Spielen im Grünen nur mit FSME-Impfschutz

Die FSME-Impfung haben viele Menschen aufgrund der COVID-19-Pandemie etwas aus den Augen verloren. Leider kann dies mit etwas Pech schlimme Folgen haben, auch für die Kleinsten in unserer Gesellschaft. Die Spielplätze sind bei schönem Wetter voll Menschen, die Fußballplätze ebenso. Die ersten Picknicks im Grünen finden statt. Das sind allerdings genau jene Orte, wo sich neben den Menschen auch die Zecken wohlfühlen. Stiche des Spinnentieres werden oft übersehen, eventuelle nachfolgende Krankheitssymptome aufgrund von FSME oder Borreliose schließt das natürlich nicht aus. Auch (kleine) Kinder kann man gegen FSME impfen lassen, was die WHO für Endemiegebiete wie Österreich auch empfiehlt.

Zecken lauern auch in der Stadt

In Deutschland wurden letztes Jahr 16 Spielplätze auf Zecken untersucht. Dabei wurden die Experten mehr als fündig. Die meisten Zecken wurden in Hamburg gefunden (48 Zecken auf 120 m²), die wenigsten in Süddeutschland. Zwar sagt das noch nichts darüber aus, ob diese auch FSME übertragen, dennoch zeigen diese Funde, dass man FSME und andere Zecken-übertragene Krankheiten wohl auch in Norddeutschland nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte. Eine ähnliche Untersuchung wurde bereits 2018 auf Fußballplätzen durchgeführt. Dort zeigte sich sogar eine noch höhere Zeckendichte als auf den Spielplätzen, auch das in fast ganz Deutschland verteilt.

„Nachdem ganz Österreich als Endemiegebiet gilt, kann man davon ausgehen, dass auch in Österreich Spiel- und Fußballplätze „zeckenverseucht“ sind“, erläutert Prim. MedR. Ass.-Prof. DDr. Peter Voitl, MBA vom ersten Wiener Kindergesundheitszentrum Donaustadt und Leiter des Referats für Impfangelegenheiten der Wiener Ärztekammer.

Picknick mit ungebetenen Gästen

Die Zecken sind mittlerweile schon seit einiger Zeit erwacht, da Temperaturen ab 5 Grad für sie dafür schon ausreichend sind. Außerdem lieben sie Feuchtigkeit und Wärme. Nach einem Regentag sind sie daher besonders aktiv. Die aktuelle Jahreszeit ist also ideal für sie, doch auch bei trockenem oder kühlem Wetter sind sie auf der Jagd nach Wirten.

Sie lieben hohes Gras, Gebüsch oder loses Laub. Wer jetzt daran denkt, zu picknicken, sollte sich bewusst sein, dass es unter Umständen ungebetene Gäste geben könnte. Haustiere sind besonders anfällig, Zecken mit nach Hause zu nehmen, schließlich streifen sie überall dort umher, wo auch die Zecken gerne sind.

Bei Kindern auf den Kopf achten

„Wer sich im Gras oder Gebüsch aufgehalten hat, sollte sich und seine Kinder hinterher unbedingt nach Zecken absuchen“, empfiehlt Voitl. Bei Kindern bis 12 Jahre sollte man besonders gründlich am Kopf suchen – 40 Prozent aller Zeckenstiche finden dort statt. Weitere 29 Prozent an Oberkörper und Armen. Bei Erwachsenen hingegen finden über 70 Prozent der Zeckenstiche in der unteren Körperhälfte statt.

40 Prozent aller Zeckenstiche finden sich bei Kindern am Kopf.

Besonders häufig findet man Zecken in der Schamgegend, den Oberschenkelinnenseiten, dem Bauchnabel und Umgebung, unter den Brüsten, in den Achselhöhlen, an Schultern, Hals und Nacken, am Haaransatz, in der Ohrmuschel und hinter den Ohren, in der Kniekehle und in der Armbeuge. Feuchte Kleidung sollte man am besten in den Trockner geben, den überleben Zecken nämlich sicher nicht. [1] Generell sind die Zecken nicht immer leicht zu finden, denn am häufigsten stechen die besonders kleinen Nymphen zu, die fast wie Sommersprossen aussehen können.

Rasches Entfernen schützt nicht vor FSME

Doch selbst wenn man die Zecke beim Absuchen findet und danach entfernt, senkt dies zwar das Risiko für Borreliose, nicht aber für FSME. Und man sollte bedenken, dass etwa die Hälfte der Zeckenstiche übersehen wird. Helle Kleidung und spezielle Sprays hält zwar die Zecken bis zu einem gewissen Grad ab, sind aber keine Garantie. „Der wirksamste Schutz, sowohl für Kinder als auch für Erwachsene, ist die vorbeugende FSME-Impfung“, stellt Voitl klar.

Zeckenpinzette

Die WHO empfiehlt sie sogar ausdrücklich ab dem 1. Lebensjahr in Endemiegebieten wie Österreich. „Das hat seinen Grund“, so der Kinderarzt. „Zwar verläuft FSME bei Kindern meist weniger schwer als bei Erwachsenen, dennoch kommen jedes Jahr mehrere Kinder mit einem schweren Verlauf ins Spital. Außerdem gibt es auch bei Kindern mit mildem Verlauf Langzeitfolgen, vor allem im neurologischen Bereich.“ Laut Österreichischem Impfplan ist in Ausnahmefällen sogar eine Impfung ab dem 6. Lebensmonat möglich, in diesem Fall muss allerdings das Impfschema etwas angepasst werden. „Wer mit einem Säugling in einem Gebiet lebt, in dem FSME besonders häufig ist, sollte diese Option mit seinem Kinderarzt oder seiner Kinderärztin besprechen“, so Voitl.

Für Erwachsene gilt ein klassisches 3-Dosen-Schema für die Grundimmunisierung. „Hier sind dennoch zwei Dinge zu beachten“, so der Impfspezialist. „Erstens muss man wissen, dass die erste Dosis noch keinen kompletten Schutz aufbaut und zweitens, dass der Impfschutz nach der Grundimmunisierung auch wieder nachlässt und man regelmäßig zur Auffrischung gehen muss. Nämlich alle fünf Jahre, wenn man unter 60 Jahre alt ist und alle drei Jahre, wenn man älter als 60 Jahre alt ist.“ Wer sich daran hält, ist zu 95 bis 99 Prozent vor FSME geschützt.

Ähnliche Artikel

Ein Artikel von

Weitere Artikel des Autors lesen