„Erziehung ist (k)ein Kinderspiel!“ - Der boshafte Streich

Was tun, wenn uns unschuldige kleine Kinder mit kleinen Bosheitsakten konfrontieren? Wie kann man angemessen und konstruktiv darauf reagieren?

Theresa, 4, ist ein liebes, aufgewecktes Kind. Und die Mutter ist voller Aufmerksamkeit für sie und ihren kleinen Bruder. Doch manchmal startet Teresa aus heiterem Himmel heraus einen kleinen Bosheitsakt. Neulich sperrte sie der Mutter die Balkontür zu und beobachtete genüsslich deren Hilflosigkeit, drückte die Nase gegen die Scheibe und setzte ein schadenfrohes Lächeln auf. Am dritten Stock ohne Handy, das Baby in der Wiege, war Theresa die Herrin des Augenblicks.

Die Mutter versuchte ruhig zu bleiben, doch stieg in ihr die Wut hoch. Sie erklärte Theresa wie wichtig es sei, sie wieder hineinzulassen und bat sie höflich, die Türe zu öffnen. Nach einer längeren Weile war Theresa endlich so gnädig, die Bitte der Mutter zu erhören. Danach: „Theresa, das war nicht in Ordnung. Was glaubst du, was da alles hätte passieren könnten?“ rügte die Mutter das Kind.

Situation #2

Ein anderes Mal gibt es Schokotorte und als die Mutter ihrer Tochter die Serviette zum Abwischen reicht, blickt ihr diese provokant in die Augen und wischt die Finger in den Fauteuil. Wieder ist die Mutter fassungslos: „Theresa, das ist aber nicht sehr nett von dir!“ Später: „Theresa, bitte, das darfst du nicht machen, was ist den los mit dir?“ Theresa gibt keine Antwort, sondern senkt den Blick und kuschelt sich in Mamas Schoß. Sie weiß selbst nicht, was sie zu solchen Handlungen treibt.

Zu viel Selbstbeherrschung wirkt unecht

Was ist denn wirklich los mit Theresa? Wie kommt es, dass Kinder boshaft sind? Sie wird doch liebevoll und völlig gewaltfrei erzogen! Ist es die Eifersucht auf den kleinen Bruder? Mag sein, dass davon etwas mitschwingt. Doch mir scheint, dass Theresa die Mutter zu wenig spürt und deshalb deren Grenzen provokant austestet: Vor lauter Selbstbeherrschung wirkt sie unecht und hilflos auf das Kind, zwei Eigenschaften, welche Kinder zu Provokationen reizen. Kinder können nicht Kind sein, wenn sie Erwachsene als hilflos erleben.

Unbewusst fragen sie sich: „Wie lange muss ich dich noch reizen, damit du endlich authentisch reagierst?“

Echte Gefühle mit Salz und Pfeffer

Wir brauchen keine Beschimpfungen und Prügel, vor allem, wenn sie unberechenbar und überzogen auf die vorausgegangene „Eselsgeduld“ folgen. In der Situation Ruhe zu bewahren, ist schon von Vorteil. Danach allerdings dürfen Eltern ihren „heiligen Zorn“ so loslassen, dass ihre berechtigte Wut raus und beim Kind ankommt, ohne es zu verletzen, wenn sie in der Ich-Form reden. Zum Beispiel so: „Theresa, was erlaubst du dir eigentlich, mich hinauszusperren?

Weißt du, wie wütend ich bin? Du genießt es sichtlich, deiner Mama einen Streich zu spielen und ich bin voller Sorge um dich und deinen Bruder! Jetzt geh mir aus den Augen! Ich muss mich zunächst einmal beruhigen!“

Die Ich-Botschaft hat dann gewirkt, wenn sich Theresa kleinlaut in ihr Zimmer begibt oder sich schüchtern um Versöhnung bemüht.

Oder auch, wenn sie einen Heulanfall bekommt. Das muss die Mutter aushalten. Sie muss zeigen, dass sie auch einmal böse sein kann.

Das ernste Gespräch zur Versöhnung

Wenn Beruhigung eingekehrt ist, muss ein ernstes Gespräch im Guten geführt werden: „Theresa, wie kommst du auf solche Ideen?“ Dann das Kind anhören, ohne weiteren Druck zu machen. Wichtig ist auch, dem Kind einen Ausweg aufzuzeigen: „Kann es sein, dass du dich manchmal ein bisschen vernachlässigt fühlst wegen deinem kleinen Bruder?“ „Ja, das kann manchmal ganz schön anstrengend sein, immer das vernünftige große Mädchen sein zu müssen… Da kriegst du einfach einen Zorn und willst es mir heimzahlen…

Wenn du ein Problem hast, dann sag es mir! Aber so geht das nicht!“

Zum Schluss: „Du bist meine liebe Tochter und ich bin deine liebe Mama. Darum darf so etwas nicht mehr vorkommen. Ist das OK?“ Mit einem bekräftigenden Nicken und einer herzlichen Umarmung endet das Gespräch. Theresa bekommt ein positives Bild von sich selbst und ist motiviert, ihre guten Seiten zur Entfaltung zu bringen.

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Ein Artikel von

Portraitfoto Maria Neuberger-Schmidt

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