihre Kinder, dass ihr Verhalten nicht unbemerkt bleibt und dass Regeln auch dann gelten, wenn Eltern nicht sofort einschreiten.

Du bist nicht verantwortlich für das, was du siehst und hörst. Aber ob du es nachmachst oder nachplapperst, dafür schon.

Häufig hat es aber auch einen gewissen Reiz, Verbotenes zu tun oder zu sagen wie z.B. Schimpfen. Die Regel soll lauten: „Du bist nicht verantwortlich für das, was du siehst und hörst. Aber ob du es nachmachst oder nachplapperst, dafür schon.“

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Ein Artikel von

Portraitfoto Maria Neuberger-Schmidt

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