Das Kreuz Jesu und das Kreuz in meinem Leben

Wir befinden uns in der Karwoche, in Ländern wie Italien und Spanien, wird diese Woche auch „Heilige Woche“ genannt. Es ist eine besondere Woche – die wichtigste Woche für uns Christen. Sie gibt unserem Leben Richtung und Ziel, Weg und Sinn.

Im Zentrum steht hier das Kreuz, der Karfreitag.

Das Kreuz ist DAS Symbol für uns Christen

Es begleitet uns im Alltag: Oft beginnen wir mit dem Kreuzzeichen ein Gebet, wie das Morgengebet oder Tischgebet. Wir machen das Kreuzzeichen, um einander zu segnen oder auch um auszudrücken, dass wir Christen sind und woran wir glauben. Manche tragen es als Kette. In vielen Wohnungen hängt ein Kreuz.

Das Kreuz begegnet uns auf Gemälden, im Altarbereich in Kirchen und Kapellen, auch in der Natur finden wir Gipfelkreuze und Wegkreuze.

Wir finden das Kreuz auch in ganz alltäglichen Situationen zu Hause: Manche zeichnen ein Kreuz auf das Brot, bevor sie es backen, um Gott dafür zu danken.

Auch in profanen Bereichen finden wir Kreuze: In der Musik wird es gesetzt, um eine Note um einen Halbton zu erhöhen. In der Mathematik gibt es das Plus-Zeichen. Man kann es als Metapher sehen: Das Kreuz erhöht, es gibt etwas oder auch jemandem einen höheren Sinn.

Das Kreuz ist ein Plus für unser Leben als Christ.

 

Betrachendes Gebet

Der Rosenkranz ist für uns Christen ein zentrales Gebet, in dem auch das Kreuz vorkommt. Im Vertrauen auf die Mutter Gottes beten wir für bestimmte Anliegen, in Nöten, Sorgen aber auch aus Dankbarkeit. Nach dem ersten Teil des „Gegrüßet, seist du Maria“ fügt man verschiedene „Anhängsel“ hinzu und betrachtet damit das Leben Jesu an der Hand Mariens. Es gibt die Gewohnheit innerhalb der Kirche, jeden Dienstag und Freitag den schmerzhaften Rosenkranz zu beten. Dabei bedenken wirJesu Schmerzen, die er für uns erlittenen hat sowie seine Ganzhingabe am Kreuz.

Wenn ich den schmerzhafen Rosenkranz bete, frage ich mich: Warum hat Jesus diesen Weg auf sich genommen?

Warum hat er zugelassen, dass Menschen so mit ihm umgehen, wo er doch ganz Gott und ganz Mensch ist?

Jesus

Nach zirka 30 Jahren normalem Leben tritt Jesus aus der Anonymität in die Öffentlichkeit. Zuvor hat er gearbeitet wie du und ich und war ein unauffälliger Bürger unter vielen. Diese darauffolgenden drei Jahre waren geprägt von unerklärlichen und zugleich barmherzigen Wundern, gelehrten Reden und neuen Auslegungen der prophetischen Schriften. Sie brachten Jesus oft in eine prekäre Lage. Immer schenkte er seinen Jüngern und neugierigen Zuhörern Geduld und Zeit, die so vieles noch nicht verstanden. Es gab Momente, in denen er kaum Zeit zum Schlafen fand.  Es war seine Sendung, den Menschen deutlich zu machen, wer und wie Gott wirklich ist.

Er lehrte sie das „Vater Unser“ - ein Schatz für uns Christen!

Viele folgten Jesus nach, seine Reden fesselten sie. Andere wiederum wandten sich von ihm ab, sie waren neidisch auf sein Auftreten und die zunehmende Zahl seiner Anhänger. Sie fürchteten eine Spaltung und Machtverlust, sahen ihn als Gotteslästerer und falschen Propheten. Die hierarchische Oberschicht entschied, ihn töten zu lassen, um diesem Aufruhr ein Ende zu bereiten.

Für uns

Jesus kam vor den jüdischen Hohepriester Kajaphas und später vor den römischen Statthalter Pontius Pilatus. Kajaphas war es, der aus einer prophetischen Eingebung sagte „dass es besser (…) ist, wenn ein einziger Mensch für das Volk stirbt, als wenn das ganze Volk zugrunde geht“ (Joh. 11,50). Die jüdische Gesetzgebung sah in der damaligen Zeit vor, dass jemand die Strafe eines anderen antreten konnte. Fand ein Familienvater beispielsweise einen alleinstehenden Verwandten, der für seine begangene Straftat einstehen konnte und wollte, so war er ein freier Mann. Diese Tatsache, dass ein Mensch für einen anderen einsteht, lässt uns besser verstehen, warum Jesus für uns gestorben ist.

Wie der Mensch wirklich ist

Sein ganzes irdisches Leben hatte den Sinn, uns zu zeigen, wie Gott Vater den Menschen ursprünglich erschaffen hat: Er sollte in Liebe zum Menschen, ausgerichtet auf die Liebesgemeinschaft Gottes (Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist), seine Glückseligkeit finden.

Jesus ist uns mit seinem Leben in allem ein Vorbild.

Das, was uns von Gott trennt, ist die Sünde: das Böse, das wir tun und das Gute, das wir unterlassen. Jesus hat die Kreuzigung, die schlimmste Todesstrafe, die es damals für einen Juden gab, auf sich genommen, um uns zu erlösen: um uns von der Sünde und Schuld auf ewig freizukaufen.

Jedes Mal, wenn wir Heilige Messe feiern, begegnen wir diesem Kreuz:  einerseits im Wort, wenn wir das Glaubensbekenntnis beten: „Ich glaube (…) an Jesus Christus (…) gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben, begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes (…)“, andererseits versteckt in den Gestalten von Brot und Wein, wenn sich Jesus uns erneut - auf unblutige Weise – wie damals am Kreuz schenkt: in der Eucharistie.

Jesus hat uns bis in den Tod gezeigt, wozu der Mensch berufen ist: Der Mensch kann mit Gottes Beistand sein eigenes Kreuz auf sich nehmen und besiegen!

 

Was sind die Kreuze in unserem Leben?

Ein trotzendes Kind, schlaflose Nächte, streitende Kinder, ein müder Ehemann, eine jammernde Ehefrau, die Unordnung  in den eigenen vier Wänden, eine mindere Arbeit, ein inkompetenter Arbeitskollege, der cholerische Chef, das schlechte Wetter, die anders tickenden Schwiegereltern, der nervige Nachbar, die rote Ampel, der eingerissene Fingernagel, das grau werdende Haar, die lange Schlange vor der Kassa, die unangebrachte Werbung, störender Lärm, der komische Freund der Tochter, der aktuelle Modestil, oder auch tiefer liegende Kreuze wie eine schwere psychische oder physische Krankheit in der Familie oder im Freundeskreis, der Verlust eines geliebten Menschen, ein tief sitzender Streit in der Großfamilie und vieles mehr.

Was unterscheidet jedoch uns Christen von anderen Menschen? Probleme haben wir alle - ob Christ oder Nicht-Christ!

 

Der Ostersonntag!

Das Kreuz ist untrennbar mit der Auferstehung verbunden.

Erst die Auferstehung gibt unserem Glauben und Leben Sinn und Ziel! 

Jesu Leben endet nicht mit dieser unheimlichen Brutalität, sondern mit seiner totalen Opferbereitschaft, mit seiner Ganzhingabe und Feindesliebe. Sie führt zum ewigen Leben. Der Mensch ist dazu berufen, sich immer für das Gute zu entscheiden und das Gute in allem Schlechten zu suchen. Der Glaube an Jesus Christus verändert unsere Kreuze, er gibt ihnen einen tieferen Sinn und kann sie wandeln.

Sich erinnern

Jeden Freitag um 15 Uhr läuten zur Todesstunde Jesu die Kirchenglocken. Wenn wir sie hören, können wir Jesus danken, dass er die Schuld der Menschheit, die bis zu seinem Tod am Kreuz führte, auf sich nahm und wir können ihn bitten, uns zu helfen, unsere kleineren Kreuze im Alltag besser zu tragen.

Immer, wenn du an einem Kreuz vorbei kommst, möchte ich dich einladen, kurz stehen zu bleiben und dich daran zu erinnern, was Jesus für dich getan hat:

"Sieh dir Jesus an, wie weit er die Arme ausbreitet. Er will alle Menschen und ganz besonders dich fest umarmen, weil er dich so sehr liebt!"

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