Vom EntSORGEN

Es ist der erste Schultag nach den Sommerferien: Ich bin seit zwei Tagen stark verkühlt und schon völlig erledigt bevor das Chaos überhaupt losgeht. Der, von meinem Mann dramatisch angekündigte Temperatursturz, ist nun in voller Wucht eingetreten und dennoch habe ich es versäumt, alle Vorbereitungen für den Kälteeinbruch zu treffen.

Mein jüngster Sohn liegt um 7 Uhr noch immer wie ein Stein im Bett.

Obgleich meine Aufforderung: „Du musst aufstehen, es ist dein erster Schultag!!!“ immer lauter und schriller wird, bewegt er sich keinen Millimeter. Eine meiner Töchter sucht verzweifelt nach ihrer Winterjacke. Niemand (außer meinem Mann) hat den angekündigten Kälteeinbruch wahrhaben wollen, nachdem wir zwei Tage zuvor noch ein ganztägiges Sonnenbad am See genossen hatten.

Die Stimmung meiner 12-jährigen ist gerade heute wieder einmal so ausgeglichen wie ein Jojo und das, was aus ihrem Mund kommt, hört sich eher wie das Knurren eines Hundes an. Mein Sohn, der nach 20 Minuten nun endlich fesch angezogen ist, trägt seine Dinosaurierschultüte wie eine Trophäe stolz vor sich her. Mein Mann begleitet ihn zu seinem ersten Schultag. Ich kann leider nicht an seiner Seite stehen, das schmerzt. Ich muss meine Tochter in ihre neue Schule begleiten.

Man kann „nicht auf jedem Kirtag tanzen“ pflegte meine Mutter oft zu sagen. Ein schwacher Trost.

Als schlussendlich nach diesem morgendlichen Stress nun alle in der Schule sind tritt kurz Erleichterung ein bis… alle drei Kinder nach nur zwei Stunden schon wieder zu Hause sind! Und: es regnet und regnet und regnet. Was für eine Aussicht.

Ich sage: Gott steh mir bei! Und ich höre in meinem Herzen: Sorg dich nicht!

 

In all dem Chaos des ersten Schultages stehen zudem 5 gefüllte Säcke mit neu gekauften Schulmaterialien in unserer nicht allzu großen Wohnung herum, die am zweiten Schultag ihren Weg in die Schule finden müssen.

Und in unserem Gang reihen sich dazu Unmengen von Turnschuhen, die nicht mehr ins Schuhregal passen. Nein, ich habe keinen Schuhkaufzwang – zum Glück. Wir haben nur zirka 8 Paar Turnschuhe in den Sommerferien von der Enkelin der alten Nachbarin geschenkt bekommen. Alle in Größe 38!

Ich fühle mich plötzlich erschlagen von all diesem Ballast. ☹

Und ich sage leise: Gott, ich halt das nicht aus, hilf mir! Und ich höre in meinem Herzen: Sorg dich nicht!

 

Was mich auch zusätzlich umtreibt in dieser ersten Schulwoche ist, dass ich bei der interreligiösen Eröffnungsfeier unserer Schule zum Evangelium aus Matthäus 6,25-34 eine Ansprache halten muss. Meine allererste „Predigt“, wenn man so will - vor 200 Schülerinnen und 20 Lehrern. Eine herausfordernde Zuhörerschaft! Ich soll also, geschwächt vom grippalen Infekt, gestresst vom Schulbeginn und überwältigt vom Temperatursturz, eine Predigt zur Bibelstelle „Von der rechten Sorge“ halten. Das ist beinahe ein Paradox. Es beschert mir gerade jetzt noch eine zusätzliche Sorge.

Ich bete: Herr, ich brauche jetzt aber echt deine Hilfe. Das ist im Moment zu viel. Und ich höre abermals in meinem Herzen: Sorg dich nicht!

 

Aufgrund der beängstigenden Schuhüberfüllung unseres Ganges stelle ich nun alle 8 Turnschuhe der Reihe nach auf und beschwichtige meine Tochter, ein Paar nach dem anderen anzuprobieren. Ich gebe ihr die äußerst schwierige Aufgabe sich für 3 Paare zu entscheiden! Die 5 ausgemusterten Schuhe werden weitergegeben an eine andere Familie. Sie werden entSORGT!  

Und vermutlich kennst du das Gefühl nach einer intensiven Ausmistaktion: Du fühlst dich erleichtert und freier, weil der ganze Ballast weg ist. Das ganze Zeug ist an einem anderen Ort! Vielleicht ist das der Grund warum Ausmisten mittlerweile für mich bereits zum Hobby geworden. Es fühlt sich danach einfach so gut an. 😊

Und da kommt mir plötzlich ein Gedanke, der zum Aufhänger meiner Predigt werden soll. Wir müssen entSORGEN.

Wir müssen einen Ort finden, wo wir unseren Ballast, unsere Sorgen hinbringen können. So wie „diese andere Familie“ zum Ort wurde, wo ich schließlich die überflüssigen 5 Turnschuhe in Größe 38 deponiert habe.

Sorge ist nämlich ein bedrückendes Gefühl der Unruhe und Angst.

Dieses ständige Gedankenkreisen, welches ungute Gefühle auslöst. Es ist nachgewiesen, dass man durch Sorge krank werden kann und leider gibt es auch Menschen, die sich selbst zerSORGEN. Daher müssen wir die Sorge entSORGEN und an einen sicheren Ort bringen und dort auch lassen.

Wenn ich also Sorgen habe und abermillionen Gedanken unkontrolliert durch meinen Kopf jagen brauche ich dringend einen Ort, wo ich all diesen Ballast hinbringen kann. Dieser Ort ist einerseits mein Mann, der sich viel anhören muss, wie du dir vielleicht vorstellen kannst. 😉

Aber darüber hinaus gehe ich noch zu einer übergeordneten Instanz: Ich bringe Gott, meinem himmlischen Vater all meine Sorgen und schweren Gedanken.

ER ist der Ort, wo ich entSORGEN darf. Er ist nämlich ein guter Vater!

Er weiß sogar, was ich brauche noch bevor ich ihn bitte (vgl. Mt 6,8). Wie grandios! Und er gibt mir die Zusicherung, dass ich mich nicht sorgen brauche. Weil ER für mich sorgt!

Mittlerweile sind die ersten 3 Schulwochen vorbei. Mein Sohn hatte leider einen unschönen Start mit viel Bauchweh, weil er von Mitschülern gemein behandelt worden ist. Jetzt ist aber alles ausgeredet, geregelt und wieder gut – Gott sei Dank!

 

Falls dich in diesen Tagen auch größere oder kleinere Sorgen plagen, möchte ich dir folgende, mir so lieb gewonnene, Bibelstelle mitgeben:

„Du kannst mit all deiner Sorge dein Leben nicht einmal für einen Augenblick verlängern! Suche ZUERST Gottes Reich … und DANN wird dir alles andere dazugegeben. Sorge dich also nicht… (vgl. Mt 6,27.33-34).

Ich wünsche dir nun alles Gute beim EntSORGEN! 😊

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