Ein Plädoyer für das gute Buch

Wollt ihr wissen, was ich überhaupt nicht mag? Das grausamste überhaupt? Ich kann es euch sagen! Schlechte Bücher! Noch schlimmer aber sind schlechte Kinderbücher!

 

Warum, bitte, erkläre mir das einer, gibt es richtig schlechte Kinderbücher, wenn es doch so viele wunderschöne davon gibt? Wo kommen diese schlecht übersetzten Bücher, diese unsensiblen Wörter und Sätze, diese Unmöglichkeit denn überhaupt her?

 

Wann ist es mir eigentlich aufgefallen, dass es auch schlechte Kinderbücher gibt?

Dabei ist es fast 10 Jahre her - es fühlt sich an, als sei es gestern gewesen! Mein Sohn war drei Jahre alt, ein waschechter Feuerwehrmann Sam Fan! Seine Babysitterin hatte ihm eine DVD dieses tollen Kerls vererbt, er war sprichwörtlich Feuer und Flamme.

Die meisten von euch werden Sam kennen, den immerzu freundlichen und hilfsbereiten Feuerwehrmann, der niemals schläft und jederzeit alles und jeden rettet, der Hilfe notwendig hat.

Gegen die Kurzfilme hatte ich nichts einzuwenden. Ich fand es spannend zu sehen, wie sehr mein Sohn die Geschichten miterlebte und wie froh und erleichtert er war, als die Geschichte am Ende immer gut ausging.

 

Aber dann...

Die erste Geburtstagsparty stand an, es war eine kleine Gruppe an gleichaltrigen, wir Jungmamas trafen uns damals regelmäßig und irgendwie entstand so etwas wie eine kleine Feier unter Freunden, als unsere Kinder im Zeitraum von 8 Wochen alle 4 Jahre alt wurden.

Aufgeregt kam mein Sohn mit einem Geschenk zu mir auf den Schoß gehopst, es war ein Buch. Feuerwehrmann Sam.

Abends, es war Zeit für die Gutenachtgeschichte – jetzt sollte ich, ganz klar, aus dem neuen Buch vorlesen. Wie nett, dachte ich, diese Geschichten mag er doch so gerne.

Von nett war keine Rede mehr, als ich den vierten oder fünften Satz hinter mich brachte: Die Sätze im Buch waren so schlecht übersetzt, abgehakt, so unpassend, sinnbefreit.

Ich bemerkte regelrechten Widerwillen in mir, aus diesem Buch weiter vorzulesen.

Es kostete mich einiges an Überwindung, das Buch zu Ende zu bringen, obwohl es nicht viele Seiten waren. Ein Bilderbuch mit wenig Text und dennoch las es sich, wie ein lang gezogener Kaugummi.

 

Wegwerfen geht gar nicht! Und trotzdem habe ich es getan!

Natürlich war mein Sohn so verliebt in sein Buch, er brachte es mir immer und immer wieder. Ich zwang mich dazu es ihm vorzulesen, immerhin wollte ich ihm den Spaß daran nicht verderben, jedoch wurde meine Abneigung bei jeder Seite größer und größer.

Ich versteckte das Buch, mein Sohn fand es.

Ich ließ es im Keller liegen, vergaß es bei den Nachbarn, verlor es in des Nachbarn Garage. Das Buch fand seinen Weg zu uns zurück. Unbarmherzig. Schließlich bat ich doch tatsächlich meinen Mann, es im Auto mitzunehmen als er morgens in die Arbeit fuhr, mein Sohn wartete ab, bis sein Papa wieder von der Arbeit kam.

Schließlich habe ich das Buch nachts zum Altpapiercontainer gebracht. Ich habe es weggeworfen!

Ich habe wirklich mit mir gerungen und es war keinesfalls eine leichtfertige Entscheidung – und eigentlich ist es völlig absurd, denn ich musste dafür, wohnten wir zu dieser Zeit auf einem Bergbauernhof, 6 Kilometer hinunter ins Tal fahren!

Wenn ich das jetzt so schreibe, dann bin ich ehrlich beschämt darüber, dass ich es tatsächlich getan habe. Was hat das Buch nur mit mir gemacht? Ich bin alles andere als eine Buchwegwerferin! Eigentlich kann ich mich generell schlecht von einem Buch trennen – geschweige denn wegwerfen! Auch nicht, wenn es so schwer beschädigt ist, dass es sich kaum mehr reparieren lässt!


In unserem Haus stapeln sich die Bücher und wenn ich Sorge habe, dass wir darin untergehen, dann werden sie verliehen, verschenkt, gespendet oder kommen in eine der umliegenden Büchertankstellen.

 

Woran erkennt man ein vermeintlich schlechtes Buch?

Ich bin sehr froh darüber, dass es sich bei diesem besagten Sam-Buch um eine einmalige Angelegenheit handelte. Das ist mir so nicht wieder passiert. Schlechte Bücher fanden zwar das eine oder andere Mal den Weg zu uns nach Hause, ich konnte sie jedoch immer relativ einfach gegen ein inhaltlich weitaus besseres Buch umtauschen.

Ja, ich gebe zu, es ist etwas speziell. Jedoch ich bleibe dabei – das schlechte Buch ist niemals eine Option!

Meine Tipps:

  • Ist schon mal kein ordentlicher Verlag angegeben, vielleicht nicht einmal eine ISBN-Nummer, lasst die Finger davon. Trennt euch von dem Buch, außer ein euch Nahestehender hat das Buch eigenhändig verfasst.
  • Verzichtet auf alle Feuerwehrmann Sam Ausgaben, die schlecht aus dem Englischen übersetzt sind!
  • Kauft Bücher in guten Buchhandlungen, schlechte Bücher sind darin kaum zu finden, besucht eure Bibliothek und lasst euch beraten.

 

Jedes Alter hat seine Bücher!

Manche Bücher kann man nur einmal lesen, manche liest man immer wieder. Zum Beispiel wenn man in einen neuen Lebensabschnitt eintritt und vieles dann erst Sinn ergibt. Manche Bücher liest man einmal und denkt nie wieder darüber nach, manche Bücher begleiten einen ein Leben lang.

Manch einer braucht kein einziges Buch um glücklich zu sein.

Ein Leben ohne Bücher kann ich mir nicht vorstellen!

Ich liebe Bücher, ich habe sie schon immer geliebt. Das Lesen habe ich mir selbst beigebracht, da war ich fünf.

Mich nervte es, von Erwachsenen abhängig zu sein, warten zu müssen, bis jemand Zeit hatte mir vorzulesen. Mein Vater, ein Arzt, liebte ebenfalls die Welt der Bücher und er las mir oft vor. Jedoch musste er, wenn der Piepser ging und seine Patienten etwas brauchten, unmittelbar die Geschichtenwelt verlassen, in der wir uns gerade befanden. Es war für mich kaum auszuhalten, noch ein oder zwei Tage darauf warten zu müssen, wie die Geschichte weiterging.

Also beschloss ich selber zu lesen. Es gab nichts, was ich lieber tat. Und es gab nichts, was ich nicht las.

Vor vierzig Jahren hatte man keine Altersbeschränkungen für Bücher. Ich fand sie einfach und fing an zu lesen.

War ich zu jung, jenes Buch zu lesen, stellte es sich ganz von alleine heraus.

Die Krimis meines Opas waren mir zu gruselig. Die Bücher der Dichter, die meine Oma liebte, zu langweilig. Manche Sachbücher verstand ich erst, als ich älter wurde.

Über Max und Moritz konnte ich mich kaputtlachen, in Bullerbü wollte ich meine Ferien verbringen und mit Hanni und Nanni die Wochenenden.


Als ich mit 19 Jahren eher zufällig von meinem Vater Herr der Ringe in die Hand gedrückt bekam, wollte ich bald darauf nichts anderes mehr tun, als in diese fantastische Welt einzutauchen.

Herr der Ringe habe ich mehr als dreimal gelesen. Und vielleicht lese ich es noch einmal. Harry Potter zweimal auf Englisch, einmal auf Deutsch.

 

Diese zauberhafte Welt, in die man eintauchen kann, erlebte ich mit Eragon, mit der Unendlichen Geschichte und mit Alice im Wunderland.

Karlsson vom Dach war so ein bösartiger kleiner Kerl, ich brauchte mehrere Anläufe um das ganze Buch lesen zu können ohne mich furchtbar aufregen zu müssen.
Peter Pan, wer kennt ihn nicht? Wer hat Tom Sawyer, Winnetou oder Die drei Musketiere verpasst?

 

Wie wunderbar kann man schon den Drei- und Vierjährigen aus Pumuckl vorlesen! Die Stimmen des Meister Eders und des Pumuckls nachmachen und  dabei nicht zu grinsen?

Helme Heine, der Elefant der stolperte, …

Ich könnte jetzt noch mindestens eine Seite so weiterschreiben – mir fallen so unendlich viele gute Bücher ein!

Vielleicht mache ich es auch. Ein andermal!

Es wartet ein so spannendes Buch auf mich, ich muss jetzt wirklich los!

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