Von der Schönheit des grauen Alltags

Wie Sie vielleicht schon mitbekommen haben liebe ich Feste und Festzeiten. Ich mag es das Haus zu dekorieren, passende Leckereien vorzubereiten, ggf. Geschenke zu besorgen, Gäste einzuladen usw. Jedes Fest geht aber auch wieder zu Ende. Wenn mir deshalb ein wenig wehmütig ums Herz ist, freue ich mich dennoch wieder auf den Alltag. Auch wenn dieser oft auf den ersten Blick eintönig erscheint.

Der Alltag wird immer wieder etwas stiefmütterlich als „grauer“ Alltag bezeichnet. Alltag bedeutet Ordnung, Sicherheit, Geborgenheit und Beständigkeit. Es bedeutet aber vielleicht auch Unzufriedenheit, Frust, Langeweile und Überforderung. Mir hilft es immer wieder zu reflektieren, wie es mir in meinem Alltag geht. Was geht mir leicht von der Hand, was macht mir Freude? Bin ich in bestimmten Bereichen unzufrieden?

Der Alltag ist kein Schreckgespenst

Wenn ich an Jesus von Nazareth denke, kommt mir vor, dass er viel „Alltag“ gelebt hat. Die längste Zeit seines Lebens hat er als ganz „normaler“ Mensch mit seiner Familie gelebt. Er hat gearbeitet, gegessen, gefeiert und getrauert. Die Heilige Therese von Lisieux hat immer wieder betont, dass Gott auch zwischen Kochtöpfen gefunden werden kann. Mich ermutigt es, dass der Alltag keine lästige Nebensache ist, sondern der Alltag seine ganz eigene Bedeutung hat. 

Ich möchte mit Ihnen einen Ausschnitt des Buches „Murmeln in meiner Hand – Erfülltes Kinderleben durch sinnvolle Bescheidenheit“ von Anna Maria Kislinger teilen. Dieses Buch gehört zu meinen absoluten Favoriten, es inspiriert mich immer wieder aufs Neue. 

„Der unaufdringliche Alltag, mit seinen immer wiederkehrenden Rhythmen, auch mit den routinemäßigen Wiederholungen gewisser Folgen und Abhandlungen von Gewohntem und Gekonntem, gibt allen Familienmitgliedern Halt. Das sind wir zu Hause. Das Zuhause mit seinem Gleichmaß wirkt wie die Nabe eines Rades, um die sich das herausfordernde Leben dreht. Die Nabe bildet die Mitte, zentriert und stärkt, beruhigt und gibt Sicherheit.“  „Überreizte Kinder, die diesen grauen Alltag nicht mehr erleben können, werden unruhig – nicht weil sie krank sind, sondern weil sie gesund reagieren auf ein krankes Umfeld.“

Sinnvolle Alltagsgestaltung

Ein Schlüssel dafür, dass der Alltag nicht das Schreckgespenst schlechthin wird, ist, ihn so zu gestalten, dass er als sinnvoll und schön empfunden werden kann. 

Dazu stellen sich folgende Fragen:

– Nehme ich meine Verantwortung für mich und mein Wohl wahr?

– Sind meine Tätigkeiten für mich erfüllend? Wenn nicht, wie kann ich mir Raum und Zeit dafür schaffen?

– Herrscht in unserer Familie eine gute Balance zwischen Arbeit und Ruhe?

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– Bin ich in einem oder mehreren Bereichen frustriert und überfordert? Wenn ja, was kann ich dagegen tun?

– Kann ich Unperfektes in meinem Leben mit Humor und Gelassenheit sehen? Oder bin ich ständig am Nörgeln was ich alles nicht habe oder was alles sein sollte?

Vieles lässt sich im Alltag integrieren und gestalten. Wenn man allerdings merkt, dass man aus der „roten Zone“ nicht mehr rausfindet, ist es ratsam, sich Hilfe zu holen. Vielleicht ist der Ehepartner oder ein Freund ein möglicher Ratgeber, manchmal ist es aber auch notwendig, sich professionelle Hilfe zu holen. 

Routinen helfen

Kinder brauchen gleichbleibende Abläufe. Je jünger die Kinder sind, desto wichtiger ist ein kontinuierlicher Alltag. Es ist der Grießbrei, den es jeden morgen zum Frühstück gibt, das Kuscheltier, das am Abend nicht fehlen darf oder die Spielezeit im Garten, die jeden Tag nach dem Mittagessen am Programm steht, die Kindern Sicherheit und Geborgenheit vermittelt. Den Alltag mit der Familie genießen zu können, trägt unmittelbar zur Lebensqualität für alle bei. Und dabei sind es oft die kleinen und einfachen Dinge, die den Alltag zu etwas Besonderem und Schönen machen. 

Mit älteren Kindern gibt es andere Herausforderungen im Alltag. Die Schule und das Lernen stehen meist im Vordergrund und der Umgang mit den Medien ist bei fast allen Teenagern ein Thema. Wie der Alltag, in der Familie gelebt wird, wirkt sich auf die Entwicklung bei Teenagern und Jugendlichen aus. Habe ich eine gute Gesprächsbasis zu meinen Kindern? Bin ich präsent, wenn sie zu  Hause sind? Ist es bei uns stressig oder gemütlich? Herrscht bei uns eine Atmosphäre, bei der jeder sich zu Hause und angenommen fühlen kann? 

Alltagscheckliste

Es hilft, sich immer wieder einmal eine kurze Alltagscheckliste zurechtzulegen und manche Punkte ganz konkret zu überlegen. Denn Gedachtes vergisst man schnell wieder und Aufgeschriebenes wird leichter in den Alltag umgesetzt.

  • Was sind meine Aufgaben/Tätigkeiten
  • Wie viel Zeit/Aufmerksamkeit widme  ich: mir selbst, Gott, meinem Ehepartner/ meiner Ehepartnerin, meinen Kindern
  • Was macht mir Freude
  • Was bereitet mir Frust/Überforderung
  • Meine kurzfristige Planung für die nächsten 2 Wochen
  • Meine längerfristige Planung für die nächsten 2 Monate

Meine Alltagscheckliste zum Ausdrucken

Einen wunderschönen Alltag wünsche ich Ihnen allen

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