Mein Kind kommt in die Schule – ein neues Abenteuer beginnt

Der Schulstart ist für viele Familien ein besonderer Meilenstein. Ein Übergang in etwas Neues, in eine neue Ära. Ein Übergang, der nicht nur für unsere Kinder, sondern auch für uns Eltern oft große Emotionen mit sich bringt.

In diesem Jahr ist es auch für mich so weit: Mein Kind kommt in die Schule. Ein neues Abenteuer beginnt. Für sie, für uns. Vieles wird nicht mehr so sein, wie es war. Vieles wird sich verändern. Die Umgebung, die Tagesstruktur, die Bezugspersonen. Wie das für uns werden wird, wissen wir noch nicht.

Es ist diese Unsicherheit, diese fehlenden inneren Bilder, die in diesen Tagen „dazwischen“ so spürbar sind. Verständlicherweise sind die Wochen vor Schulbeginn spürbar geprägt von Vorfreude, Aufregung, Nervosität, Unsicherheit, emotionaler Überforderung und damit einhergehend von großen Emotionen.

Der Wechsel vom Kindergarten in die Schule ist für Kinder und oft auch für uns Eltern und für uns als Familie ein riesiger Schritt. Auch wenn viele Kinder sich grundsätzlich auf die Schule freuen, steckt oft auch ganz viel Unsicherheit dahinter. Wie wird das werden? Werde ich „gut genug“ sein? Werde ich das meistern? Wie wird sich alles verändern?

Schulstart inmitten der Wackelzahnpubertät

Dazu fällt der Schulstart entwicklungspsychologisch in die Phase der Wackelzahnpubertät bzw. 6-Jahres-Krise, in der die Kinder ohnehin emotionaler, labiler und oft überfordert sind.

All das zeigt sich uns Eltern manchmal in einem Verhalten, das wir nicht sofort einordnen können:

  • plötzliche Gefühlsausbrüche,
  • Widerstand und Verweigerung,
  • vermehrte Geschwisterkonflikte,
  • Klammern oder Rückzug.

 

Das ist in den meisten Fällen kein Grund zur Sorge, sondern ein Zeichen dafür, dass gerade viel in ihrem Inneren passiert.

In dieser sensiblen Zeit hilft es, präsent zu sein.

Das Kind liebevoll und mit besonders viel Verständnis begleiten, auch wenn es – das weiß ich aus eigener Erfahrung – oft schwerfällt.

Bücher können helfen

Das gemeinsame Lesen von Büchern kann helfen durch innere Bilder Sicherheit zu geben. Der kleine Drache Kokosnuss, Conni... fast alle liebgewonnenen Charaktere kommen – zu unserem Glück - auch mal in die Schule. Ihre Erfahrungen, in die wir in Büchern wie „Conni kommt in die Schule“ eintauchen können, können auch unseren Kindern Halt und Sicherheit geben. Sie machen das Unsichtbare sichtbar und schaffen Gesprächsanlässe.  

Eigene Erfahrungen reflektieren

Natürlich sind auch wir Eltern in dieser Zeit gefordert. Oft schwingen unsere eigenen Erfahrungen mit – schöne Erinnerungen, aber vielleicht auch Unsicherheiten aus der eigenen Schulzeit.

Ich habe mir bewusst Zeit genommen, um zu reflektieren:

  • Was macht der bevorstehende Schulbeginn mit mir?
  • Habe ich Erwartungen, Ängste, Sorgen?
  • Was macht ihr älter-werden mit mir, der Abschied aus der Kindergartenzeit?

 

Die eigene Erfahrungen aus der Schulzeit, vor allem wenn sie negativ geprägt sind, sollten wir reflektieren. Denn unsere Kinder spüren sehr genau, wie wir über die Schule denken und sprechen. Sätze wie: „Jetzt beginnt der Ernst des Lebens“ oder „Das geht dann in der Schule nicht mehr“ hören sich vielleicht harmlos an, können aber ganz schön viel Druck erzeugen.

Versucht stattdessen ermutigende Botschaften zu finden.

Dass Schule ein Ort sein kann, an dem sie wachsen dürfen. Dass es okay ist, sich nicht sofort zurechtzufinden. Und dass wir den Übergang gut zusammen meistern werden – und wir immer für sie da sind.

Schulanfang bei veränderungssensiblen Kindern

Der erste Schultag selbst ist natürlich ein Highlight – und trotzdem: weniger ist hier oft mehr, vor allem bei (veränderungs-)sensiblen Kindern. Die Einschulung ist schon aufregend genug, da braucht es in Wahrheit kein großes Fest mit vielen Gästen oder einen ganz besonderen Ausflug, der die Aufregung noch verstärkt. Ein ruhiges Frühstück am Morgen, ein aufgemaltes Herz auf der Hand und vielleicht ein kleiner Glücksbringer in der Schultasche – das reicht oft völlig aus.

Das gilt auch für die ersten Wochen nach der Einschulung. Versucht, euren Alltag möglichst ruhig zu gestalten. Es ist eine Zeit des Ankommens, des Orientierens, des Bindungsaufbaus. Plant eher weniger Nachmittagsaktivitäten ein und lasst viel Raum für Erholung und Nähe – und für Gefühle.

Der Schulstart ist kein Wettbewerb.

Es geht nicht darum, dass alles sofort rund läuft oder unsere Kinder sofort „funktionieren“. Es darf Zeit brauchen, es darf Umwege geben. Es darf Tage geben, an denen es schwerfällt – und das ist völlig okay.

Ich wünsche allen Familien, die gerade vor dem Schulstart stehen, einen sanften und freudvollen Beginn dieser neuen Reise. Lasst euch nicht verunsichern von Vergleich und Perfektionismus. Euer Kind ist genau richtig, so wie es ist. Und ihr seid es auch.

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Ein Artikel von

Portraitfoto Barbara Grütze

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