Buchtipp: Gemeckerfrei – So kann ein harmonischen Familienleben funktionieren

Die Autorin Uli Bott ist Pädagogin, ihr Mann Bernd ist Musiklehrer. Gemeinsam haben sie vier Kinder. Sie zeigen in ihrem Buch #gemeckerfrei – Warum Erziehung nicht funktioniert und wie wir die Eltern sein können, die wir sein wollen einen Weg auf, wie ein harmonisches Familienleben funktionieren kann. Denn: „Niemand hat Kinder bekommen, um sich mit ihnen zu streiten.“   

Eine Familie ist ein kleines System, in dem alle Mitglieder sich beeinflussen. Daher ist nicht nur die achtsame Beziehung zu den Kindern und der Umgang mit ihnen wichtig, auch eine positive Beziehung zum Partner und auch zu sich selbst wird in diesem Buch thematisiert. Immer mit dem Ziel, ohne Geschimpfe auszukommen und im Alltag liebevoll miteinander umzugehen. Oder wie Uli und Bernd Bott es meinen: „Wir alle sind Eltern geworden, um Familie zu leben: fröhlich, liebevoll, gemeinsam.“

Die Autorin erzählt aus einer Ich-Perspektive, spricht die Leserin mitunter auch direkt an. Vieles im Buch Geschilderte fußt auf Erfahrungen aus dem täglichen Leben der Familie Bott. #gemeckerfrei (erschienen im Herder-Verlag, 2021) ist ein Lebensstil, kein Erziehungsratgeber, und soll auch nicht so verstanden werden. Eingebettet in die eigene Biografie, bietet das Buch quasi nebenbei Ideen, Anregungen, gibt Tipps und Ratschläge. Nicht von oben herab und nicht im Stil „du musst“ oder als unbedingte Handlungsanweisung. Alleine durch ihre Schilderungen des Familienalltages und der persönlichen Erlebnisse und Gedanken nimmt man als Leserin schon viel mit. Der Stil ist locker und authentisch und auch wenn Uli Bott die Hauptautorin ist, kommt ihr Mann Bernd immer wieder zu Wort und schildert seine Erfahrungen und das Familienleben aus seiner Sicht.

Bedürfnisorientierte Erziehung

Uli Bott erklärt warum „Erziehung“ nicht funktioniert als intentionale Einflussnahme auf das Verhalten des Kindes. Statt dessen orientiert sich #gemeckerfrei an der „bedürfnisorientierten Erziehung“ und stellt jedes Kind als Individuum, ihre Wünsche und Bedürfnisse in den Mittelpunkt. Kinder sollen in ihrem Großwerden begleitet werden, nicht jedoch durch oktroyierte Verhaltensregeln geformt werden, die oftmals nicht einmal von der Familie selbst als Regeln definiert werden, sondern sich nach den Erwartungen anderer richten. Das Buch geht darauf ein und schildert den Weg von Uli Bott weg von der perfektionistischen, selbstkritischen Frau, hin zu einer entspannteren Mutter und wertschätzenden Partnerin für ihren Mann.

Mutter redet mit Tochter

Uli und Bernd  Bott schildern, dass sie selbst vergeblich nach Vorbildern gesucht, verschiedenste Methoden der Kindererziehung und für sich selbst viele Therapieansätze ausprobiert haben, nur um schließlich zu erkennen, dass es nichts bringt, in der Vergangenheit verhaftet zu bleiben, weil ihrer Meinung nach negative Energie eben solche anzieht. Sie haben in ihrem Konzept #gemeckerfrei das vereint, was ihnen aus all ihrer Erfahrung, aus allen Erziehungsansätzen und dem Wissen über kindliche Entwicklung am besten erschien.

Was ist nun eigentlich #gemeckerfrei?

Folge deinem Herzen und deiner Intuition. Sei hingebungsvoll, gehe liebevoll mit dir selbst und anderen um, sei sanft zu dir selbst, nimm Gefühle und Bedürfnisse ernst. Wissen, was Kinder zum Aufwachsen, für ihre Entwicklung brauchen. Regeln und Ansprüche nicht zu wichtig nehmen oder mal hintanzustellen. Spüre alte Pfade auf, erkenne Verhaltensmuster und schließe mit der eigenen Vergangenheit ab, um offen und unvoreingenommen sein zu können.

„Kritik macht niemanden besser“.

In einer Familie soll eine Kultur der Bedürfniserfüllung herrschen und die Beziehungen zueinander im Mittelpunkt stehen. Lebe im Jetzt. Oder wie Uli und Bernd Bott es formulieren: „Sieh was ist – lebe das Gute – vergib den Rest“. Wir dürfen uns für das Positive ganz bewusst entscheiden, nicht nach dem Fehler suchen, sondern der Situation etwas Gutes abgewinnen. Das erlaubt uns, ruhig zu bleiben und dem Kind gut zu begegnen. Wir haben die Wahl.

Kritik und Fazit

Was ich mitgenommen habe sind drei Sätze, Sätze die mir gut gefallen und die ich anwenden kann – drei „Zauberfragen“, die Orientierung geben können und die Möglichkeit, die eigene Reaktion zu überprüfen.

  • Was könnte schlimmstenfalls passieren?
  • Würde ich das mögen? (Würde ich es mögen, wenn jemand anderer die Entscheidung für mich trifft?)
  • Was würde die Liebe tun? (hier geht es um die Qualität der Beziehung)

Ein flüssig zu lesendes Buch, das lebensnah geschrieben ist. Mir jedoch haben ab und an konkrete Beispiele gefehlt. Ja, es hilft entspannter zu sein und sich aus einem Erziehungskonzept zu befreien, bis zehn zu zählen, bevor man emotional reagiert. Es hilft, weniger perfektionistisch zu sein, weg von Vorgaben, die wir uns selbst auferlegen, weg von Selbstkritik und ständiger Kritik an Partner und/oder Kindern, hin zu einer bedürfnisorientierten Erziehung und einer erfüllten Beziehung.

Kinder kooperieren gerne mit Eltern, wenn sie sich geliebt und geborgen fühlen. Dennoch vermisse ich manchmal im Buch eine Art „Anleitung“ oder einen Satz, den ich anwenden kann, wenn das Kind in meinen Augen etwas getan hat, das mir nicht passt und für das ich es eigentlich zurechtweisen (schimpfen) würde. Da erschien mir der Ansatz etwas zu abgehoben, zu harmonisch und manchmal ein wenig am echten Leben vorbei.

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