Ich habe Dich beim Namen gerufen – unser Name aus christlicher Sicht

„Wie fühlt es sich an, beim Namen gerufen zu werden?“, lauten die einleitenden Worte einer Predigt. „Riefen uns die Eltern am späten Nachmittag, wussten wir am Tonfall, wie spät es war. Spüre ich am Ende eines anstrengenden Arbeitstages die Hand eines mir vertrauten Menschen auf meiner Schulter, der liebevoll meinen Namen nennt, fühle ich mich getröstet. Sogar in der harten Geschäftswelt nennen wir KundInnen beim Namen, um eine Beziehung aufzubauen. Kann sich dagegen jemand keine Namen merken, fühlen wir uns missachtet und verletzt.“

 

Bei der Taufe wird uns ein großes Geschenk übergeben, die Zusage: „Gott, der Herr ruft uns beim Namen!“. „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich ausgelöst, / ich habe dich beim Namen gerufen, du gehörst mir!“, so steht es im letzten Kapitel des Buches Jesaja.

Die Schriften des Judentums, zu denen auch das Buch Jesaja gehört, bestehen aus der Tora (den Weisungen), des Neviím (der Prophetie, Offenbarung und Voraussagung) sowie dem Ketuvim (den Schriften). Jesaja wirkte zwischen 740 und 701 vor Christus. Er wird als erster großer Schriftprophet der hebräischen Bibel (Tanach) bezeichnet.

In Jesaja 39,1-7 finden wir das Versprechen Gottes, dass wir beim Namen gerufen und von ihm beschützt sind.

"1 Jetzt aber - so spricht der HERR, / der dich erschaffen hat, Jakob, / und der dich geformt hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich ausgelöst, / ich habe dich beim Namen gerufen, du gehörst mir! 2 Wenn du durchs Wasser schreitest, bin ich bei dir, / wenn durch Ströme, dann reißen sie dich nicht fort. Wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt, / keine Flamme wird dich verbrennen. 3 Denn ich, der HERR, bin dein Gott, / ich, der Heilige Israels, bin dein Retter. Ich habe Ägypten als Kaufpreis für dich gegeben, / Kusch und Seba an deiner Stelle. 4 Weil du in meinen Augen teuer und wertvoll bist / und weil ich dich liebe, gebe ich Menschen für dich / und für dein Leben ganze Völker. 5 Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir! / Vom Aufgang der Sonne bringe ich deine Kinder herbei / und vom Untergang her sammle ich dich. 6 Ich sage zum Norden: Gib her! / und zum Süden: Halt nicht zurück! Führe meine Söhne heim aus der Ferne, / meine Töchter vom Ende der Erde! 7 Denn jeden, der nach meinem Namen benannt ist, / habe ich zu meiner Ehre erschaffen, geformt und gemacht."

 

Was bedeutet der Name und worauf bezieht er sich?

Die mystische Bedeutung von Namen findet sich in vielen Kulturen und religiösen Traditionen wieder. So geht die Numerologie davon aus, dass Schriftzeichen und Zahlen einen spirituellen Sinngehalt haben. Jedem Buchstaben im Namen wird ein numerischer Wert zugeordnet, der dann gedeutet wird, um Einblicke in die Persönlichkeit oder das Schicksal der Person zu gewinnen.

Im Christentum steht der Bezug zur Bibel sowie zu namensgleichen Heiligen im Vordergrund. Auch wird dem eigenen Namen nicht nur eine menschliche, sondern zusätzliche göttliche Bestimmung zugeschrieben. Die wörtliche Bedeutung von „Abraham - Vater einer größeren Gruppe" wies z. B. auf seine geistliche Aufgabe hin.

So ist es im Christentum auch üblich, beim Eintritt in einen Orden oder der Übernahme eines hohen kirchlichen Amtes den Namen zu ändern, um eine neue spirituelle Identität anzunehmen.

Ebenso glauben wir, unter dem Schutz von namensgleichen Heiligen zu stehen.

In einigen Regionen werden Namenstage mit anderen Feiern wie Taufen oder Hochzeiten verbunden. Indem diese an einem bestimmten Tag gefeiert werden, bittet man um den Segen und Schutz jenes speziellen (Tages-) Heiligen.

 

Die Tradition, Kindern den Namen von Heiligen zu geben, entstand circa im 11. Jahrhundert. So wurden im Konzil von Trient (1545-1563) die neuen Taufrituale festgelegt. "Der Pfarrer möge dafür sorgen, dass den Kindern keine anstößigen oder lächerlichen Namen gegeben werden oder gar solche, die den Sagen entnommen wurden oder solche von Götzen oder Heiden. Stattdessen sind, soweit irgend möglich, die Namen von Heiligen vorzuziehen."

Wer ist mein Namenspatron?

Es ist wertvoll, sich mit dem eigenen Namen und seiner Bedeutung zu bschäftigen.  Auch der Namenspatron darf hier nicht fehlen.

Wie der Namenstag, besonders für Kinder, schön gestaltet werden kann, erfahrt ihr in dem Blogbeitrag "Ideen für eine Namenstagsfeier".

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Ein Artikel von

Portraitfoto Regina Madgalena Smrcka

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