Wandern mit Kindern - geht das?
Ein Tipp mit Augenzwinkern: Wir nennen es nicht ‚wandern‘, sondern Ausflug. Dabei sind es meist „nur“ ausgedehnte Spaziergänge oder kurze, nette Wanderungen.
Wandern und Spazieren – Zeit zum Reden und Zuhören
Ich persönlich finde spazieren entspannend. Die monotone Bewegung - die nicht sehr schweißtreibend sein muss - die frische Luft und das Erfahren der vier Jahreszeiten tun so gut. Bei den Kindern braucht es mehr Überredung.
Wenn wir dann aber als Familie loswandern, kommt immer der Punkt, an dem die Kinder neugierig werden und anfangen, ihre Umgebung zu beobachten.
Durchs Gehen kommen wir alle ins Gespräch
Mein Mann und ich können ohne Ablenkung miteinander reden oder gemeinsam unseren Gedanken nachhängen. Oft sprudelt es aus den Kindern nur so heraus und sie springen zwischen Themen und Erlebnissen hin und her. Neben reden ist auch Zeit zum Zuhören.
Grundsätzliches zum Wandern mit Kindern
Gute Planung ist der halbe Weg!
Daher als Familie gemeinsam überlegen, wo es hingehen soll und Wander- oder Spazierrouten lieber kürzer als lang wählen. Und falls die Kinder nicht mehr wollen oder können, gleich eine Abkürzung des Weges mit berücksichtigen.
#1. Strecke
Für die Strecke gilt die Faustregel: Alter x 1,5 und 250 Höhenmeter/Stunde.
Ist das Kind 6 Jahre alt, kann ihm 9 km flache Wegstrecke zugemutet werden, die es in etwa 4 Stunden gehen wird.
Ich persönlich halte solche Rechnungen für ambitioniert, nicht weil die Kinder es konditionell nicht schaffen, sondern weil es ihnen langweilig wird und sie die Lust am Gehen verlieren.
#2. Steigung
Meine Kinder sind wenig motiviert, wenn ein steiler Aufstieg bevorsteht. Viel besser ist es, wenn wir mit der Gondel zur Bergstation fahren und von dort nach unten wandert. Oder oben am Berg flache Almenwegen entlang gehen.

Ein paar Ideen, um die Wander-Motivation bei Volksschulkinder zu steigern
#1. Der Weg ist das Ziel
Vorneweg: man darf Kindern durchaus etwas zutrauen. Sie klettern über Wurzeln und balancieren über Baumstämme und sind oft trittsicherer als mancher Erwachsener. Fordernde Wege sind außerdem spannender als „nur“ glatte Forststraßen.
Die Route sollte Abwechslung bieten, wenn also Kneippanlagen, Bäche und Seen, Wasserfälle oder Burgruinen an der Wegstrecke liegen, ist das ideal.
Am Weg braucht es Zeit zum Entdecken, für Umwege und ungeplante Stopps. Wir nehmen manchmal eine Becherlupe oder ein Fernglas mit oder machen einen „Sammelausflug“, bei dem wir am Weg schöne Blätter oder Schneckenhäuser sammeln.
Manchmal verabreden wir uns mit Freunden – je mehr Kinder, desto größer die Motivation oder nehmen den Nachbarhund mit.

Tipp für Familien in Salzburg
Eine unterhaltsame Wanderung ist z.B. der Märchenwanderweg nahe Faistenau, bei dem Volksschulkinder 10 Schilder mit einer fortlaufenden Geschichte gestaltet haben - spannend bis zum Schluss.
Ein Weg mit magischem Ausblick führt um den Hintersee bei Ramsau (Deutschland), direkt angrenzend ist der Zauberwald, in dem künstlerisch gestaltete Schilder über Fauna und Flora informieren und man kommt an kleinen Höhlen vorbei, die die Kinder immer gerne erkunden (Taschenlampe mitnehmen) .
Ich bin ein großer Fan von Spaziergängen im Moor, z.B. Der See-Moor-Weg ins Wenger Moor, der mit seiner tollen Landschaft und vielen Schautafeln auch für Kinder viel zu bieten hat. Er ist mit 3km oder 5 km nicht zu lange.
#2. Manchmal ist das Ziel das Ziel
Zugegeben, das ist „anstrengender“ für Eltern als wenn man einen abwechslungsreichen Weg wählt, der die Kinder vom Gehen ablenkt. Ein Ziel könnte das Essen auf einer Hütte oder der Streichelzoo daneben sein, ein Eis nach der Wanderung über die Salzburger Stadtberge, ein Abenteuerspielplatz oder der Stempel im Wanderbuch.
#3. Ablenkung vom „Wann sind wir denn endlich da?“
Wenn dann während des Spaziergangs Langeweile aufkommt, lassen sich Wolkenformen entdecken, Lieder singen, ‚ein-Schritt-ein-Schritt-ein-Sauseschritt‘ marschieren, Tiere raten (ein Spieler denkt sich ein Tier aus und die Mitspieler stellen Fragen, die nur mit Ja und Nein beantwortet werden dürfen) oder ein Weg-Bingo spielen. Oder wir plaudern einfach über alles mögliche.
Ausrüstung – was ziehen wir an, was nehmen wir mit?
- Je nach Jahreszeit und Wetter am besten nach dem Zwiebelprinzip kleiden.
- Motto: Man kann immer etwas ausziehen, aber nichts anziehen, das man nicht mitgenommen hat.
- Beim Losstarten (!) den Wetterbericht checken. Auch wenn er Sonnenschein verkündet, zumindest eine Regenjacke einpacken oder umbinden. Gewitter- und Sturmwarnungen ernst nehmen.
- Kinder sollen Kleidung tragen, die schmutzig und nass werden darf.
- Immer einen Hut oder Kappe aufsetzen.
- Gegen windige Kälte in höheren Lagen lange Sachen und eine dünne Haube/Stirnband einpacken. Vor allem wenn man mit der Gondel aus dem Tal nach oben fährt und von 500 auf 1800 Höhenmeter kommt. Der Temperaturunterschied ist deutlich zu spüren.
- Egal ob Spaziergang oder längere Wanderung – Stets gute Schuhe wählen. Keine Flip Flops oder Sandalen, sondern mindestens Sportschuhe bzw. Wanderschuhe.
Was gehört in den Rucksack?
Vorneweg: Wenn ich direkt vor der Haustür zu einem frühlingshaften 3km Spaziergang durch die Stadt aufbreche, werde ich natürlich weniger mitnehmen als wenn wir mit der Gondel zur Bergstation fahren und nach unten wandern.
- Sonnencreme und Lippenschutz
- (viel) Wasser
- kleiner Spaziersnack oder große Wanderjause
- Regenschutz
- Erste Hilfe Tasche: Pflaster, Desinfektionsmittel, Pinzette oder Zeckenzange, Mückengel, Blasenpflaster, Rettungsdecke
- ein aufgeladenes (!) Handy
- Taschentücher
- Bargeld und Münzen (z.B fürToilettenbesuch)
- Je ein paar Ersatzsocken pro Person.
- Plastiksackerl für Müll
- Ein Taschenmesser
- Eine zweite Garnitur Klamotten bzw. lange Hosen und Shirts (falls die erste nass werden sollte bzw. als Schutz gegen Kälte)
- Microfaser-Handtuch. Meine Kinder planschen gerne und die Tücher trocknen schnell, sind leicht und brauchen kaum Platz.
Tipp: Immer etwas Platz im Rucksack lassen für Klamotten die ausgezogen werden, weil es zu warm wird.
Fazit
Kurze, abwechslungsreiche Strecken wählen, keinen großen Anspruch haben an Wegzeit oder Höhenmeter, die Bedürfnisse der Kinder ernst nehmen (Hunger, Durst, WC-Besuch), viel Zeit einplanen und Abkürzungen, Umwege und Pausen hinnehmen.
Entspannt bleiben!