Die Großfamilie: Was Kinder dabei lernen können

Großfamilien sind meist vor allem eines: Laut, stressig, konfliktreich. Doch genau daraus können Kinder ein paar Lehren für das Leben mitnehmen.

Denn Großfamilien unterscheiden sich massiv von kleineren Familiengefügen. In Letzteren bleibt man meist gerne unter sich und Konflikte werden auch eher totgeschwiegen, denn „ausgefochten“. Allein schon wegen der Tatsache, dass die Konflikte aufgrund der kleineren Zahl der Familien-Protagonisten tendenziell seltener auftreten.

Anders bei Großfamilien: Kleiner und größere Reibereien sind quasi an der Tagesordnung. Damit einher geht aber, aus meiner Sicht, ein interessantes Phänomen. Tendenziell werden Kontakte seltener komplett abgebrochen, sondern es wird vielmehr „ausgefochten“. Der Ausnahmezustand ist bei Großfamilien eher der Normalfall. Bei kleineren Gefügen steht die Harmonie mehr im Zentrum, die Störung ebenjener ist ein Problemfall. Sehr oft wird sehr viel dafür getan, diese Harmonie wiederherzustellen, um den trauten „Normalzustand“ wieder zu erreichen.

Viele Kinder sitzen am Boden

Womöglich sind das nur Hypothesen, die auf eigener Erfahrung basieren und einem größeren Querschnitt nicht standhalten würde. Ich bin aber überzeugt, dass im Kern darin zumindest ein Fünkchen Wahrheit zu finden ist. Jedenfalls eignen sie sich, um Kindern etwas beizubringen. Eben das: Großfamilien sind komplexe „System“, die tendenziell toleranter sind, was „Störungen“ anbelangt und deshalb auch erst bei stärkeren Störungen zu Ausschüssen ebenjener neigen.

Das System Großfamilie normiert sich immer wieder selbst. Und Kinder lernen Diskursfähigkeit.

Kinder können also vor allem eines lernen: Toleranz im Umgang mit anderen Ansichten, Weltanschauungen und Lebensweisen. Schließlich sind sie in Großfamilien damit fast tagtäglich im „System“ selbst konfrontiert, während in Kleinfamilien diese Vielfalt und Diversität auf „Außerhalb“ stattfindet. Und alles was „Außerhalb“ ist, ist dazu in der Lage die Normalität eines unterkomplexen Systems ins Wanken zu bringen.

Zudem: In Großfamilien wird oft diskutiert! Es werden Anschauungen gegenübergestellt, es kommt zu Meinungsverschiedenheiten oder auch zu Streit. Aber letzten Endes hält es das Gefüge oft aus und „normiert“ sich danach gewissermaßen selbst wieder, ohne dass jemand komplett aus dem „System“ Großfamilie fällt. Was Kindern lernen: Diskursfähigkeit, Aufgeschlossenheit, den Umgang mit verschiedensten schwierigen Situationen. Und das kann doch wirklich nicht schlecht sein!

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