Wie finde ich wertvolle Kinderbücher?

Welches Buch ist kindgerecht, altersgemäß und pädagogisch wertvoll für mein Kind?

Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, sondern bedarf eine genauere Analyse. Ein Leitfaden für alle, die auf der Suche nach geeigneten Büchern für Kinder im Kleinkind-/Kindergartenalter sind!

Bücher sind wichtige Medien für die Entwicklung der Kinder.

Je nach Alter und individuellen Vorlieben fordern Kinder mehr oder weniger das Medium Buch ein. Bücher fördern die Sprachentwicklung (Wortschatzerweiterung, Sprachverständnis) und regen die Phantasie an. Weiters sprechen Bücher die Konzentrationsfähigkeit, die Ausdauer und die Merkfähigkeit der Kinder an. Durch das gemeinsame Betrachten und Erzählen/Vorlesen ergeben sich bereichernde Gespräche und Interaktionen. Der richtige Umgang mit Büchern stärkt das Verantwortungsbewusstsein.

1. Kindgerecht

Kindgerechte (Bilder-)Bücher sind ansprechend, aus geeigneten Materialien mit Illustrationen und altersgemäße Sprache. Für U3 Kinder eigenen sich besonders gut kurze Erzählungen, Wiederholungen, Reime und lustige Wortkreationen. Neben alltäglichen Erzählungen kommen Phantasie-Geschichten bei Kindern sehr gut an und begleiten Kinder auch durch die „Magische Phase“. Beliebt sind auch Kamishibai-Geschichten (Erzähltheater) bei jungen Kindern. Nicht nur die große Bilddarstellungen, sondern auch das aktive Miteinbeziehen der Kinder beim Erzählen kommt gut an.

2. Altersgemäß

Kinderbücher sind mit Altersempfehlungen gekennzeichnet, welche einen guten Richtwert bilden. Je nach Entwicklungsstand des Kindes können Bücher früher oder später als die Empfehlung relevant sein. Ausschlaggebend sind die Länge des Handlungsstrangs, die Komplexität des Themas und die Vermittlung vom Inhalt. Kinder zeigen meist relativ schnell, wenn ein Buch zu viel Konzentration und Ausdauer erfordern.

Tipp: U3-Kindern das Bilderbuch frei mit eigenen Worten erzählen und die Kinder zum Mitdenken anregen (Fragen stellen, Bilder beschreiben lassen, Abbildungen suchen lassen).

Auch die sogenannten „Mitmachbücher“ kommen bei jungen Kindern sehr gut an, denn die Kinder werden beim Buchlesen aktiv miteinbezogen und die Bewegungen helfen dem Handlungsstrang besser folgen zu können. Kindergartenkinder kann man nach neuen (Fremd-)Wörtern fragen und die Erzählung wiedergeben lassen.

3. Pädagogisch wertvoll

Material- und Sachkompetenz erwerben die Kinder beim Erlernen des richtigen Umgangs mit (Bilder-)Bücher. Wenn man ein Kinderbuch richtig vermittelt, lässt sich vermutlich in fast jedem eine pädagogische Wertigkeit entdecken. Viele Kinderbücher sind darauf ausgelegt ein oder mehrere pädagogische Werte zu vermitteln. Besonders profitieren die Kinder, wenn Bücher ihren aktuellen Entwicklungsthemen entsprechen.

Ein Beispiel: Wenn ein Kind sich in der Phase des Sauberwerdens befindet und sich schwer mit dem Stuhlgang tut, kann es helfen das Thema mithilfe eines Bilderbuches aufzugreifen um den Druck zu nehmen.

Buchtipp dazu: „Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat“ (von Werner Holzwarth und Wolf Erlbruch) und „Der ganze Zoo geht aufs Klo.“ (von Anna Taube).

Weitere Buchtipps für Lernfelder:

Ein Kind, welches sich schwertut, seine Grenzen aufzuzeigen und Neinsagen: Buchtipp dazu: „Jakob ruft Stopp! Lass mich in Ruhe!“ (von Sandra Grimm) oder „Der Löwe in dir“ (von Rachel Bright).

Ein Kind auf den Kindergarten und die Eingewöhnung vorbereiten: „Das kleine WIR im Kindergarten“ (von Daniela Kunkel) und „ministeps: Was passiert im Kindergarten?“ (von Sandra Grimm)

Achtung:

Alte Bilderbücher entsprechen oft nicht mehr den aktuellen pädagogischen Standards!

4. Impulse/Interesse der Kinder

Im Kindergarten gibt es Bücher mit Themen des Jahreskreises. Zusätzlich werden die Bücherregale in der Leseecke mit Büchern bestückt, welche dem aktuellen Interesse der Kinder entspricht. Dazu braucht es eine aufmerksame Wahrnehmung, Beobachtung und Reflexion.

Fragen die man sich als Erzieher/in und Eltern stellen sollte: Was weckt das Interesse der Kinder? Welche Fragen stellen die Kinder? Wovon handeln die Erzählungen? Was sind die aktuellen Entwicklungsthemen? Wird durch die Beobachtung die intrinsische Motivation eines Kindes erkannt, ermöglicht die Bereitstellung von dazu passenden Büchern einen hohen Lerneffekt.

5. Kinder bei der Bücherwahl miteinbeziehen (Partizipation)

Sind die Kinder in einem Alter indem sie bereits ihre Wünsche verbalisieren können, sollte man Kinder bei der Bücherwahl mitentscheiden lassen. Dabei lernen die Kinder die Vorgehensweise in der Bücherei oder beim Neukauf, sich für eine vereinbarte Bücheranzahl zu entscheiden (Grenzen spüren) und werden aktiv miteinbezogen. Doch auch sehr junge Kinder, welche sich noch nicht verbal verständigen können, zeigen Vorlieben und Abneigungen (Längeres Fokussieren, Greifen nach einem bestimmten Buch, Reaktion beim gemeinsamen Betrachten, …).

Zum Schluss ein Herzensanliegen: Kleine Buchhandlungen unterstützen!

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