Was tun, wenn Geschenke zur Selbstverständlichkeit werden?

„Wo sind meine Geschenke?!“ - Wie reagieren, wenn Kinder allzu fordernd und Geschenke zur Selbstverständlichkeit werden?

Hannes liebt seinen Neffen Konstantin, 5, und umgekehrt auch. Als Onkel Hannes wieder einmal zu Besuch kam und er sich nach der Begrüßung von der Anreise erfrischte, machte sich Konstantin blitzschnell daran, Koffer und Reisetasche zu durchwühlen. Ungeduldig, mit einem fordernden und leicht aggressiven Ton konfrontiert er seinen Onkel: „Wo sind meine Geschenke?!“ Als Hannes später diesen Vorfall Freunden erzählt, meint er enttäuscht: „In diesem Moment war er mir irgendwie unsympathisch!“

Geistesgegenwärtig reagieren

Trotz Überraschung reagiert der Onkel geistesgegenwärtig: „Mein Geschenk an dich, das bin ich!“ Als Konstantin den Onkel verblüfft ansieht, meint dieser: „Magst du mich nur, wenn ich Geschenke bringe? Geschenke sind keine Selbstverständlichkeit und ich mag keine Kinder, die meine Sachen durchwühlen!“ Versöhnlich fügt er hinzu. „Komm, lass uns miteinander spielen!“ Erleichtert verschwindet Konstantin mit seinem Onkel im Kinderzimmer.

Wenn Kinder mit Geschenken überhäuft werden

Konstantin ist ein süßer Knabe und die Freude seiner Familie, weshalb ihm die Eltern fast jeden Wunsch erfüllen und besonders die Großeltern nicht dabei sparen, ihm Geschenke zu machen. Bei jedem Besuch ist etwas dabei, manchmal auch mehr, und im Kinderzimmer türmen sich Legoburgen und Spielsachen aller Art. Konstantin kann sich kaum mehr freuen und verliert beinahe den Überblick.

Übersättigung verdirbt den Charakter

Durch Übersättigung verflüchtigt sich die Freude und Kinder können den Wert der Dinge immer weniger schätzen.

Ein Überhäufen mit Geschenken macht sie berechnend, egoistisch und undankbar. Wollen wir denn wirklich ihren Charakter verderben? Alles mit Maß und Ziel! Gerade in einer Zeit, wo man alles haben kann, ist weniger mehr. Kinder freuen sich am meisten, wenn wir ihnen Aufmerksamkeit schenken und uns herzlich auf sie einlassen.

Kinder, die auf nichts verzichten und um nichts kämpfen müssen, können kein Durchhaltevermögen, keine Zielstrebigkeit und keine Achtsamkeit entwickeln, Eigenschaften, die sie im späteren Leben benötigen, um Erfolg und Anerkennung zu gewinnen.

Die Geschenkekultur müssen die Eltern bestimmen

Den Eltern ist zu raten, ihre Geschenkekultur neu zu überdenken, den Kindern und den Verwandten ihre Wertvorstellungen mitzuteilen und sie zu bitten, sich daran zu orientieren. Wer dabei auch den richtigen Ton wählt, wird an Achtung dazu gewinnen und einen wichtigen Beitrag zur Charaktererziehung des Kindes leisten.

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Ein Artikel von

Portraitfoto Maria Neuberger-Schmidt

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