Richtig strafen - Warum die klassische Strafe nichts bringt

Laut dem Erziehungsexperten Jesper Juul können Kinder bis zum Alter von 10 Jahren noch nicht unterscheiden, ob sie für etwas ausgeschimpft und bestraft werden „das sie getan haben“ oder „das sie sind“. Sie fühlen sie sich als Mensch abgelehnt.

Kleinkindern fehlt die Impulskontrolle

Oft werden Kinder in einem Alter bestraft oder auf ihr Zimmer geschickt, in dem sie ihre Emotionen und ihr Verhalten noch gar nicht unter Kontrolle haben. Kleinkinder können ihre Probleme noch nicht ansprechen und schon gar nicht vernünftig handeln. Ihre Gefühle sind so stark, dass sie sich davon beherrscht fühlen. Bis zum dritten Lebensjahr entwickelt sich langsam die Impulskontrolle. Unter drei Jahren bestrafen wir Kinder so oft für etwas, das sie noch gar nicht können. Hirnforschern zufolge ist die Impulskontrolle jedoch erst im jungen Erwachsenenalter komplett ausgereift!

Kinder unter drei Jahren können eine Strafe nicht verstehen.

Strafe wird als persönliche Ablehnung empfunden

Laut dem Erziehungsexperten Jesper Juul können Kinder bis zum Alter von 10 Jahren noch nicht unterscheiden, ob sie für etwas ausgeschimpft und bestraft werden „das sie getan haben“ oder „das sie sind“. Sie fühlen sie sich als Mensch abgelehnt. Aus ihrer Sicht gesehen, sind wir Erwachsene nicht bereit dazu die schwierige Situation gemeinsam mit ihnen durchzustehen. Selbst wenn wir ein paar Minuten später ruhig eine gemeinsame Lösung suchen, bleibt das Gefühl abgelehnt zu werden.

Kinder verstehen Strafen oft nicht, sie fühlen sich als Mensch abgelehnt.

Strafe löst Verlustängste aus

Wenn Kinder nicht folgen, werden sie oft in ihr Zimmer geschickt, um über ihr Verhalten nachzudenken. Auf den ersten Blick erscheint Abstand voneinander, in einer emotional aufgeladenen Situation, sinnvoll. Doch was wir dabei vergessen, ist die Tatsache, dass es unsere freiwillige Entscheidung als Erwachsene ist eine Konfliktsituation kurzfristig zu verlassen, damit sie nicht eskaliert. Doch niemand schickt uns weg oder bestraft uns! Ein Kind dagegen bekommt bei einem Time-Out die klare Botschaft „Du bist in unserer Gemeinschaft nicht mehr erwünscht!“. Durch die Abhängigkeitssituation, in der sich Kinder befinden, kann dies auch noch zu Verlustängsten führen.

Ein Time-Out kann bei Kindern zu Verlustängsten führen.

Strafe bringt keine Veränderung

Wird ein Kind bestraft, fühlt es sich ungerecht behandelt und wird erst einmal wütend. In solchen Situationen fragt mich mein Sohn oft „Was? Was habe ich denn getan?“ Um sich anschließend heftig zu verteidigen und seine Sicht der Dinge darzustellen. Auch leiden Kinder unter der Tatsache, durch die Strafe allein zu sein und nicht mehr mit den anderen zusammen spielen zu dürfen. Was das Kind dabei aus der Strafe lernen soll kommt gar nicht an. Viele Erwachsene erinnern sich heute noch schmerzlich an die Strafen in ihrer Kindheit, aber nicht mehr daran, was sie überhaupt getan haben.

Strafen werden oft einfach nicht verstanden.

 

Wie man richtig straft, erfährt ihr im nächsten Teil des Artikels, in dem unsere Autorin ein Gespräch mit einer Elementarpädagogin zum Thema führt. 

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Ein Artikel von

Portraitfoto Regina Madgalena Smrcka

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