Wenn Corona die Hochzeitspläne durchkreuzt

Auch uns hat es getroffen. Unsere Hochzeit ist Corona zum Opfer gefallen – gleich zwei Mal. Die eigentliche Hochzeit hätte im Juni 2020 stattfinden sollen, zu Zeiten des Lockdowns.

Optimistisch haben wir die Hochzeit auf Ende Oktober verschoben – wir wollten eben unbedingt kirchlich heiraten – jetzt, nicht eines Tages. Doch auch diese Pläne mussten wir wieder über den Haufen werfen. Vermutlich haben viele von euch schon Mitleid. Wegen Corona die Hochzeit verlegen klingt schmerzlich. Ihr werdet jetzt an die verschwendeten Mühen, den Aufwand der „Umladungen“, die Neuorganisation und an Stornokosten denken. Und damit habt ihr natürlich recht. Doch was eigentlich das Gravierendste ist, bedenken die wenigsten.

Was wird jetzt aus der Familienplanung?

Jetzt aber noch einmal zum Anfang zurück. Wie war das mit dem Verschieben der Hochzeit? Ich muss ehrlich sagen, wir hatten eigentlich wirklich Glück (im Unglück). Zum Ersten, weil wir ohnehin schon verheiratet sind – zumindest standesamtlich. Nachdem bei uns Kinder Priorität Nr 1 hatten, haben wir uns dazu entschieden den unkonventionellen Weg zu gehen. Schwanger die standesamtliche Hochzeit und zu unserem ersten Hochzeitstag hätte nun die große kirchliche Hochzeit folgen sollen. (Gut, dass wir mit dem Kinderkriegen nicht auf 2020 gewartet haben!)

Wir haben relativ früh erkannt, dass wir unsere Juni-Hochzeit verschieben müssen. In dieser Zeit war MNS (Mund-Nasen-Schutz) noch ein Fremdwort oder etwas, das man nur an asiatischen Touristen kannte. Auch sonst hatte man noch keine Vorstellungen davon, welche Corona-Beschränkungen noch folgen würden. Die Verschiebung war früh genug, so dass es problemlos geklappt hat, Band, Fotograph und Co auf einen neuen Termin im Oktober umzubuchen. Lediglich bei der Location und somit auch bei der Kirche mussten wir ein Dorf weiter wandern. Wir hatten tatsächlich auch das Glück, dass wir keinerlei Stornokosten hatten. Alle freuten sich über neue Buchungen und auf den Herbst nach Corona.

Mittlerweile müssen wir uns aber eingestehen – 2020 wird nicht das Jahr der großen Feste.

Es wird kein heiteres Beisammensein, kein lockeres Tanzen, kein entspanntes Feiern geben. Gott sei Dank ist es zumindest theoretisch wieder möglich, sich das Ja-Wort zu geben. Aber hierfür muss man einiges in Kauf nehmen. Da warten wir lieber noch ab – wir haben es ja nicht mehr eilig.

Doch wie ist das mit dem eilig haben gemeint?

Auch wenn es für manche als veraltet und prüde gilt: den Masterplan „Heiraten und dann Kinder bekommen“ haben immer noch (oder wieder?) viele. Wie ist es aber, wenn man seit vielen Jahren auf seinen großen Tag 2020 gewartet hat und sich jetzt doch nicht das Ja-Wort geben konnte. Was bedeutet das für die Paare, die sich seit Jahren auf Kinder freuen, die vielleicht abstinent auf den großen Tag warten?

Zunächst gab es große Spekulationen, dass Corona den nächsten Babyboom auslösen könnte. „Alle Leute sind im Homeoffice zuhause gefangen, da bleibt ihnen nur noch Sex als gemeinsames Hobby.“ Natürlich könnte auch das Gegenteil der Fall sein. Vielleicht hat man direkt vor der Coronakrise noch schnell geheiratet und wollte gerade mit dem Kinderkriegen loslegen – und jetzt so eine Pandemie. Ist denn diese Gesundheitskrise vielleicht der denkbar schlechteste Zeitpunkt, um schwanger zu sein und ein Kind zu gebären? Fragen über Fragen, die einem keiner beantworten kann. Ich bin gespannt, ob 2021 ein kinderreiches Jahr wird oder die Geburtenzahlen zurück gehen.

Wir selbst haben uns zwar von Corona unsere Hochzeitspläne zunichte machen lassen – aber unsere Familienplanung behalten wir in unseren Händen. Wir freuen uns auf unseren Zuwachs 2021 – Corona hin oder her. Wann uns endlich wieder zum Feiern zumute sein wird und wir unsere kirchliche Hochzeit nachholen können, das werden wir allerdings erst später sehen.

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Ein Artikel von

Portraitfoto Petra Schmied

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