Laufende Konflikte mit der Teenager-Tochter – Was tun?

Man weiß bereits, was passiert: Das falsche Wort, das falsche Thema – und schon geht alles „in die Luft“. Dennoch ist man oft hilflos. Was tun?

Früher war vermeintlich alles einfacher. Es gab Wutanfälle. Es gab Situationen, an denen man nicht mehr weiterwusste, die sich aber wenig später in Wohlgefallen auflösten. Heute sitzt alles tiefer, geht alles auch einher mit Verletzungen.

Denn oft fallen im Streit Wörter und Begriffe, die sich nicht einfach so wegwischen lassen. Sie hallen nach, machen nachdenklich, sind wie kleine Giftpfeile, die die Beziehung zueinander beschweren und schwieriger machen. Oft ist es wie in einem Film, den man schon kennt. Dennoch kann man nur zusehen. Der Ausgang ist bereits bekannt, aber wie man den Ablauf ändert, scheint unbekannt zu sein. Einiges hat sich eingeschliffen, beide Seiten reagieren zum Teil falsch. Die Tochter tobt, stürmt in ihr Zimmer, die Welt ist schlecht für sie. Aber auch die Eltern fühlen sich übel:

Wie konnte es nur wieder so weit kommen, zu diesem verbalen Schlagabtausch?

Und vor allem auch: Wie wirkungslos sind eigentlich „Sanktionen“, Strafen und Vereinbarungen, die solche Situationen eigentlich künftig verhindern sollten? Hilflosigkeit macht sich bei den Eltern breit, Wut und Frustration bei der Tochter. Kein guter Mix. Es bleibt explosiv. Die Stimmung kann schnell kippen von himmelhochjauchzend zu Tode betrübt.

Das macht es umso unverständlicher ...

In einem Moment versteht man sich gut, tauscht sich aus, erzählt sich so gut wie alles. In anderen Zeiträumen wiederum scheint es keinen Weg zueinander zu geben. Alles ist verbaut, verhärtet, Brücken scheinbar abgerissen. Als Elternteil frustriert das.

Anderseits: Der Wunsch nach Harmonie ist zwar verständlich, führt aber auch nicht zu dem gewünschten „Ergebnis“. Das Harmoniebedürfnis ist zwar verständlich, aber damit wird zu viel zugedeckt, zu viel „gespielt“. Wichtige Dinge und Themen kämen nicht mehr aufs Tapet. Es braucht wohl den „gepflegten“ Konflikt, damit Aspekte präzise angesprochen werden, die sonst unter den Tisch fallen würden.

Womöglich ist da des Pudels Kern zu finden: Es sollte „gepflegt“, gewissermaßen gesittet und ohne Verletzungen stattfinden. Ein frommer Wunsch? Gut möglich. Aber vielleicht der einzige Ausweg aus dem weiter oben beschriebenen Teufelskreis. Denn genau die Verletzungen im Streit-Affekt sind es, die die Situation beim nächsten Mal wieder so hochkochen lassen.

Die Wiederholung der Verletzung vertieft die Verletzung.

Patentrezept?

Es gilt also Regeln zu vereinbaren, wie es nicht mehr zu solchen Verletzungen durch Worte und womöglich auch Taten kommen kann. Insgesamt: Das Patentrezept gibt es wohl nicht. Aber es gibt Erkenntnisse. Es gibt die Idee, im Moment, in der wieder alles zu eskalieren droht, die Reißleine zu ziehen und die Situation einfach zu beenden. Weil man ja grundsätzlich schon weiß, wohin sie führt. Dabei hilft nur eines, vielleicht das Schwierigste an der Sache: Kühler Kopf, Sachlichkeit, der Blick und das Gespür für den richtigen Augenblick, an dem es kein Vor und kein Zurück mehr gibt.

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