Wenn einem der Haushalt über den Kopf wächst

Die Wäsche stapelt sich im Schlafzimmer, der Wäschetrockner piepst, der Geschirrspüler folgt wenig später.  Außerdem will nach Tagen endlich die Post sortiert und Rechnungen überwiesen sein. In all dieses Chaos platzen dann auch noch Fragen von den Kindern zur Hausübung.

Kurzum: Es ist zu viel.

Zu viel von allem. Womöglich ist es aber nur die besondere Sensibilität aufgrund des „Lockdowns“ und des wochenlangen Homeschoolings. Irgendwie hat man ständig das Gefühl, dass es reicht. Dass man sich jetzt ein Wellness-Wochenende zu zweit verdient hätte und anschließend einen ausgiebigen Familienurlaub.

Ob es diesen gibt, ist heuer indes unklar. Lange vor der Corona-Krise wurde zwar ein Urlaub gebucht, lange wurde gehofft, dass es doch noch „irgendwie gehen“ würde. Der Mauszeiger war aber schon sehr oft auf dem Storno-Knopf.

Ob man dann irgendwann am Meer am Strand liegt, weiß man heute noch nicht. Zu vieles könnte noch dazwischenkommen. Das dämpft die Vorfreude, die eigentlich angesichts des Datums und der anstehenden Sommerferien der Kinder aufkommen sollte, doch erheblich. Es fühlt sich ein wenig wie eine „Freiheit auf Abruf“ an, die einem auch jederzeit wieder genommen werden könnte, wenn neue „Maßnahmen“ aufgrund einer anhebenden zweiten Welle kommen.

Vorfreude auf den Sommer?

Man weiß also nicht, ob man im Sommer nicht doch zuhause sitzt und ob man den geplanten Urlaub überhaupt antreten kann. Zudem versprechen die Sommerferien heuer nur in sehr eingeschränktem Ausmaß eine Erleichterung der Situation. Die dann reale viele „Präsenz-Zeit“ der Kinder zuhause in den eigenen vier Wänden erinnert eher an die Home-Schooling-Ära als an eine glückliche Zeit.

So muss man sich vor den Kindern immer mal wieder „zusammenreißen“, damit diese elterliche Stimmung nicht allzu stark beim Nachwuchs ankommt. Denn allein die Tatsache, dass im Sommer die Hausübung wegfällt, führt bei uns noch nicht zu Begeisterungsstürmen. Zumal wir im Sommer auch zusätzlich arbeiten müssen, da einige Aufträge aufgrund des Lockdowns weggebrochen sind bzw. Umsätze und Einnahmen sich verzögerten und jetzt im Sommer erledigt werden müssen.

Der Haushalt als das „Zuviel“

Das wiederum führt zurück zum Thema Haushalt. Es ist nicht mehr zu tun als sonst. Aber es fühlt sich belastender an. Das Fiepen von einem beliebigen Haushaltsgerät, das meistens noch mehr Arbeit verspricht, kann dann schon zu viel sein. Nicht zusammengelegte Wäsche der Kinder, die sie eigentlich schon vor mehreren Stunden erledigen hätten sollen, bringt dann das Fass oft zum Überlaufen. Man ist unfreundlicher und lauter als man es eigentlich will.

Gibt es Lösungen? Auf den ersten Blick ja. Haushaltshilfe, Putzfrau oder „Babysitter“ wären wohl schnell zur Hand. Das würde aber wiederum alles auf ohnehin schon etwas prekäre Budget schlagen. Anders gesagt: Man sehnt Entlastung und Zeit zu zweit natürlich herbei, hat aber auf mehreren Ebenen aufgrund dieser Sehnsucht ein schlechtes Gewissen. Zumal ja die Zeit für die Mädels (8 und fast 12) auch schwierig war.

Vielleicht ist eine kleine gemeinsame Auszeit also die beste Lösung. Irgendwo in der Nähe. Auf einer Almhütte. Eine Reise für wenige Tage, ohne viel Gepäck. Ganz bescheiden. Weg von zuhause, den Haushalt eben Haushalt sein lassen. Gut denkbar, dass man dann wieder zur Ruhe und mit neuer Kraft und stärkeren Nerven wieder nach Hause käme. Dass man dann das Gefühl hätte, nicht mehr allem und jeden und vor allem dem Haushalt hinterherzulaufen und es dennoch ständig zu wenig ist.

Gut denkbar, dass man dann wieder vertieft ins Gespräch käme und weniger von den Alltagspflichten aufgefressen werden würde. Dann wäre es eigentlich ganz egal, wo man sich befindet. In Österreich, in Spanien, in Italien. Hauptsache man hat sich als Familie. Die Familie als Gefüge ist zwar stark und unfassbar wichtig in dieser Zeit gewesen, jetzt ist es aber an der Zeit, dem Gefüge wieder mehr Tragfähigkeit zu verleihen.

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