Den Töchtern bei der Emanzipation „helfen“

Das gerade frisch veröffentliche Buch von Britney Spears hat mich Fragen stellen lassen. Nämlich die Frage, welche Rolle ich als Mann im Leben meiner Töchter spiele.

Nein, es soll nicht um das – sehr lesenswerte – Buch von Britney Spears gehen, das den sinnigen Titel „The Woman in Me“ trägt. Fakt ist aber, dass es im Buch vor allem darum geht, wie Spears ihre Stimme und ihre Persönlichkeit fand, inmitten von zumeist toxischen Männern, die ihr übel mitspielten.

Eine solche Lektüre lässt einen auch immer seine eigene Rolle hinterfragen.

Mithin stellt sich die Frage, wie man seinen Töchtern (die in meinem Fall 11 und 15 Jahre alt) helfen kann, sich „selbst zu finden“, ihre Persönlichkeit in Freiheit und Autonomie heranbilden zu können und man sich dabei unterstützen kann, von den „falschen Männern“ fernzubleiben.

 

Es geht um Selbstbestimmung

Was so einfach klingt, ist im Grunde überaus komplex. Denn, für meine Töchter stellvertretend gefragt, was ist denn dieses „Selbst“ eigentlich, wie findet man dieses, wie lässt man es wachsen und gedeihen und wie verhindert man, dass dieses von Außerhalb in Frage gestellt wird?

Was ich als Vater tun kann: Meine Töchter darin bestärken, ihren eigenen Weg zu gehen.

Sie darin bestärken, dass sich selbst entwerfen, sich ihre eigenen Ziele zu setzen und sich nicht von Fremdbildern und „fremden“ Erwartungshaltungen in eine ganz andere Richtung locken lassen.

Das beginnt meist schon damit, dass meine Tochter – vor allem die „Große“ – bereits „objektiviert“ wird. Sie wird reduziert auf ihr Aussehen, hört von Jungs und Männern, dass sie attraktiv sei und bekommt bereits seltsame Sprüche zu hören. Was man mit viel Fantasie als Komplimente auslegen könnte, sind nämlich meist vor allem eines: Das implizite Absprechen der Fertigkeiten, dass sich eine Frau bzw. ein Mädchen selbst entwerfen und somit definieren darf.

 

Was kann ich als Vater beitragen?

Ich kann sie darin unterstützen, widerständig zu sein, sich, wenn notwendig, zu widersetzen und gegen „vergiftete“ Komplimente zur Wehr zu setzen.

Es gilt ihnen das Unterscheiden beizubringen: Was sind Komplimente auf Augenhöhe und was sind einfach nur versuche, das weibliche Gegenüber zu entwerten und zu reduzieren?

Ich wünsche mir für meine Töchter, dass sie nicht das erleben müssen, was man immer wieder hört.

Dass sind vom sogenannten „Catcalling“ verschont bleiben und falls sie es erleben, richtig und selbstbestimmt darum umgehen können.

Ich hätte sie gerne dabei unterstützt, dass sie zugleich auf ihre Klugheit und auf ihre Schönheit vertrauen und darauf stolz sind. Es wäre schön zu sehen, wenn sie mit sich und ihrem Körper im Einklang wären, sich schön anziehen und manchmal auch gerne etwas „sexy“ auftreten – aber nicht, um Männern zu gefallen, sondern weil sie Freude daran haben, sich und ihren Körper zu zeigen. Weil sie selbstbestimmt sind und weil sie selbst entscheiden dürfen, wie sie auf die Straße gehen. Und damit auch klar sagen, dass sie es für sich tun und nicht, um von irgendwelchen Männern angesprochen zu werden.

Von Männern, durch die sie wieder in den Teufelskreis von vermeintlichem „Kompliment“ und impliziter Abwertung kommen.

Denn das ist, wenn ich noch einmal darauf zurückkomme, das Tragische an der Karriere von Britney Spears: Dass sie zumeist nur von Männern „entworfen“ wurde, dass sie sich nicht genügend zur Wehr gesetzt hat und dass sie damit auch nicht oder zumindest bislang nur unzureichend, zu einem freien, selbstbestimmten „Ich“ oder „Selbst“ gefunden hat.

 

Vorbild sein

Im Endeffekt kann man aber doch viel tun als Vater und natürlich auch als Mutter. Man kann ein Vorbild sein. Man kann auf Augenhöhe kommunizieren. Man kann den Partner „Sein“ lassen.

Man kann ein Umfeld bieten, das nicht toxisch ist.

Damit womöglich schon sehr viel erreicht und der Grundstein gelegt, dass sich die Töchter so gut wie möglich entfalten und verwirklichen können.

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