Von Sommermodus zu Schulalltag – so gelingt der Übergang für dich und dein Kind

Zu Beginn der Ferien fühlen sich neun Wochen oft wie eine kleine Ewigkeit an und dann plötzlich, steht wieder der erste Schultag vor der Tür. Wie du dein Kind (und dich selbst) gut auf den Start vorbereitest und welche kleinen Strategien den Übergang leichter machen können, erfährst du hier.

Von Ferienstimmung zu Stundenplan

Es ist jedes Jahr das Gleiche: Kaum hat man sich an den entspannten Ferienrhythmus gewöhnt, klingelt schon wieder der Wecker um 6:30 Uhr. Für Kinder bedeutet das: kein Ausschlafen mehr, keine endlosen Spieltage, weniger Zeit zum Herumtrödeln und ein Tagesablauf der ein Stück weit mehr von außen bestimmt wird, als in den letzten Wochen. Für uns Eltern kommt oft noch der berufliche Druck dazu, täglich Jause herrichten, Schulsachen kontrollieren und die Organisation des Alltags muss wieder wie ein Uhrwerk funktionieren.

Besonders nach neun Wochen Sommerpause ist der Unterschied im Tagesgeschehen sehr groß. Manche Kinder freuen sich auf ihre Freund:innen, auf neue Hefte und spannende Fächer. Andere sind eher zurückhaltend, vor allem sensiblere oder neurodivergente Kinder, die auf Veränderungen stärker reagieren. Für sie kann der Übergang richtig anstrengend sein. Und dann gibt es noch die Kinder, die aus verschiedenen Gründen gar nicht mehr in die Schule wollen. Als Elternteil weiß man, es steht einem eine herausfordernde Zeit bevor.

Warum der Start schwerfallen kann

  • Veränderte Routinen: In den Ferien gibt es oft keine festen Zeiten für Schlafen, Essen oder Lernen. Lernen fällt bei den meisten ganz weg, was auch gut ist. Kinder sollen in den Ferien frei von Druck sein.
  • Soziale Anpassung: Nach Wochen ohne Schulalltag wieder in eine große Gruppe zurückzufinden, kann Energie kosten. Schulklassen sind voll von Kindern (und Lehrkräften) die sich die Kinder nicht selbst ausgesucht haben. Es ist eine Art der Zwangsgemeinschaft, die für viele Kinder belastend sein kann.
  • Leistungsdruck: Manche Kinder haben Angst, nicht mehr „drin zu sein“ oder gleich am Anfang hinterherzuhinken. Kinder wollen gefallen. In dem Bewertungssystem der Schule macht es vielen Kindern Stress mitzuhalten.

 

Das alles betrifft allerdings nicht nur die Kinder – auch wir Eltern müssen uns neu eingrooven und die Balance zwischen Job, Schule und Familienleben wiederfinden. Dies gilt übrigens auch für Lehrkräfte 😉

Sanfte Landung statt harter Start

Der Schlüssel zum leichteren Übergang liegt in einer schrittweisen Annäherung an den Schulrhythmus. Dies geschieht am besten schon ein bis zwei Wochen vor Ferienende. Das muss gar nicht streng oder trocken sein.

  • Schlafrhythmus langsam anpassen: Jeden Tag 15 Minuten früher ins Bett und aufstehen – so verkraftet der Körper den Wechsel besser. Und 15 Minuten sind für die meisten einfacher umzusetzen als von heute auf morgen 2 Stunden früher.
  • „Schulproben“ im Alltag: Frühstück wieder zur Schulzeit einführen oder den Schulweg einmal gemeinsam abgehen.
  • Vorfreude statt Stress: Gemeinsam die Schulsachen aussuchen und zusammenpacken oder die Lieblingsjause-Rezepte planen.
  • Über Erwartungen sprechen: Gemeinsam klären, was dich und dein Kind im neuen Schuljahr erwartet – realistisch, aber positiv, es soll kein Druck entstehen.
  • Positive Psychologie nutzen: Jeden Tag drei Dinge nennen, auf die sich dein Kind in der Schule freut – auch wenn es „nur“ die Pause, die Freunde, Ausflüge  oder der Zeichenunterricht sind.
  • Den Fokus auf Stärken legen: Erinnere dein Kind daran, was es schon gut kann und wie diese Fähigkeiten im Schulalltag helfen werden. Wann ist dein Kind in den Ferien über sich hinausgewachsen, wann war es mutig oder stark und wie kann das in der Schule (nicht nur beim Lernen, sondern auch in sozialen Interaktionen) helfen?
  • Kleine Motivationsanker setzen: Vielleicht ein besonderer Stift, ein neuer Schlüsselanhänger oder ein besonderer Ausflug nach der ersten Schulwoche um zu feiern, dass man die erste Woche geschafft hat.

 

Extra-Tipps für sensible Kinder

Manche Kinder brauchen etwas mehr Sicherheit, bevor der Schulalltag wieder beginnt. Hier helfen klare Absprachen, kleine Rituale und gute Planung:

  • Einen Wochenplan mit allen Terminen gemeinsam gestalten und sichtbar aufhängen.
  • Darüber sprechen, wie die erste Woche ausschauen wird. Wer wird wann wo sein, vielleicht sogar was es zu Essen gibt.
  • Übergangsobjekte zulassen. Ein Andenken oder Kuscheltier aus dem Urlaub darf in den allermeisten Klassen mitgebracht werden.
  • Ein Gespräch mit der Lehrkraft, damit sie weiß, dass der Übergang für das Kind herausfordernd ist.
  • Ein kleines „Ferienende-Ritual“ wie einen besonderen Ausflug, ein Lagerfeuer oder einen Filmabend am letzten Ferienwochenende einführen.
  • Gespräche über Ängste und Sorgen zulassen – manchmal reicht es schon, zuzuhören und ernst zu nehmen.

 

Und du? Nicht vergessen!

Als berufstätige Eltern stehen wir oft unter Zeitdruck, wenn die Schule startet.

Versuche, dir in dieser Phase bewusst kleine Pausen zu gönnen – selbst wenn es nur ein Kaffee in Ruhe ist, bevor der Arbeits- und Schultrubel losgeht. Kinder spüren, wenn wir gestresst sind, genauso wie sie merken, wenn wir gelassen bleiben. Diese Übergangszeit von Ferien in den Schulalltag ist auch nicht die beste Zeit um neue Regeln oder große Veränderungen anzugehen. Warte damit einfach noch zwei Wochen, dann wird es bestimmt stressfreier für alle.

Der Schulstart ist für alle eine Umstellung – und manchmal eine Herausforderung. Mit etwas Vorbereitung, klaren Routinen und einer Portion Gelassenheit kannst du deinem Kind helfen, den Start positiv zu erleben. Und vielleicht entdeckst du dabei sogar kleine neue Rituale, die euch durchs ganze Schuljahr begleiten.

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Ein Artikel von

Portraitfoto Melanie Scheucher

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