Gesunde Schuljause richten, jeden Tag: So klappt es bei uns
Eine gesunde Schuljause versorgt unsere Kinder mit Energie und allen Nährstoffen, die sie benötigen, um gut gelaunt und konzentriert durch den Schultag zu gehen. Soweit, so gut: Aber wie kann das in der Praxis klappen? Ein Erfahrungsbericht.
Die unmöglichen Herausforderungen des Jausen-Richtens
“Bäh, das mag ich nicht in der Jausendose haben!”, schallt es mir entgegen. “Warum denn nicht? Letzte Woche hat es dir doch geschmeckt”, frage ich erstaunt. “Aber jetzt nicht mehr!”. Seufzend entnehme ich den liebevoll in Traktorform ausgestochenen Cheddar-Käse wieder und mache mir eine innere Notiz, ihn mir später selbst zu gönnen.
Soweit ich mich in meinem Freundeskreis umsehe, mangelt es den Mamas und Papas nicht an Engagement und Kreativität beim Jausen-Richten. Inspiration haben wir dank Pinterest, Instagram & Co auch genug. Ganz zu schweigen von der krassen Lebensmittelvielfalt, die uns in unseren heutigen Geschäften zur Verfügung steht. Trotzdem verweigern die Kinder das Essen. Was also ist das Problem?
Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen
Ich traue mich hiermit einmal, ehrlich zu sagen, wie es ist:
Unsere Kinder sind in Bezug auf Lebensmittel verwöhnt. Mehr noch: Extrem verwöhnt!
Erdbeeren im Winter? Kein Problem.
Ein Snack am Spielplatz? Immer dabei! (Ja, auch in unserer Familie )
Was wie Kritik an unseren Kindern klingt, ist keine. Im Gegenteil: Gott sei Dank mussten unsere Kinder nie Hunger leiden! Dass damit auch eine fehlende Dankbarkeit und Wertschätzung gegenüber Essen einher geht, ist ganz natürlich. Denn nein - ein hungerndes Kind in Afrika wird sich wohl nicht über den Käse in der Jausendose beklagen. Aber ganz ehrlich: Mir ist es deutlich lieber, mich mit “haglichen” Kindern zu plagen, als zusehen zu müssen, wie meine Kinder hungern!
Auch wir Erwachsenen sind also auf eine Art und Weise verwöhnt, die uns oft gar nicht auffällt. Wir sind verwöhnt darin, uns nicht darum sorgen zu müssen, dass unsere Familie hungert. Wie leicht beginnen wir da, uns zu beschweren, wie kompliziert unsere Kinder beim Thema Essen sind! Nicht nur unsere Kinder, sondern auch wir dürfen daher dazulernen: Nämlich dankbar zu sein für das, was wir haben, anstatt uns zu beschweren.
Nichtsdestotrotz ist es nervig, sich beim Jauserichten große Mühe zu geben, nur um Mittags die kaum angerührte Jause wieder auszupacken. Auch bei uns lief das lange so - bis ich den “Zaubertrick” entdeckte, der bei uns alles veränderte.
Der Zaubertrick der gesunden Jause
Der “Zaubertrick” heißt: Verantwortung abgeben.
Klar hatte ich die Kinder auch vorher schon beim Jauserichten miteinbezogen und sie beispielsweise gefragt, was sie in der Jausendose mitnehmen möchten. Doch unsere Situation veränderte sich erst, als ich den Kindern die Aufgabe des Jausenrichtens ganz übertrug. Und ja, das klappt mit etwas Unterstützung auch bei einem vierjährigen Kind!
Wie lösen wir das praktisch?
Bei uns gibt es zum Abendessen üblicherweise eine typisch österreichische “kalte Jause”. Das heißt: Brot, Aufstriche, Käse, Schinken, aufgeschnittenes Gemüse. Irgendwann fiel mir auf: Das sind doch überwiegend die gleichen Dinge, die ich meinen Kindern in die Jausendose packe! Also begann ich, meinen Kindern (7 und 4 Jahre alt) beim Abendessen die leere Jausendose einfach neben den Teller zu stellen und sie zu bitten, diese selbst zu befüllen.
Ein simpler Schritt mit erstaunlichen Ergebnissen: Plötzlich aßen meine Kinder ihre Jause fast immer auf! Was sich geändert hat, ist nicht die Art der Jausendose oder der Inhalt - der ist sogar oft der Gleiche - aber das Beteiligungsausmaß der Kinder hat sich geändert! Ich kann diese Vorgehensweise daher nur weiterempfehlen.
Nicht jeder Tag ist gleich
Natürlich klappt es nicht jeden Abend gleich gut. Manchmal bin ich so k.o., dass ich die Kinder lieber bald ins Bett bringe und die Jause danach selbst richte. Manchmal findet ein Kind beim Abendessen nicht genügend seinem Geschmack entsprechende Lebensmittel, um all seine Jausenfächer zu füllen. Dann hilft Mama eben mit und holt Nüsse, Obst oder Rosinen aus dem Regal. Oder wir kochen ausnahmsweise einmal zum Abendessen und ich richte die Jausendose am Abend selbst her.
Das Familienleben ist nicht jeden Tag gleich und das darf auch so sein. Im Großen und Ganzen aber klappt es sehr gut - vor allem die Einstellung der Kinder zur Jause hat sich geändert. Nun denken sie sogar schon beim gemeinsamen Einkaufen mit und schlagen vor, was wir für die Befüllung der Jausendose kaufen könnten!
5 überzeugende Vorteile
Die Kinder beim Jauserichten mit Einzubeziehen, bringt zahlreiche Vorteile:
- Die Kinder lernen, selbst Verantwortung zu übernehmen
- Die Kinder üben, Entscheidungen zu treffen
- Die Kinder fühlen sich wichtig und gebraucht
- Unter Anleitung der Eltern lernen die Kinder, wie sich eine ausgewogene Jausendose zusammensetzt (Gemüse, Obst, komplexe Kohlenhydrate, Eiweiß, hochwertiges Fett)
- Die Kinder lernen, dass beim Jausenrichten allerlei zu Beachten ist (z.B. an heißen Tagen keine geschnittene Birne in die Jause geben; gesunde Zusammensetzung, Plastik vermeiden)
Eine tolle Lernchance, die ich meinen Kindern nicht mehr vorenthalten möchte. 🙂Vielleicht hilft dieser “Zaubertrick” auch in eurer Familie?
Alles Liebe wünscht euch,
Judith Mazzilli alias mama_zilli
Weiterführende Links:
- Kinder mit anderen Lebensrealitäten vertraut zu machen und damit Dankbarkeit zu fördern gelingt z.B. durch die Unterstützung eines Patenkindes in Afrika über den Verein helping hands (35€/ Monat, reglm. Post vom Patenkind)
- Kinderbuchtipp “Klimahelden”, Neufeld Verlag, ab 8 Jahren
- Kinderbuchtipp “Benja & Wuse: Essensretter auf großer Mission”, oekom Verlag, ab 5 Jahren