Die Messe als ein Ort der „heilen Welt“

Die Welt um uns herum ist gerade chaotisch und unsicher. Was aber bleibt ist die Sonntagsmesse als ein Ort der Kontinuität, eine eigene kleine heile Welt in der eigentlichen Welt.

Immer wieder sonntags. Der gleiche Weg. Ähnliche Gesichter. Der liturgische Ablauf identisch. Das Wort überzeitlich fällt mir ein. Es ist eine Art substanziell unwandelbarer Kern in aller gegenwärtigen Relativität und Veränderung.

Wir als Familie genießen dieses Gefühl. Während wir mit philosophischen und theologischen Begriffen versuchen uns dieses Empfinden des Nachhause-Kommens zu erklären und es zu fassen, ist es für unsere Mädels (12 und 9 Jahre) alt deutlich intuitiver.

Vor Ort wissen sie, was passiert. Unsere „Kleine“ (9) ministriert, sie verinnerlicht gerade die Abläufe mehr und mehr, wird sicherer und sicherer. Sie weiß, was von ihr erwartet wird und zugleich auch, welchen wertvollen Beitrag sie für den Ablauf der Liturgie beiträgt.

Nach der Messe fallen ihr meist kleine Details auf, die im Ablauf der „Minis“ nicht ganz rund gelaufen sind. Sie fragt sich, was beim nächsten Mal „besser“ laufen könnte, wo noch mehr Liebe zum „Gefragten“ wichtig wäre. Vermutlich ist es auch ihr Hang zum Perfektionismus, der hier aus ihr spricht. Aber nicht nur.

Sie spürt auch, dass es wichtig ist, dass gewisse Formen gewahrt bleiben sollten. Aber die Monate, über die Jahre, über die Jahrzehnte und womöglich manchmal für Immer. Weil das Halt gibt. Sicherheit. Einen klaren Rahmen.

Diese Rahmen ist aber kein Korsett und er schränkt nicht ein. Er ermöglicht. Nur weil bei einer Messe so viel klar ist, kann auch vieles zur Sprache kommen. Nur so ist es möglich, das „Leben“ und die „Welt“ von außerhalb in diesen Rahmen einzubinden und damit gleichzeitig zu verändern.

Ministranten mit Kerzen

In der Predigt kommen nämlich diese Welt und diese Gegenwart zur Sprache. Es ist ein Zeitraum der Reflexion, der Wandlung. Gerade weil diese Gegenwart so sehr in einen überzeitlichen Rahmen eingebettet ist, verändert sie sich oder wirkt zumindest so, als ob sie veränderbar wäre. Und wenn sich schon die Welt selbst nicht verändert, dann verändert sich definitiv unser Zugang und unser Zugehen darauf.

Das spüren auch unsere Mädels. Auch wenn sich nicht jede Predigt für sie dazu eignet, um über Gott und die Welt nachzudenken. Aber wenn sie nach Hause kommen, dann haben sie stets das Gefühl einer „Inszenierung“ beigewohnt zu haben, sie sich wenig um Moden, Trends usw. schert. Und somit im Gegensatz zu ihrer Lebenswelt steht, in der Moden, neue Trends und Entwicklung immer von größter Wichtigkeit sind.

Es ist für sie ein Ort der Ruhe, der Besinnung, der Klarheit und des Vertrauens. Vertrauens darin, dass manche Dinge auch stetig sind, ohne staubig oder veraltet sein zu müssen. Es tut ihnen gut zu merken, dass in diesem konstanten Rahmen auch Neuerung und Leben notwendig ist.

Das alles, so sind wir uns sicher, prägt sie fürs Leben. Auch wenn sie sich temporär einmal von der Kirche abkehren sollten. Sie wissen, dass sie in diesen Rahmen jederzeit zurückkehren können und dann nicht alles völlig fremd, völlig verändert vorfinden. Allein dieses Wissen gibt schon Kraft und Zuversicht. Uns als Eltern und unseren Kindern ebenfalls.

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